Liebe kennt keine Gefahren
sie einen von ihnen — den jungen Mann, der ihr eine Muttersau als Morgengabe angeboten hatte —, mit beiden Händen seine Hose hochhaltend, weglaufen sehen.
Sie hatte Nicholas nur hochmütig angesehen, bevor sie ins Haus ging und die Tür hinter sich zuwarf.
Alexander, dieser Feigling, hatte sich seit jenem Abend natürlich nicht mehr bei ihr blicken lassen.
So hauste sie also schon die zweite Nacht allein in der Hütte, während der Wind durch die klaffenden Ritzen der Hauswände pfiff und sie sich von gebratenem Fischen ernähren mußte. Da sie kaum Ahnung vom Kochen hatte, hätte sie auch kaum etwas anderes zubereiten können.
Als es draußen donnerte und kurz darauf ein heftiger Regenguß auf die Hütte niederprasselte, fühlte sie sich noch einsamer und verlassener als zuvor. Sie merkte nicht, wie die Haustür aufging.
»Jessica? «
Sie blickte sich um und sah Alexander in der Tür stehen. Sein gelber Seidenrock schimmerte im Licht der Herdflammen.
»Mach, daß du wegkommst«, sagte sie.
»Ich habe dir etwas zu essen gebracht«, antwortete er und hielt ihr einen Korb hin. »Ein paar von Eleanors berühmten Pasteten — nicht mit Fisch, sondern Fleisch gefüllt. « Er stellte den Korb ab, zog seinen Seidenrock aus und breitete ihn behutsam auf | dem Boden aus, damit er trocknete.
Sie gab ihm keine Antwort, sah nur zu ihrem Fisch hin.
»Auch Käse, Brot, eine Flasche Wein und… « Er zögerte. »Ein Stück Schokolade. «
Schokolade! Da ließ sie ihren Fisch in die Herdflammen fallen und streckte die Linke aus, in die er einen Riegel hineinlegte. Sie biß ein Stück von der Schokolade ab. »Und welchen Preis hat dieses Geschenk? «
»Heirate mich«, sagte er schlicht, setzte sich auf den Boden und hielt mit der Rechten ihre Schulter fest, damit sie nicht aufspringen konnte. »Jessica, wir müssen darüber reden. Du kannst dich nicht ewig in diesem Haus vergraben und schmollen. In zwei Tagen rückt Westmoreland mit seinen Soldaten an und holt, dich hier heraus. «
»Er wird mich nicht finden«, erwiderte sie trotzig.
Alex begann, den Korb auszupacken. »Findest du denn die Vorstellung, mit mir verheiratet zu sein, so furchtbar? « fragte er schüchtern, die Augen auf den Boden geheftet.
Sie drehte sich zu ihm um und sah ihn an. Ohne seinen Rock machte er wirklich keine so lächerliche Figur. Sein weißes, gefälteltes Hemd war vom Regen naß geworden und klebte an seinen Schultern. Obwohl sie wußte, daß er sehr dick war, wirkte er, aus diesem Blickwinkel betrachtet, fast schlank.
»Ich will nicht zu etwas gezwungen werden«, sagte sie. »Es gibt nur wenige Dinge im Leben einer Frau, über die sie selbst bestimmen kann; doch die Wahl des Gatten sollte ihr überlassen bleiben. «
Alexander wickelte eine mit Fleisch und Gemüse gefüllte Pastete aus und reichte sie ihr hin. »Ich denke, außergewöhnliche Umstände verlangen auch außergewöhnliche Maßnahmen. Du kannst der Logik nicht ausweichen, daß du in zwei Tagen verheiratet sein mußt oder gezwungen wirst, einen Idioten zum Manne zu nehmen. Ich mag zwar nicht sonderlich gut aussehen; doch an meinem Verstand ist bestimmt nichts auszusetzen. «
»Du siehst gar nicht so übel aus, wenn du nicht einen von diesen idiotischen Anzügen trägst. « Jess deutete mit dem Kopf auf den schimmernden Berg Seide hinter seinem Rücken.
Alex drehte ihr das Gesicht zu und grinste. »Koste mal von dem Wein, Jess«, sagte er augenzwinkernd. »Ich hab ihn aus dem Privatkeller meines Vaters gestohlen. Er brachte ihn vor zehn Jahren aus Spanien mit. «
Sie ließ sich von seinem Lachen anstecken und nahm den Becher, den er ihr reichte. Der Wein schmeckte ihr vorzüglich. Er hatte ein feines, liebliches Aroma.
»Nun zum Geschäft«, sagte er ernst. Er röstete Käse über dem Feuer und nahm ihn, bevor er flüssig wurde, vom Herd. »Du willst mich nicht heiraten; der Schwarze Rebell hat sich bisher noch nicht wieder gezeigt, und deine Frist läuft in zwei Tagen ab. Was gedenkst du zu tun? «
»Ich kann mich nicht einfach davonstehlen und die Kinder im Stich lassen«, antwortete sie leise. »Sonst hätte ich die Stadt bereits verlassen. Jemand muß ja für die Kinder sorgen, und allein schafft Eleanor es nicht. Bedauerlicherweise findet sich keiner der anderen Männern dazu bereit, mich und die Kinder zu nehmen. «
»Ich verstehe. Vielleicht gereicht mir der Mangel der anderen Männer zum Vorteil. « Er belegte für sie ein Brot mit Käse.
»Alex«, sagte sie
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