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0418 - Die Waldhexe

0418 - Die Waldhexe

Titel: 0418 - Die Waldhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Es roch nach Feuer und Asche. Hier und da stiegen noch Rauchschwanden auf. Vasco Valdez kletterte aus dem Jeep und machte ein paar Schritte in die Asche hinein. Ihm bot sich ein bizzarer Anblick, doch dieses Bild war ihm nicht ungewohnt. Rußgeschwärzter Boden, kahle Baumreste, die wie dürre, schwarzbraune Pfähle aus dem Boden ragten. Die Äste und das Laub niedergebrannt, das Unterholz vernichtet. Stärkere Äste, nicht vollständig verkohlt, über den Boden verstreut, hier und da ein umgestürzter ganzer Stamm, den das Feuer nicht hatte verzehren können. Dazwischen der graublaue Dunst, der von allmählich verlöschenden Glutstellen noch aufstieg. Weit im Hintergrund Waldreste, die die Feuersbrunst nicht mehr erfaßt hatte, weil sie vorher in sich zusammengefallen war, gestoppt von einer Schneise, die Holzfäller in den Regenwald geschlagen hatten, noch ehe das Feuer kam. Ein grauer, düsterer Himmel, der Tage brauchen würde, um wieder aufzuklaren.
    Valdez hatte dieses Bild schon oft gesehen.
    Langsam drehte er den Kopf und nickte Hernando Zoro zu. »Das müßte erst einmal reichen, nicht? Ich schätze, daß bereits morgen früh die Dozer anrollen und diesen ganzen Dreck räumen können.«
    Zoro fluchte wild und spie in die Asche. »Es reicht nicht«, fauchte er. »Schau dir diesen Mist an, den verfluchten. Wenn die Schneise nicht gewesen wäre, hätte es weiter gebrannt. Was willst du mit diesem Fleckchen Land anfangen, he? Das reicht gerade mal für vierzig, fünfzig Häuser mit ihren Gärtchen. Wir brauchen aber wenigstens das doppelte und dazu Ackerland, das diese Siedler bestellen können. Sonst brauchen sie erst gar nicht hierher zu kommen, dann können wir sie auch in den Slums der Städte weiter vegetieren lassen. Schlechte Arbeit, Valdez. Sehr schlechte Arbeit. Es muß noch mehr gerodet werden, viel mehr.«
    »Kein Problem«, murrte Vasco Valdez. »Wir legen eben noch einmal ein paar Brände, und du hast dein Land.«
    »Mein Land?« Zoro spie wieder aus. Sein düster herabhängender, dünner Schnauzbart zuckte heftig. »Es ist das Land dieser Siedler! Mein Land wäre es, wenn ich etwas daran verdienen könnte! Aber so ist es in der Welt. Die anderen haben den Vorteil, ich die Arbeit, und ich verdiene kaum etwas daran. Reicht gerade, die Butter aufs Brot zu schmieren.«
    Valdez grinste. Er hatte Zoro noch nie Butter und Brot essen gesehen. Mit so einfachen Dingen gab der sich nicht ab. Kaviar zum Frühstück und Champagner dazu war das wenigste. Wenn Zoro behauptete, kaum etwas verdient zu haben, kaufte er sich anschließend eine neue Hazienda oder einen Rolls-Royce. Zoro war genügsam; er begnügte sich mit dem Besten und Teuersten.
    Von dem, was er an einem Tag einnahm, konnte einer der Siedler, von denen er jetzt sprach, mehrere Jahre leben. Und gar nicht schlecht.
    Äußerlich sah man das Harnando Zoro überhaupt nicht an. Wenn er hier war und mit den Arbeitern redete und sprach, ahnte keiner von ihnen, wie reich und mächtig Zoro wirklich war. Er gab sich wie einer von ihnen, setzte sich abends zu ihnen an den Schanktisch, zockte, soff und fluchte mit ihnen und verschwand dann wieder mal in dem Bewußtsein, seine Leute für die nächsten Wochen auf seine Linie eingeschworen zu haben. Er trug keinen Schmuck, fuhr nicht im Luxusauto vor, sondern in einem uralten Jeep, der mehr Rostflecken aufwies als Schrauben. Er trug einen speckigen breiten Filzhut, ein offenes, kariertes Hemd, ausgewaschene Jeans und schiefgetretene Stiefel. Er war kaum mehr als ein Vorarbeiter, der mit zupackte, wenn er gerade mal an der ›Baustelle‹ aufkreuzte, um nach dem Rechten zu sehen, nach Schwierigkeiten zu fragen und sie später vom Büro aus zu beseitigen.
    Dort fuhr er im Rolls, flog mit dem Privatjet von einer Hazienda oder Villa zur anderen, trug maßgeschneiderte Seidenanzüge und war dafür bekannt, daß er mit einer Unterschrift mehr Geld in Bewegung setzen konnte als die Regierung Brasiliens.
    Hier, im Regenwald, konnte sich das niemand vorstellen, der Zoro sah.
    Zoro kletterte wieder in den Jeep. Er hatte gesehen, was er sehen wollte, und jetzt zog es ihn wieder zurück in die alte Siedlung, die längst zu klein geworden war für die Menschen, die darin wohnten.
    Vasco Valdez bückte sich. Er glaubte in der Asche etwas gesehen zu haben.
    Eine Spur, eine Fährte. Die eines großen Hundes…?
    Aber das war unmöglich. Hier gab es keine Tiere mehr. Hier war alles Leben vernichtet worden, sofern es nicht vor dem

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