Liebe ist kein Beinbruch
hatte.
Mit einem Ruck zog sie ihr Kinn weg. „Nichts, worüberSie sich Ihren Kopf zerbrechen müssten. Sie wollten mich jemandem namens Molly vorstellen?“
„Richtig“, sagte er und machte sich auf den Weg ins Dining House. „Colonel Molly McIntyre ist hier aufgewachsen. Irgendwann hat sie die Stadt verlassen, um beim Militär zu dienen. Nach dreißig Jahren ist sie in den Ruhestand gegangen. Als sie gehört hat, dass wir jemanden brauchen, der unser Team versorgt, hat sie sich bereit erklärt, unser Dining House zu leiten.“
„Also essen die Männer immer hier?“, fragte Nikki und wies auf das lang gestreckte zweckmäßige Gebäude.
„Wenn wir nicht etwas Außergewöhnliches veranstalten, wie zum Beispiel ein Barbecue wie gestern Abend, essen sie dort. Wir versuchen, den Männern so oft wie möglich Abwechslung zu bieten.“ Er zögerte, bevor er ihr die Tür mit einer Krücke aufhielt. „Was die Organisation angeht, ist Molly unschlagbar. Aber sie ist eine grauenvolle Köchin.“
Nikki musste lächeln. „Also bringen Sie mich hierher, damit ich mieses Essen kosten kann?“
„Molly hat noch etwas anderes für die Stadt getan“, sagte er und folgte ihr hinein.
Nikki sah sich in dem schmucklosen Raum um. Vorn befand sich ein langer Tresen, an dem das Essen wie in einer Kantine präsentiert und ausgegeben wurde. Ansonsten standen Reihen von handgearbeiteten Holztischen und Bänken in dem Speisesaal. Ein paar Nachzügler, die von dem Frühstück, das sie verzehrten, wenig begeistert schienen, saßen noch dort.
„Das sieht nicht gerade aus wie ein Dining House“, meinte Nikki spontan.
„Wir haben große Pläne“, entgegnete Porter mit einem Grinsen. „Von denen Sie hören werden, wenn Sie zur Stadtversammlung kommen.“
Eine untersetzte Frau mit einer Schürze in Tarnfarbenmusterstand hinter der Anrichte und überwachte einen riesigen Gewerbespüler. Porter winkte, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Molly kam zu ihnen herüber. Mit ernster Miene trocknete sie sich die Hände ab. „Die Küche ist bis zum Mittagessen geschlossen, Soldat.“
Porter wies auf sein Bein. „Kommen Sie, Colonel. Ich bin verwundet – und stehe kurz vor dem Verhungern. Können Sie nicht ausnahmsweise etwas für mich auftreiben?“
„Nein. Und zwinkern Sie nicht mit Ihren blauen Augen. Sie wissen doch, dass Süßholzraspeln bei mir nicht ankommt.“
Nikki unterdrückte ein Lächeln. Irgendwie war ihr diese Frau sympathisch.
Porter seufzte und wies auf Nikki. „Molly, ich möchte Ihnen Dr. Nikki Salinger vorstellen. Dr. Salinger hat mich verarztet.“
„Nett, Sie kennenzulernen, Dr. Salinger. Ich bin Molly McIntyre.“ Molly streckte ihre derbe Hand aus, die Nikki schüttelte.
„Freut mich auch, Sie kennenzulernen.“
„Sie sind keine von diesen Vegetarierinnen, oder?“, fragte die Frau argwöhnisch.
„Äh … nein“, antwortete Nikki. Dann drehte sie die Hand der Frau um und wies mit einer Kopfbewegung auf den roten Ausschlag. „Kontaktdermatitis, nehme ich an. Vom Spülmittel. Behandeln Sie das Ekzem?“
„Doc Riley hat mir eine Lotion aus Blaubeerblättern gegeben.“
Nikki verzog den Mund. „Falls das Jucken nicht aufhört, sollten Sie zu einem richtigen Arzt gehen, der Ihnen eine Steroidsalbe verschreibt.“
Molly zeigte sich unbeeindruckt. „Ich werde darüber nachdenken.“
„Dr. Salinger hat heute Morgen beim Wasserturm eine interessanteEntdeckung gemacht“, sagte Porter und zog ein Taschentuch hervor, in das er die Uhr eingeschlagen hatte. Er reichte sie Molly. „Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich Dr. Salinger die Asservatenkammer zeige?“
Mollys Miene hellte sich auf, als sie die Uhr betrachtete. „Machen Sie ruhig. Ich werde inzwischen dieses Schmuckstück reinigen.“
Porter führte Nikki durch den Hinterausgang des Dining House. Ein paar Meter entfernt stand ein großes langes Wellblechgebäude. Ein Schloss mit Zahlenkombination sicherte die Tür, die er öffnete, nachdem er die richtige Nummer eingestellt hatte. Er schaltete das Licht an.
Es war, wie Nikki mit einem Blick feststellte, eine Lagerhalle.
Rechts vom Eingang befand sich ein Arbeitsbereich mit Schreibtisch, Tischen, Aktenschränken, Spülen, einem Wasserschlauch, Lappen und verschiedenen Säuberungsutensilien. Der Rest des Gebäudes erinnerte an einen riesigen Flohmarkt – Möbel, Gartenfiguren, Decken, Kleider, Musikinstrumente, Werkzeuge und sogar einige Motorräder.
„Hier bewahren wir alle
Weitere Kostenlose Bücher