Liebe kennt keine Gefahren
eine Idee, wie ich sie vor dem Strick retten könnte. «
Jess hatte ihren Groll, daß er sich so herablassend über den Schwarzen Rebellen geäußert hatte, noch nicht überwunden. »Also gut — laß hören«, sagte sie schroff.
»Wenn wir jemanden — einen Mann — zu dem Geständnis bewegen könnten, daß er die letzte Nacht mit Abby verbracht hat, könnten wir____«
»Den Schwarzen Rebellen? « rief sie. »Wir sollen den Schwarzen Rebellen dazu überreden, öffentlich zu bekennen, er sei die letzte Nacht mit Abigail zusammen gewesen? Er war mit mir zusammen! «
Nun war es an Alex, sie wütend anzusehen. »Kannst du diesen Mann nicht mal eine Sekunde lang vergessen? Ich hatte >einen< Mann gemeint. Irgendeinen. Einen Matrosen, einen Ladenschwengel, meinetwegen einen männlichen Pelikan. Hauptsache, er kann reden. Wenn der nun vorträte und dem Gericht erzählte, er sei in der bewußten Nacht mit Abby zusammengewesen, und das wäre ein Geheimnis, weil er nicht wollte, daß es ihre Eltern erführen, dann könnte sie freigesprochen werden. «
»Aber wie will er ihre abgesengten Haare erklären? Diese dumme Gans! Der Schwarze Rebell hat mich mit seinem Körper zugedeckt: Mir wurde kein einziges Haar versengt. Doch er muß... «
»Jess«, fiel ihr Alex ins Wort, »ihr Haar wurde versengt, als sie über den Boden rollten und dem Lagerfeuer zu nahe kamen. «
Jess lächelte. »Alex, das ist furchtbar. Abby wird nie mehr erhobenen Hauptes, durch die Stadt gehen können. «
»Wenn ich bedenke, was für eine Wut Pitman im Bauch hat, darf sie froh sein, daß sie überhaupt noch einen Kopf hat. «
Jess nahm einen kräftigen Schluck von ihrem Cognac. »Aber wo willst du einen Mann finden, der dumm genug ist, sich so vor der Stadt zu blamieren? Zumal für eine Sache, die er gar nicht getan hat? « Ihr Kopf schnellte hoch. »Was für eine Strafe haben die beiden für so was zu erwarten? Denn man wird sie dafür doch wohl beide bestrafen, nicht wahr? «
Alex betrachtete den Rest seines Käsebrotes. »Oh, das wird nicht so schlimm werden. Ein paar Stunden am Pranger stehen vielleicht. Doch ich wüßte schon den idealen Mann für diese Rolle. «
»Wen? «
»Oh, es würde sicherlich eine Überraschung für dich sein, wenn es klappt. Überlaß nur alles mir. Ich werde dieses Problem lösen, wie ich auch deine anderen Probleme gelöst habe. «
»Auf mich kann ich schon selbst aufpassen. Aber wenn es dir tatsächlich gelingen sollte, Abigail freizubekommen, werde ich auch etwas für dich tun. Ich werde dir helfen, eine Frau zu finden. Nächstes Jahr um diese Zeit wird das Haus der Montgomerys von Babys nur so wimmeln. « Sie stellte ihr Glas ab. »O Alex, da fällt mir ein... deine Muskelschwäche erstreckt sich doch wohl nicht... Ich meine, sie... « Jessica errötete. »Könntest du Babys haben — eigene, meine ich? «
Er sah sie lange an, wandte sich dann ab und seufzte. »Ich habe es seit meinem Fieber nicht mehr mit einer Frau versucht, aber ich denke, ich käme schon zurecht, wenn sie mir ein paar Kissen ins Kreuz stopft und mir auch sonst jede erdenkliche Hilfestellung leistet. « Er sah sie wieder an und lächelte schwach.
»Oh«, sagte Jess und schluckte den Rest ihres Branntweins hinunter. »Vielleicht sollten wir das lieber für uns behalten, weil wir sonst niemals eine Braut für dich finden. Ich kann mir nicht vorstellen, daß eine Frau... « Sie stockte, bevor sie Alexanders Gefühle erneut verletzte. Doch sie stellte sich das breite Grinsen des Schwarzen Rebellen vor, wenn eine Frau ihn fragte, ob sie ihm behilflich sein müsse.
Sie nahm sich wieder zusammen. »Du bemühst dich um einen Mann für Abigail, und ich werde mein Möglichstes tun, dir eine Braut zu beschaffen. «
»Da habe ich offenbar die leichtere Aufgabe übernommen. Hier«, sagte er und warf ihr eine Orange zu, »iß das, und dann gehen wir beide an die Arbeit. «
Ethan Ledbetter stand im Zeugenstand vor den Richtern. Alle Frauen im Gerichtssaal beugten sich vor, damit sie auch jedes Wort verstanden, das der hübsche junge Mann sagte.
Der Richter, der den Vorsitz führte, zupfte an den langen Locken seiner Perücke und bat Ethan, das Ganze noch einmal zu wiederholen.
»Also, Mistress Abigail wollte nicht, daß jemand erfuhr, daß wir ein Liebespaar sind. Deshalb gab sie an, sie sei mit dem Schwarzen Rebellen zusammengewesen. Sie schaffte es mit knapper Not, daheim zu sein, als die Soldaten ihre Wohnung durchsuchten. Wäre sie ein paar
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