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Teil 1:
Wie es begann
I have a bad feeling about this
(Star Wars Episode 1, The Phantom Menace)
1.
Die unerklärlichen Ereignisse begannen am Samstag, dem elften Mai, kurz nach zwei Uhr am Nachmittag. Mick stand im Badezimmer und pinkelte. Er war bei Jerro, seinem besten, oder besser gesagt, seinem einzigen Freund. Jerro hatte nicht nur ein eigenes Klo, sondern auch eine Badewanne, eine Dusche und zwei Waschbecken mit einem gewaltigen Spiegel. Anfangs hatte Mick das total seltsam gefunden: ein Schlafzimmer mit angrenzendem Privat-Badezimmer für einen Jungen, der noch zu Hause wohnt. Aber man gewöhnt sich an alles. Sogar an die eingebauten Lautsprecher – so konnte man zur Musik pinkeln.
Mick nickte im Takt des mitreißenden Rhythmus und summte mit. Plötzlich sang Christian Burns mitten in keeps me breathing through the storm deutlich lauter. Vermutlich hatte Jerro das Radio noch weiter aufgedreht.
Sympathisch, fand Mick. Während er noch die letzten Tropfen abschüttelte, drückte er schon die Spültaste. Dann knöpfte er sich die Hose zu und betrat das Schlafzimmer.
Jerro lag bäuchlings auf dem Bett. Sein Kopf war seitwärts gedreht und seine rechte Wange ruhte auf der Bettdecke. Gerade hatte er noch gelesen, aber jetzt hielt er die Augen geschlossen. Das machte er öfter, wenn er konzentriert zuhören wollte. Um ihn nicht zu stören, lehnte sich Mick an die Wand und wartete, bis The light between us zu Ende war. Gleich darauf dröhnte die neue Single von Jan Smit durch das Zimmer.
Die Schnulzbacke war echt nicht zum Aushalten!
Mick löste sich von der Wand, hielt sich die Ohren zu und ging zu Jerro. »Jan greift an! Jan greift an!«, rief er und tat dabei, als hätte er heftigste Schmerzen.
Jerro reagierte nicht, nicht einmal mit einem unterdrückten Lachen. Er blieb regungslos liegen, als wäre er bewusstlos.
Ein Scherz natürlich.
Wirklich?, flüsterte eine beunruhigte Stimme in Micks Gehirn. Sicherheitshalber schüttelte er Jerro an der Schulter, erst leicht, dann immer fester, bis er schließlich verzweifelt mit beiden Händen an Jerro rüttelte und über den nervtötenden Lärm der Musik hinweg brüllte: »Hör auf, das ist nicht mehr witzig!«
Es half nicht im Geringsten. Mick hätte genauso gut einen Sack Kartoffeln schütteln können. Eine ganze Lawine beunruhigter Stimmen löste sich und schoss durch seinen Kopf. Dann ergriff ihn die Panik.
Er rannte aus dem Zimmer. Zumindest versuchte er das, aber seine Beine hatten sich in Teig verwandelt, er konnte nur noch stolpern. Er riss die Tür auf und schleppte sich nach draußen auf den Treppenabsatz. »Herr Prins, Frau Prins!«
Trottel. Die waren doch nicht da.
»Kasia! Alfred! Wer auch immer!«
Er schaute über das Geländer, sah aber niemanden in der riesigen Diele.
»Kommt schnell! Es ist was mit Jerro!«, rief er jetzt noch lauter.
Noch immer keine Reaktion. Zum ersten Mal in seinem Leben hasste Mick das Haus von Familie Prins. Wenn jemand bei ihm zu Hause pupste, konnte man das buchstäblich bis zum Speicher hören. Aber in diesem Palast mit seinen hohen Decken, breiten Fluren und geräumigen Zimmern war jedes Geräusch wie ein Stein, der auf ein Kissen fiel.
Es half übrigens auch nicht gerade, dass Jan Smit noch immer weiterplärrte.
Auf noch immer teigigen Beinen ging Mick ins Schlafzimmer zurück.
Ruhig bleiben. Kühlen Kopf bewahren. Erst mal musste er dieses dämliche Radio zum Schweigen bringen.
Mit einem Druck auf die Taste war das erledigt. Dann stand er wieder am Treppengeländer.
»Jetzt hilf mir doch mal einer!«, schrie er fast verzweifelt.
Die Diele blieb weiterhin wie ausgestorben.
Was sollte er nur machen? Wenn er Hilfe holte, würde er Jerro allein lassen müssen. Und wer weiß, wie lange es dauerte, bis er jemanden gefunden ha…
Anrufen! Er konnte einen Rettungswagen rufen!
Mick tastete in der Hosentasche nach seinem Handy.
Nicht da!
Zum zweiten Mal ging er ins Schlafzimmer zurück. Jerro lag noch immer unverändert auf dem Bett. Mick überkam ein Brechreiz. Wo war dieses verflixte Telefon?
Der Schreibtisch! Hastig schob er Bücher und Hefte zur Seite. Manche fielen mit einem Knall zu Boden. Jerros Kalender. Aber kein Telefon. Mick ließ seinen Blick durchs Zimmer schweifen. Boden, Schrank, Wand. Dort! Auf der Fensterbank!
Seine Hand war klamm vor Schweiß.
Eintippen. Erst die 1…
Sein Zeigefinger schien einem anderen zu gehören. Ein unwilliger Körperteil, den er fernsteuern musste.
Noch einmal
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