Liebe kennt keine Gefahren
anschließend hat Josiah sofort die Stadt verlassen. «
»Mit George? «
»Nein«, gab Alex zögernd zur Antwort. »Morgen soll George zwanzig Peitschenhiebe mit einer bleibeschwerten neunschwänzigen Katze erhalten. «
Jess verschlug es für einen Moment die Sprache. »Das würde ihn umbringen«, flüsterte sie dann. Rasch begann sie, die Seife aus ihren Haaren zu spülen. »Alex, wir müssen etwas unternehmen, um das zu verhindern. «
»Nein, nicht >wir<, und du schon gar nicht. Du stehst jetzt auf ihrer schwarzen Liste. Was du auch tust, Jess — dem Schwarzen Rebellen kannst du fortan nicht mehr helfen. «
»Sei unbesorgt! Die einzige Hilfe, die er in Zukunft von mir erwarten kann, sind meine Segenswünsche, wenn ihm der Henker die Schlinge um den Hals legt. «
»Du bist ziemlich wütend auf ihn, wie? Ist dir nicht schon einmal der Gedanke gekommen, daß er sich mit seinem Kuß vielleicht für deine Hilfe bedanken wollte? «
»Nein«, sagte Jess, nun vor ihn hintretend, während sie ihr Kleid zuknöpfte. Es war ein grünes, verblichenes, an zahlreichen Stellen geflicktes Baumwollkleid, das an den Nähten brüchig war. Das Kleid hatte ihrer Mutter gehört, dann Eleanor, ehe es in ihren Besitz gelangte. »Ich glaube, er hält sich für das, was sich jede Frau wünscht. «
Sie setzte sich vor ihm ins Gras und fing an, sich mit dem hölzernen Kamm, den Alex mitgebracht hatte, die Kletten aus den Haaren zu kämmen.
»Und er ist nicht das, was du dir wünschst? Komm, dreh dich um und überlaß mir das. Wenn du so weitermachst, reißt du dir noch sämtliche Haare aus. « Alex begann behutsam ihre langen Strähnen auszukämmen.
»Ganz bestimmt nicht. « Sie lehnte sich ein wenig zurück und genoß das angenehme Gefühl, das ihr beim Kämmen durch den Körper rieselte.
»Möchtest du nicht ein Heim und eigene Kinder haben, Jess? «
»Wer will schon eine Taggert heiraten? Alle Männer haben Angst, daß sie Nathaniel großziehen müssen. Weißt du, was diese Stadt braucht? « Sie drehte sich um und sah ihm ins Gesicht. »Adam. Oder Kit. Ja, Kit könnte es schaffen. « »Meine Brüder? « fragte Alex betroffen. »Was könnten meine Brüder denn deiner Meinung nach tun? «
»Uns retten. Ich meine, die Stadt retten. Sie würden nicht zulassen, daß Pitman im Haus der Montgomerys das Regiment führt. Sie würden ihn vor die Tür setzen. « »Und sich damit den Zorn des Königs zuziehen? « fragte Alex, sie ungläubig ansehend.
»Sie werden schon einen Weg finden, um das zu vermeiden. Sie würden es schaffen, deine Schwester zu befreien und Pitman zur Hölle zu jagen. Es gibt ja noch andere Zolleinnehmer. «
Alex lehnte sich im Gras zurück, pflückte ein Gänseblümchen und hielt es an seine Nase. »Du glaubst also, daß meine Brüder das alles fertigbrächten? « Er hielt die Blume so, daß sie nicht sah, wie er die Lippen zusammenpreßte.
»Adam oder Kit würden es schaffen — dessen bin ich mir sicher. Als ich noch ein kleines Mädchen war, habe ich mir… «
»Was? « fragte Alex mit schläfriger Stimme.
Jess lächelte verträumt. »Ich habe mir vorgestellt, daß ich mit Adam verheiratet sei. Er war immer so ein hübscher Mann, so stolz, so intelligent — und er hatte Augen wie ein Adler. Du weißt nicht, wo er im Augenblick steckt, oder? «
»Teufel«, sagte er, und fügte dann hastig hinzu: »Pardon! Ich habe mich in den Finger gestochen. Als ich zuletzt von den beiden hörte, war Adam unterwegs nach Cathay, und Kit kämpfte irgendwo in einer Seeschlacht. «
»Also werden die Briefe, in denen Marianna sie um Hilfe bat, die beiden wohl kaum erreichen. «
»Nein, ich war der einzige, der ihrem Hilferuf folgte. «
»Oh«, sagte Jess, der plötzlich bewußt wurde, wie er sich fühlen mußte. Er schien in der körperlichen Verfassung, in der er sich befand, der Stadt kaum helfen zu können. »Alex, hast du schon mal daran gedacht, dich körperlich zu betätigen? Wenn du mir ein paar Tage beim Garnelenfischen helfen würdest, hättest du vielleicht ein paar Pfunde weniger. «
Alexander schüttelte sich angewidert. »Nein, vielen Dank. Bist du so weit, daß wir aufbrechen können? Es wird mir hier ein wenig zu kühl. «
»Wir haben noch nicht davon gesprochen, wie George geholfen werden kann. «
»Wir können nichts für ihn tun. Sein Rücken wird wieder heilen. Ich mußte dem Kapitän einen Beutel voll Geld in die Hand drücken, damit er George nicht an einer Rahe aufknüpfte. Besser, ein wenig Haut
Weitere Kostenlose Bücher