Liebe kennt keine Gefahren
Er wird eines Tages ohne Maske mir kommen, und ich werde mich so lange mit Geduld wappnen. «
»Aber du hast nicht so viel Zeit, bis er sich dir >eines Tages< ohne Maske zeigt. Du mußt dich in vier Tagen für einen Mann entschieden haben. «
»Ich werde warten. «
Er blickte seufzend zum Himmel hinauf. »Was hast du jetzt vor? Tatenlos herumsitzen, bis in vier Tagen die Glocke Mitternacht schlägt? Und wenn der schwarze Rebell sich bis dahin nicht gezeigt hat, dir die Augen verbinden lassen und einen aus der Schar deiner Freier zum Mann wählen? «
»Ich möchte keinen davon haben! « sagte sie heftig. »Alles, was sie sich von mir erwünschen, ist… ist das, was Mr. Clymer eben von mir verlangte. Ich kann nicht einen von diesen Freiern heiraten und meine kleinen Geschwister im Stich lassen. Wer soll denn dann Eleanor und die Babys ernähren? Diese Freier wollen doch nur mich, nicht die Kinder. Sie möchten eigene Kinder haben, nicht die Gören anderer Leute großziehen. «
»Ich werde deine Geschwister zu mir nehmen«, sagte Alex leise. »Ich habe genügend Platz für sie in meinem Haus. «
Sie sah ihn an, lächelte und drückte ihm die Hand. »Das ist sehr nett von dir, aber ich könnte das nicht annehmen. Nehmen wir an, der Schwarze Rebell ist Kapitän eines Schiffes. Was dann? Ich würde mit ihm zur See fahren, und du müßtest inzwischen allein meine Geschwister betreuen. Ich könnte nicht einmal etwas zu ihrem Lebensunterhalt beisteuern. «
Er hielt ihre Hand fest in der seinen. »Ich möchte, daß du mit den Kindern in mein Haus kommst. «
Sie sah ihn verständnislos an. »Der Schwarze Rebell und ich und die Kinder sollen bei dir wohnen? Das ist wirklich ein großzügiges Angebot, Alex, aber… « Sie hielt inne, und ihre Augen weiteten sich. »Du meinst doch nicht etwa… «
»Du könntest mich heiraten, Jess«, sagte er feierlich. »Ich werde für dich, deine Schwester Eleanor und die Kinder sorgen. «
Ein Lächeln breitete sich auf Jessicas Gesicht aus, doch dann lachte sie laut. »Du! « prustete sie. »O Alex, was für ein Witz! Ich möchte den Schwarzen Rebellen zum Mann haben, und was bietet sich als Ersatz für ihn an? Eine rückgratlose blau-orangegestreifte Qualle. Nach dem alten Clymer ist das wohl die zweite >freudige< Überraschung dieses Tages… « Sie hielt inne, als sie Alexanders Gesicht sah. Sie hatte noch nie so einen Zorn auf dem Antlitz eines Menschen erblickt.
Er erhob sich vom Baumstamm.
»Alex«, sagte sie, »es war doch nur ein Scherz, nicht wahr? «
Er drehte ihr den Rücken zu und kletterte die Klippe hinauf.
»Alex«, rief sie ihm nach. Doch er blickte nicht mehr zurück. Sie trat nach Muscheln und Steinen und jagte dutzendweise Schlickwürmer in die Flucht. Sie hatte Alexanders Gefühle nie mehr verletzen wollen — und nun war ihr das schon wieder passiert. Eleanor hatte recht; er war gut zu ihr und ihrer Familie gewesen, und sie verdankten ihm sehr viel. Sie hätte ihn auf schonende Weise abweisen sollen, ihn jedenfalls nicht mit einer… Sie wollte nicht mehr daran denken, womit sie ihn verglichen hatte. Sie legte ihr Busentuch wieder an, sammelte ihre Netze und ihren Fang ein und machte sich auf den Heimweg.
Kaum hatte Jessica das Spalier der Freier durchschritten — und im Vorbeigehen die Eßwaren eingesammelt, die sie als Geschenk mitgebracht hatten — denn so leicht würde sie nie mehr zu solchen Sachen kommen —, als Eleanor schon mit der Bemerkung über sie herfiel:
»Mr. Clymer ist hier gewesen und hat sich bitterlich über dich beschwert. «
»Ich glaube, da ist sogar ein Schinken dabei«, sagte Jess, die eingesammelten Bündel untersuchend, nd hier sind Zuckerstangen für euch. «
»Hoffentlich kommen diese Leute immer hierher und wollen dich heiraten, Jessica«, sagte Molly und steckte sich ein Stück Ahornzucker in den Mund. »Aber so kann das nicht ewig weitergehen«, sagte Eleanor, »Jess, du mußt dich jetzt entscheiden. «
»Ich weiß, welchen Mann ich heiraten möchte . «
Eleanor ging darauf nicht ein. Sie hatten bereits stundenlang über den Schwarzen Rebellen diskutiert, wobei Eleanor den Standpunkt vertrat, daß Jess realistisch und weniger romantisch denken müsse »Draußen wartet der Mann, dem die Molly D gehört«, sagte Eleanor.
»Und wen von unseren kleinen Geschwistern will er mitnehmen, wenn er in See sticht? « fragte Jess, während sie sich an den Tisch setzte und ein Stück von dem Ahorn-Kandiszucker nahm. »Außerdem
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