Liebe kennt keine Gefahren
Kopf zur Seite, während sie sein Gesicht von sich wegschob. Für sein Alter war er noch erstaunlich kräftig.
»Jessica«, murmelte er und drückte sein Gesicht zwischen ihre Brüste.
»Laß mich los, du alter Fischmolch! « schrie sie. Doch er wollte nicht auf sie hören.
»Ich will dich zu meiner Frau machen! Dich immer bei mir haben! Dich für immer besitzen — bis in alle Ewigkeit! «
Während sie mit dem alten Clymer rang, sah sie Alex oben auf der Klippe stehen. »Hilf mir! « schrie sie. »Befreie mich von dieser Qualle. Mr. Clymer«, rief sie in flehendem Ton, »Sie vergessen sich! «
Alexander brauchte eine geradezu empörend lange Zeit, um zu dem kleinen Strand hinunterzusteigen. Jess rang mit dem alten Mann, der ihre Brüste mit schleimigen Küssen bedeckte. Ihr wurde ganz übel davon.
Alex kam, den Pfützen ausweichend, auf die beiden zu. Er schob vorsichtig ein paar Fische mit der Schuhkappe beiseite, und als er die beiden erreicht hatte, klopfte er Mr. Clymer auf die Schulter.
Zuerst reagierte der Alte nicht. Alex mußte diesen Vorgang dreimal wiederholen, ehe Mr. Clymer zu ihm hochsah. Seine stieren, rotunterlaufenen Augen Quollen fast aus ihren Höhlen, als er Alex vor sich stehen sah. Er richtete sich auf und gab Jess frei.
»Ich würde vorschlagen, daß Sie sich nach Hause begeben. Dort haben Sie es bequemer. «
»Nun… ja… ich war nur… ich wollte nur… « Damit zog er sich zur Klippe zurück, kletterte die Felsen hinauf, und dann konnten sie beide hören, wie er in den Wald hineinrannte.
»Also! « sagte Jess, ordnete ihre Kleider und sah sich dann nach den Fischen um, die neben und hinter ihr über den Sand hüpften. »Du bist mir vielleicht ein Retter! «
»Ich habe ihn vertrieben — oder vielleicht nicht? «
»Nicht, bevor er mich… Du hättest ihn schlagen sollen. « Sie blickte an sich hinunter und machte ein angewidertes Gesicht. »Er hat mich von oben bis unten vollgesabbert. « Sie kauerte sich nieder und wusch ihre entblößten Brüste. Sie bemerkte nicht die Hitze auf Alexanders Gesicht, als er ihr dabei zusah.
Alex wandte sich von ihr ab und setzte sich auf den umgestürzten Baum. »Hast du dich schon entschieden? «
»Was entschieden? « fragte sie und warf dabei ein paar Fische in einen Sack. »Oh, wen ich heiraten werde, meinst du. — Ja und nein. «
Er wischte sich ein imaginäres Stäubchen vom Ärmel. »Laß mich raten: Du möchtest den Schwarzen Rebellen heiraten. Aber er ist noch nicht wieder erschienen, um dich um deine Hand zu bitten. «
Jess ließ einen Schellfisch fallen und hob ihn hastig wieder auf. »Was weißt du schon davon! «
»Jede ledige Frau in der Stadt möchte den Schwarzen Rebellen heiraten. Sie scheinen alle zu glauben, daß er ein übermenschliches Wesen ist. Es ist so, als würden sie den schönen Prinzen aus einem Kindermärchen zum Mann bekommen. «
»Er ist aber aus Fleisch und Blut. Das weiß ich genau«, sagte sie selbstgefällig.
»Fleisch und Blut, das sich aber nicht erklären will. Woher willst du wissen, daß er nicht zu deinen zahlreichen Kandidaten gehört, die sich seit einer Woche um dich bewerben? «
»Ich würde ihn sofort erkennen. Das kannst du mir glauben. Alex, stell mal deinen Fuß auf den Schwanz dieses Fisches und halt ihn fest. «
Mit einem Seufzer schob er den großen Zeh über die Schwanzflosse. »Jess, du hast noch vier Tage Zeit für deine Entscheidung. Du mußt dich allmählich entschließen. «
Sie warf den letzten Fisch in den Sack und setzte sich neben Alex auf den Baumstamm. »Kann ich dir etwas im Vertrauen sagen? «
»Natürlich«, sagte er leise und sah sie aufmerksam an.
»Ich mag sie alle nicht. « Sie sah auf ihre Hände hinunter. »Ich möchte es Eleanor nicht sagen, aber ich mache mir allmählich Sorgen. Ich weiß, daß du meine wahren Gefühle für den Schwarzen Rebellen erraten hast. Er und ich sind… wir stehen uns näher, als die meisten ahnen. « Sie hob den Kopf. »Ich will keinen anderen Mann heiraten. Ich möchte warten, bis das alles vorbei ist. Dann kann sich der Schwarze Rebell offen zeigen, und ich werde mehr als glücklich sein, wenn er mich heiratet. «
»Aber, Jess, unsere Probleme mit England lassen sich doch nicht über Nacht lösen! Was soll geschehen, wenn dieser Konflikt jahrelang andauert? Was ist, wenn England noch mehr Truppen hierherschickt, damit sie den Schwarzen Rebellen jagen? Was passiert, wenn er sich dir niemals offen zeigen kann? «
»Ich kann warten.
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