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Da legte sich Balduin Pfiff auf den Bauch

Da legte sich Balduin Pfiff auf den Bauch

Titel: Da legte sich Balduin Pfiff auf den Bauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Die Katze läßt das Mausen nicht
     
    Nichts kann mich mehr aufregen und in bebenden Zorn versetzen, als wenn ausgerechnet dann jemand auf meiner Türklingel festklebt, wenn ich in der Küche stehe, um dem Tag die Krone mit einem besonders feinen Rezept aufzusetzen. Und sogar Pinsel hat eine Abneigung gegen Endlosklingler.
    So war es auch an jenem Dienstag im Juni.
    Ich bereitete gerade den Teig vor für Königlich-sächsische Quarkkeulchen, als es schellte.
    Rrrrrrr...., Rrrrrrr...., Rrrrrrrrr...., Rrrrrrrrrrr.
    Es klang wie ein verabredetes Zeichen, aber ich war mit niemandem verabredet. Ich schleuderte den Quirl in die Schüssel zurück und stampfte zur Tür. Pinsel saß schon knurrend davor. Hehehehe, er sah richtig gefährlich aus, der kleine Pulswärmer.
    Ich zwang mich zu grimmiger Wut und riß die Tür auf. Mindestens ein Dutzend Grobheiten gedachte ich, vom Stapel zu lassen; als ich sie dann aber stehen sah, blaß, klein und erschrocken, sagte ich nur: „Ei der Daus und heiliges Kanonenröhrchen. Nun schauen Sie nicht so drein, als wollte ich Sie in den Dutt beißen.” (Dabei hatte sie gar keinen Dutt!)
    „Ich b-b-b-in Frau Schlenker aus der S-S-Sonnenstraße!” stotterte die kleine Frau und wurde noch kleiner.
    Und ich: „Das ist trotzdem kein Grund, auf meiner Klingel Handstand zu üben. Wollen Sie überhaupt zu mir?”
    Sie zeigte ängstlich auf das Schild neben der Klingel. „Ich wollte zu Herrn Pfiff.”
    „Dann”, so sagte ich und tat feierlich, „haben Sie Ihr Ziel erreicht, bitte treten Sie ein.”

    Es roch nach Baldrian, als sie an mir vorbeitippelte.
    Und als sie in meine Lieblingssofaecke sank, seufzte sie so zufrieden, als habe sie vor, die nächsten Stunden darin zu verbringen.
    Pinsel setzte sich vor sie hin und hielt den Kopf nachdenklich schief.
    „Ein Hund!” sagte sie.
    Na ja, weil sie so klein und so schutzbedürftig aussah, verkniff ich mir die Bemerkung, daß Pinsel kein Hund sei, sondern eine Fledermaus. Statt dessen erkundigte ich mich:
    „Also, wo drückt das Pantinchen?”
    Da sprudelte es aus ihr heraus: „Eigentlich wollte ich zuerst zur Polizei, aber Otto, das ist mein Mann, der meinte, das würde nur unnützes Gerede geben. Man hat uns vom Trockenboden gestern die ganze Wäsche gestohlen. Zwölf teure Hemden, zwei japanische Seidenkimonos und drei Damasttischtücher.”
    Ich schüttelte den Kopf. „Die müssen ja direkt mit dem Lieferwagen vorgefahren sein. Wann haben Sie es bemerkt?”
    „Heute morgen. Gestern nachmittag habe ich sie aufgehängt, heute früh waren sie verschwunden.”
    Ich holte Stift und Block und machte mir ein paar Notizen. Wer kann schon so viel behalten, wenn er hungrig ist.
    „Wie viele Quarkkeulchen gibt es in Ihrem Haus...?” Heiliges Kanonenröhrchen, ich biß mir vor Schreck fast ein Loch in die Zunge. Aber das kam wirklich nur vom Hunger...
    „Ich meine, wie viele Familien gibt es in Ihrem Haus?”
    „Vier. Alle Männer sind hohe Beamte.” Sie sagte es in einem Ton, als hätten meine Quarkkeulchen die hohen Beamten beleidigt.
    „Sie glauben also nicht, daß einer der hohen Beamten auf den Trockenboden gegangen ist und aus Versehen fremde Wäsche abgenommen hat?"
    Nein, diese Vorstellung behagte meiner kleinen Besucherin überhaupt nicht. Zuerst schüttelte sie den Kopf, daß die Löckchen flogen, und dann stieß sie ein ebenso überzeugtes wie entrüstetes „Niemals!!” hervor.
    Ich versuchte, sie zu beruhigen. „Ich kenne so ein paar Wäschespezialisten. Vielleicht ist der von Ihrem Trockenboden darunter. .
    Sie nickte erleichtert, und ich erhob mich. Mir war, als hätte ich aus der Küche den Teig rufen hören.
    Fünf Minuten später war ich wieder inmitten meiner Schüsseln, Pfannen und Teller. Und während ich Quark und Rosinen mischte, überlegte ich, welcher Galgenvogel wohl für diese Freveltat in Frage kam. So auf Anhieb fielen mir drei Spitzbuben aus der Branche ein.
    Da war zunächst einmal Xaver Pampf, „Hemden-Pammi” gerufen, dann Alerich Tippel, in Ganovenkreisen als „Wäscheklemmer” bekannt, und schließlich noch Ernst Blick, den man wegen seiner vorstehenden Augen „Fischblick” nannte.
    Kurz nach sechs, ich verdaute bereits dreizehn Quarkkeulchen, rief ich bei Inspektor Schulz an und erzählte ihm von meinem Auftrag. „Den Fischblick können Sie streichen, Baldi”, sagte Schulz, „der sitzt zur Zeit wieder einmal eine Strafe ab.” Und dann meinte er noch was: „Wenn Sie dem Tippel Ihre Aufwartung

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