Liebe ist kein Beinbruch
zurückgeben.“ Sie blickte sich um. „Da wir gerade von Schönheit sprechen: Wo ist Dr. Salinger hin?“
Porter warf ihr ein kleines Lächeln zu. „Sie hatte scheinbar genug von mir – und von der Stadt. Sobald ihr Van repariert ist, will sie dorthin zurück, wo sie hergekommen ist.“
„Tatsächlich? Wie schade. Sie schien mir vernünftig zu sein – die Art von Frau, die wir hier brauchen.“
„Das ist sie“, gab er zu. „Obwohl ich sie nicht direkt als klassische Schönheit bezeichnen würde.“
Molly schüttelte den Kopf. „Machen Sie die Augen auf, Soldat. Das Mädchen besitzt eine Schönheit, von der ein Mann niemals genug bekommen kann.“
Porter starrte sie finster an. „Vielleicht suche ich gerade nach Frauen, von denen ich irgendwann genug habe.“
„Ich werde Ihrer Mutter nicht verraten, dass Sie das gesagt haben“, entgegnete Molly und wirkte enttäuscht.
Zerknirscht murmelte er: „Tut mir leid. Mein Bein bringt mich um, und ich verhungere. Die kleine Frau Doktor meinte, ich solle mein Schmerzmittel zusammen mit etwas zu essen einnehmen. Können Sie mir da behilflich sein?“
„Ich bin keine Köchin auf Abruf.“
„Kommen Sie schon, Colonel.“ Porter legte den Kopf schräg. „Seien Sie die einzige Frau in der Stadt, die mir momentan keinen Kummer bereitet.“
Sie schürzte die Lippen. „Ich schätze, ich könnte ein Rührei machen.“
Er grinste. „Braves Mädchen.“
„Passen Sie auf, Soldat!“
Porter straffte die Schultern und salutierte. Das brachte ihm ein Lächeln von Molly ein. Er blickte aus dem Fenster und beobachtete, wie sich Dr. Salinger, schlank wie sie war, langsam in Richtung Pension bewegte. Die Ärztin wirkte, als würde das Schicksal der Welt auf ihr lasten.
Sie weiß es nur nicht, dachte Porter, aber dass das Schicksal von Sweetness auf ihr lastet, das steht fest.
Lustlos sah Nikki ihre Habe durch. Bilder von Darren und seiner strippenden Verlobten in allen möglichen erotischen Stellungen quälten sie. Sie und Darren hatten wahrscheinlich nie die Laken in Brand gesetzt, doch sie war mit ihrem gemeinsamen sexuellen Leben zufrieden gewesen und hatte angenommen, dass es ihm auch so gegangen war.
Das war offensichtlich nicht der Fall gewesen.
Wieder traten ihr die Tränen in die Augen. In der Ferne konnte sie hören, wie die Frauen in der Küche redeten und lachten. Waschmaschinen surrten. Sie fühlte sich so einsam. Wie war sie hierhergekommen? Ihr Leben, eine Katastrophe – von einem Ort geflohen, am anderen gefangen. Sie musste zwischen Pest und Cholera wählen.
Als sie Schritte hörte, wischte sie sich über die Augen. Rachel tauchte auf, und Nikki schob ihren Missmut entschlossen beiseite. Es war nicht Rachels Schuld, dass ihre aufreizende Weiblichkeit die Unsicherheit, mit der Nikki zu kämpfen hatte, noch verstärkte.
„Störe ich irgendwie?“, fragte Rachel.
„Nein, kommen Sie herein. Brauchen Sie noch Benadryl?“ Die Frauen wurden von Insektenstichen und Allergien geplagt – sie selbst eingeschlossen. Nikki hatte den ganzen Morgen über Salbe und Antihistamine verteilt. Es war nicht gerade das, wovon sie während ihres Medizinstudiums geträumt hatte.
„Nein, mir geht es gut“, erwiderte Rachel und kratzte gedankenverloren an ihren zerstochenen Armen. „Ich bin nur gekommen, um Sie zur Stadtversammlung abzuholen.“
„Oh.“ Nikki zögerte. „Ich gehe nicht hin.“
Rachel runzelte die Stirn und verschränkte die Arme vor der Brust. „Warum nicht?“
Sollte sie Rachel sagen, dass sie nicht vorhatte, hierzubleiben? Nein. Sie wollte sich ihren Fragen nicht stellen müssen. Ohne Zweifel hatten die Frauen in Broadway angerufen, um mit der Familie oder Freunden zu sprechen. Falls zwei oder drei von ihnen von Darrens Verlobungsanzeige gehört hatten, wussten wahrscheinlich längst alle Bescheid. Sie würden sie für erbärmlich halten und glauben, dass sie zurückkehrte, um ihren Ex zurückzugewinnen.
Die Wahrheit war allerdings noch viel mitleiderregender – denn egal, wie viele schlechte Erinnerungen sie auch an Broadway hatte, so machte ihr dieser kleine Ort mit den riesigen Erwartungen noch viel mehr Angst.
„Ich … ich habe zu tun, das ist alles“, schwindelte Nikki, aber ihre Ausrede klang selbst in ihren eigenen Ohren schwach.
Rachel blickte sie argwöhnisch an. „Wir brauchen Sie dort, Nikki. Sie müssen Fragen stellen und uns den Rücken stärken. Wir möchten sichergehen, dass diese Stadt alles bieten kann, was
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