Liebe ist kein Beinbruch
von der Gruppe entfernt hatte und versuchte, sich davonzuschleichen. Er erkannte seine Chance, sie wieder in Zugzwang zu bringen. „Dr. Salinger!“
Ertappt blieb sie stehen und drehte sich um. „Ja?“
„Wir hoffen, dass wir auf Ihren Beitrag zählen können, wenn wir die Ambulanz bauen.“
In ihren Augen las er höchste Verärgerung, doch unter dem Druck der Zuschauer nickte sie schließlich knapp. „Selbstverständlich.“ Dann wies sie zur Pension. „Ich muss wieder zurück.“
Er grinste breit. „Ich werde Sie begleiten.“
Porter humpelte zu ihr hinüber, aber er konnte ihr ansehen, dass sie wenig erfreut war. Sie ging voraus, doch es gelang ihm, sie einzuholen.
„Ihre Gruppe hat uns da drin die Hölle heißgemacht.“
„Das ist nicht meine Gruppe“, erwiderte sie kurz angebunden.
„Wir freuen uns, dass Sie alle bleiben.“
„Sie wissen, dass ich nicht bleibe“, erinnerte sie ihn.
„Aber die anderen wissen es nicht, oder?“
Sie presste die Lippen aufeinander. „Nein. Noch nicht.“
„Also werden Sie uns helfen, die Ambulanz auf den Weg zu bringen, bis Ihr Van repariert ist?“
„Ich schätze, ich habe gerade sowieso nichts Besseres zu tun“, erwiderte sie ohne Begeisterung.
„In der Zwischenzeit werden wir Ihre Bestände und die Ausrüstung in eines der leeren Zimmer im ersten Stock räumen, damit Sie ungestört Patienten behandeln können.“
„Da wir gerade davon reden: Ich habe gehört, dass sich heute Morgen ein paar Arbeiter verletzt haben. Warum hat man mich nicht geholt?“
Er mochte ihr nicht sagen, dass die Männer nicht von ihr hatten behandelt werden wollen und stattdessen darauf bestanden hatten, dass Doc Riley ihre Schnitte und Schürfwunden versorgte. „Ihre Verletzungen waren nicht schlimm – nur ein paar Kratzer.“
„Klar“, entgegnete sie, und es war ihr anzusehen, dass sie kein Wort glaubte.
„Diese Männer sind stark, und sie sind es gewohnt, kleinere Blessuren klaglos hinzunehmen.“
Sie hatten die Pension erreicht. An der Tür blieb sie stehen. Offensichtlich wollte sie nicht, dass er mit hineinkam. Sie zog die Nase kraus. „Wie wirkt das Wintergrünöl?“
„Nicht so gut wie das Schmerzmittel, das Sie mir verschrieben haben“, erwiderte er kleinlaut.
Sie hob die Augenbrauen. „Stellen Sie sich vor! Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich jetzt gern eine Liste der Dinge erstellen, die Ihre neue Ambulanz fürs Erste braucht.“
„Kann ich behilflich sein?“
„Nein“, versetzte sie brüsk.
Als sie sich umdrehen wollte, sagte er: „Dr. Salinger, ich wollte Sie nicht in Verlegenheit bringen. Das tut mir leid.“
Der Blick, den sie ihm zuwarf, ließ keinen Zweifel daran, dass sie nicht bereit war, ihm zu verzeihen. Wieder fragte er sich, was sie in Broadway erlebt und zurückgelassen hatte und in welche Umstände sie jetzt unbedingt zurückkehren wollte.
Nikki deutete auf sein Gipsbein. „Sie sollten Ihr Bein wirklich nicht so stark belasten.“ Damit ging sie in die Pension und schloss die Tür hinter sich.
Auf dem Weg zurück ins Dining House kam Porter an Rachel vorbei, die stehen blieb und ihm ein verführerisches Lächeln zuwarf. „Hätten Sie Lust, uns morgen auf unseren Shoppingtrip nach Atlanta zu begleiten?“
Einen Moment lang ließ er sich gern von der strahlenden Schönheit dieser Frau ablenken. Er konnte sich nichts Besseres vorstellen, als einen Tag mit einer hübschen Frau zu verleben, die Zeit mit ihm verbringen wollte. Doch er durfte Nikki nicht aus den Augen lassen – falls sie sich entschließen sollte, aus Sweetness zu fliehen.
„Danke, aber ich bin im Moment nicht gut zu Fuß“, sagte er mit einem kleinen Lachen. „Rachel, wie gut kennen Sie Dr. Salinger?“
Sie runzelte leicht die Stirn. „Wir sind Bekannte, denke ich. Broadway ist keine Großstadt, also kennt irgendwie jeder jeden.“
„Erzählen Sie mir von ihr?“
„Nikki hatte gar nicht vor, mit uns zu kommen. Sie hat sich erst in letzter Sekunde entschieden. Sie war verlobt.“
Porter war überrascht. „Verlobt?“
„Mit einem Anwalt. Schien ein netter Kerl zu sein. Irgendwann hat sie herausgefunden, dass er sie betrogen hat. Dann haben sie sich getrennt. Ich glaube, sie wollte einfach nur dem Klatsch und Tratsch entgehen, verstehen Sie?“
Also war sie gekommen, um ihren Kummer zu vergessen … und jetzt hatte sie Zweifel. Hatte sie gestern auf dem Wasserturm mit ihrem Ex gesprochen? Hatte er sie gebeten, zu ihm
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