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Liebe Ist Nichts Fuer Feiglinge

Liebe Ist Nichts Fuer Feiglinge

Titel: Liebe Ist Nichts Fuer Feiglinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Gasbarre
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sich zu uns und machten eine Flasche Wein auf. Claire erzählte, dass sie letzten Herbst renoviert hätten, und ich fühlte mich bei ihnen sofort wohl.
    Joe und Claire waren schon seit der Highschool zusammen, und sie hatte ihn während des Studiums unterstützt. Jetzt machte sie die Buchhaltung der Praxis. Sie erzählte mir, dass sie, seit ihr vierter Sohn das College abgeschlossen hatte, jedes Jahr eine Reise nach Europa oder in die Karibik machten. Außerdem hofften sie, dass einer ihrer Söhne sie endlich einmal zu Großeltern machen würde. »Oh, Sie müssen unbedingt meine Mutter kennenlernen«, erwiderte ich. »Sie wartet auch schon sehnsüchtig auf Enkelkinder.« Kaum hatte ich den Satz ausgesprochen, da wurde mir klar, was ich gerade gesagt hatte. Unwillkürlich blickte ich Chris an, der jedoch keine Miene verzog.
    Während des Essens erzählten Joe und Claire von ihrem letzten Sommerurlaub in Frankreich. »Oh, ich liebe Frankreich«, schwärmte ich.
    »Chris, du willst doch eine Wohnung in Paris kaufen, nicht wahr?«, fragte Joe, und sofort wandte ich den Blick ab. Ich hatte ihm ein paar Wochen zuvor erzählt, dass Paris meine absolute Lieblingsstadt sei.
    Chris antwortete nicht sofort, sondern tat so, als sei er mit seinem Essen beschäftigt. »Ja, ich hatte daran gedacht«, sagte er schließlich.
    Nach dem Essen bat Claire uns alle zum Dessert in den Garten. Als wir hinausgingen, fragte ich Chris leise, wie lange er noch bleiben wolle.
    »Ich werde hier übernachten«, erwiderte er. »Joe und ich machen morgen früh eine Fahrradtour.«
    »Oh.« Und wie soll ich nach Hause kommen?
    »Du kannst mein Auto nehmen, wenn du willst.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich habe dir doch gesagt, dass morgen meine Freundin Celeste kommt. Ich hätte gar nicht die Zeit, dir den Wagen zurückzubringen.«
    Chris’ Assistentin warf ein: »Krissy, ich wohne draußen am See, und ich wollte jetzt sowieso fahren. Ich nehme dich gerne mit.«
    Chris blickte mich an und gab mir zu verstehen, dass ich dieses Angebot annehmen sollte.
    »Okay«, erwiderte ich. »Danke.« Ich kam mir vor, als sei ich gerade in aller Öffentlichkeit vor den Augen seines Personals abserviert worden.
    Ich verabschiedete mich herzlich von Claire und Joe, die meinten, ich käme sie hoffentlich noch einmal besuchen, auch wenn Chris nächste Woche weg wäre. »Ich habe Ihre Karte«, sagte Joe. »Sie leisten gute Arbeit, und ich würde Sie gerne für einige Projekte diesen Sommer engagieren.«
    »Ja, schrecklich gerne.«
    Chris trat zu mir. »Entschuldigung, Kris. Wir haben den Ausflug erst heute geplant.«
    »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen«, erwiderte ich kühl. »Diese Lösung ist ja in Ordnung.«
    Aber in mir rumorte es, auch noch, nachdem Chris’ Assistentin mich an der Ski Lodge abgesetzt hatte, wo ich mit meinem Bruder und meinen Cousins und Cousinen verabredet war. Wir tranken Tequila, und mein Cousin Jake wirbelte mich über die Tanzfläche, aber jedes Mal wenn ich an Chris dachte, versetzte es mir einen Stich. War es so augenfällig, dass ich mich zu ihm hingezogen fühlte? Glaubte er, ich sei enttäuscht, weil er bei Joe übernachtete, weil wir somit nicht gemeinsam nach Hause gefahren waren? Nun, ich muss zugeben, ich hatte uns beide schon gesehen, wie wir auf dem Heimweg anhielten, um noch ein Glas Wein bei Luigi’s oder auf der Terrasse des Country Clubs mit Blick auf den See zu trinken. Und jetzt konnte kein Alkohol der Welt etwas daran ändern, dass das Abendessen ein so armseliges Ende genommen hatte.
    Ich kann mich noch schwach daran erinnern, dass mein Bruder mich den knappen Kilometer vom See nach Hause gefahren hat … und dass meine Mom uns an der Tür erwartet und mir ins Bett geholfen hat, denn nur so ist es zu erklären, dass ich in meinem Schlafanzug erwacht bin. In New York habe ich mich an solchen Katertagen mit meiner Freundin Lynne zum Brunch getroffen, und sie hat beim Anblick der Speisekarte den Kopf geschüttelt und ein wenig spöttisch gesagt: »Es muss sich etwas ändern!« Heute werde ich etwas ändern: Ich werde meine Gefühle für Chris in Worte fassen.
    Ich werde ihm sagen, was ich empfinde. Ich habe Angst davor, aber ich kann nicht länger so tun, als ob diese Gefühle nicht existierten. Menschen werden krank, wenn sie ihre Gefühle verleugnen! Hier im Bett fallen mir die Worte mühelos ein, und je mehr ich weine, desto mehr löst sich die Anspannung, und auch meine Kopfschmerzen werden besser. Das ist real,

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