Liebe kennt keine Gefahren
fast zufielen.
»Und immer noch nicht verheiratet? «
»Niemand möchte die Taggert-Kinder haben«, gab Elias mit lallender Zunge zurück. »Sie würden Jess heute nicht wiedererkennen. Hat sich mächtig verändert. «
»Was ich allerdings bezweifle«, sagte Alex just in dem Augenblick, als Elias’ Kopf nach vorne fiel und er am Tisch einschlief. Alex blickte zu Nick hoch. »Ich muß nach Hause zurück und nach dem Rechten sehen. Marianna bittet mich in ihrem Brief, daß ich ihnen helfen soll. Ich frage mich nur, ob die Dinge wirklich so schlimm sind, wie man sie mir schildert. Mein Vater hat die Stadt Warbrooke immer als eine Art persönliche Domäne betrachtet, und nun muß er die Autorität mit einem anderen teilen, was ihm natürlich nicht gefällt. Und wenn dann noch eine von den Taggerts ihre Nase in seine Angelegenheiten steckt und Unruhe stiftet, muß es ja zu einem Aufruhr kommen. Ich werde heimfahren und mich umsehen. Ich habe gehört, daß in ungefähr sechs Wochen ein Schiff nach Amerika ausläuft. Vielleicht hat der Kapitän noch keine komplette Mannschaft. «
Nick schüttete sich den Rest seines Wodkas in den Hals. »Ich bring’ dich heim. Es war der Wunsch meiner Eltern daß ich Amerika kennenlernen soll. Zudem wohnen ein paar Vettern von mir in deinem Land. Ich bringe dich in diese Stadt, die euch gehört, damit du dort für Ordnung sorgen kannst. Ein Sohn muß stets den Willen seines Vaters respektieren. «
Alex blickte Nick mit einem Lächeln an, hinter dem er die Sorge um den Zustand seines Vaters versteckte. Er konnte sich seinen mächtigen, poltrigen und autoritären Vater nicht als Krüppel vorstellen, der sein Bett nicht mehr verlassen wollte. »Also gut«, sagte Alex, »ich nehme deinen Vorschlag mit Freuden an. «
Dieses Gespräch lag nun schon Wochen zurück, und es konnte sich nur noch um Stunden handeln, bis sie die Küste erreicht hatten, Alex freute sich auf das Wiedersehen mit seinem Heimatland.
Die Stadt New Sussex bot ein Bild geschäftiger Betriebsamkeit. Das Rasseln von Ankerketten, das Geschrei der Händler, die ihre Waren anpriesen, das Gezeter der Leute beim Entladen der Schiffe erfüllten die Luft, die nach toten Fischen und ungewaschenen Körpern stank, bis eine reinigende Brise vom Meer dazwischenfuhr.
Nick streckte seinen mächtigen Körper aus und gähnte. Die Sonne spiegelte sich in den goldenen Litzen seines Jacketts. »Du wirst meinem Vetter als Gast willkommen sein. Der hat nicht viel zu tun und freut sich über jede Abwechslung. «
»Vielen Dank! Aber ich glaube, ich sollte mich lieber gleich auf den Heimweg machen«, antwortete Alex. »Die Sorge um meine Vater drängt mich und auch das Mißgeschick, das meine Schwester sich mit ihrer Ehe offenbar zugefügt hat. «
Sie umarmten sich noch einmal auf dem Kai. Alex trug nur einen kleinen Seesack auf der Schulter. Als erstes wollte er sich ein Pferd und dann einen neuen Anzug kaufen. Seine ganze Habe war mit seinem Schiff vor der Küste Italiens untergegangen, und seit er Nick kennengelemt hatte, hatte er nur noch die bequeme Seemannskleidung getragen.
»He, du«, rief ein englischer Soldat, der sich Alex in einer Gruppe von Uniformierten von hinten näherte, »solcher Abschaum wie du sollte höhergestellten Personen rechtzeitig den Weg freimachen. «
Alex hatte keine Zeit, sich zu verteidigen, denn schon wurde er von einem der Soldaten angerempelt. Der Seesack glitt ihm von der Schulter, als der Soldat ihm einen Tritt in die Kniekehlen gab. Alex fiel mit dem Gesicht in den Kot, und ein gellendes Gelächter erfüllte seine Ohren, während er Abfälle und Schlamm ausspuckte.
Er war in Nu wieder auf den Beinen und wollte sich auf die Soldaten stürzen, die ihm nun den Rücken zukehrten, als eine kräftige Hand ihn am Ärmel festhielt. »Das würde ich an deiner Stelle nicht versuchen. «
Alex war so wütend, daß er zunächst den Seemann, der ihn festhielt, nur durch einen roten Schleier sah.
»Sie haben das Recht auf ihrer Seite, und wenn du dich an ihnen vergreifst, bekommst du nur noch mehr Ärger. «
»Was meinst du damit, daß sie das Recht auf ihrer Seite haben? « schnaubte Alex mit zusammengepreßten Zähnen. Nun, da er wieder senkrecht stand, kam er zu der nüchternen Erkenntnis, daß die Soldaten zu sechst waren und er nur einer.
»Das sind Soldaten Ihrer Majestät, und sie haben das Recht, sich so zu benehmen, wie es ihnen gefällt. Du kommst ins Gefängnis, wenn du dich mit diesen Leuten
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