Liebe meines Lebens
sich Gregoris nicht in seiner Wohnung, sondern in der Villa seiner Eltern mit ihr treffen wollte. Ein Diener in schwarzem Anzug brachte sie in die imposante Eingangshalle, die mit ihren vielen antiken Büsten eher einem Museum ähnelte. Sie fühlte sich wieder genauso befangen wie vor zehn Jahren, als Gregoris sie das erste Mal seinen Eltern vorgestellt hatte.
Plötzlich wünschte sie, sie wäre wieder der siebzehnjährige Teenager, allerdings mit ihrer jetzigen Lebenserfahrung. Dann würde ihrem Glück nichts mehr im Wege stehen.
“Olympia …”
Olympia drehte sich um und erblickte Gregoris, der im Türrahmen stand und sie beobachtete. Sie hielt den Atem an, ihr Herz setzte einen Schlag aus, um dann wie wild zu rasen. Er wirkte so vertraut und doch stolz und unnahbar.
“Es gibt da einige Dinge, die zu besprechen wären …”
Erst jetzt fiel ihr auf, wie blass und müde er aussah. Zwei Falten zeichneten sich zwischen seiner Nase und seinen Mundwinkeln ab, und er hatte abgenommen.
Gregoris führte sie in die Bibliothek. “Zuerst möchte ich dir sagen, dass alle Ausfertigungen unseres Ehevertrags vernichtet worden sind.”
Das machte sie auch nicht glücklicher. Es zeigte nur, dass er ein schlechtes Gewissen hatte und sie abfinden wollte. Sie würde trotzdem eine geschiedene Frau sein, wenn auch eine sehr reiche.
Er nahm ihre Hand. “Du hast mir vorgeworfen, ich hätte dich aus Machtstreben und Geldgier geheiratet. Darauf konntest du nur kommen, weil ich dir über das, was ich mit Spyros vereinbart hatte, nicht die Wahrheit gesagt habe. Ich bin nur sein Geschäftsführer, Eigentümer mit voller Verfügungsgewalt ist nach wie vor er selbst.”
Das begriff sie nicht. “Aber …”
“Spyros wollte es nicht, aber ich habe darauf bestanden, weil ich erwartet habe, dass unsere Ehe mit einer Scheidung endet.”
Das verstand sie. Olympia wurde blass. Gregoris hatte sich nur an ihr rächen, nicht bereichern wollen. Und Spyros konnte sich so auch nicht hintergangen fühlen, weil er durch die Scheidung keine materiellen Nachteile hatte.
“Und ein letzter Punkt, der wahrscheinlich der wichtigste ist.” Gregoris zögerte. “Ich habe lange dafür gebraucht, aber ich weiß jetzt, dass ich die Geschichte mit Lukas völlig überbewertet habe.”
Erstaunt sah sie ihn an.
“Du hast mich im Nachtclub mit meiner Exfreundin gesehen und dich dafür an mir gerächt – so jedenfalls habe ich es damals interpretiert.” Er sprach leise und verbittert. “Ich hatte dich in meiner Vorstellung verklärt, und als du dich wie eine Frau aus Fleisch und Blut benommen hast, war ich schockiert und fühlte mich verraten. Zehn lange Jahre habe ich diese Gefühle dann gehegt. Als du zu mir ins Büro gekommen bist, war ich, was Lukas und dich angeht, immer noch auf dem Niveau eines Neunzehnjährigen. Ich habe mich wie ein Halbwüchsiger und nicht wie ein Mann benommen. Ich möchte, dass du das verstehst.”
Damit hatte sie nicht gerechnet. Gregoris war endlich ehrlich ihr gegenüber. Er schien ihr zu verzeihen, was sie nie getan hatte, er schien sogar an ihrer Schuld zu zweifeln. Doch mit seiner nächsten Frage überraschte er sie noch mehr.
“Du hast gesagt, dass du mich …” Er schluckte und atmete schwer. Der selbstsichere, durch nichts zu beeindruckende Gregoris Cozakis schien noch befangener als sie zu sein!
“Ich habe gesagt, dass ich dich zurückwill”, half sie ihm aus der Verlegenheit.
Gregoris atmete auf, als würde ihm eine schwere Last von den Schultern fallen. Glücklich lächelnd schloss er sie in die Arme, und sie spürte, dass sein Herz hämmerte, als hätte er gerade einen Marathonlauf hinter sich. Zärtlich streichelte er ihre Wange, sah sie dann jedoch traurig an.
“Katerina und dein Großvater sind hier.”
Unwillkürlich stieß Olympia einen kleinen Schrei aus, so entsetzt war sie.
“Lukas ist ja leider nicht mehr erreichbar, aber sonst habe ich alle Personen eingeladen, die irgendwie mit unserer geplatzten Verlobung zu tun hatten”, fuhr er fort, als er sie durch die Halle zum Wohnraum führte. “Das wissen sie natürlich nicht, sie haben sich bei der Einladung zum Abendessen nichts gedacht. Sie werden völlig überrascht über dein Erscheinen sein. Genauso ist es auch geplant.”
10. KAPITEL
Fünf Augenpaare blickten Olympia entgegen, als Gregoris ihr die Wohnzimmertür öffnete. Nur zwei Menschen schienen sich über ihr Erscheinen wirklich zu freuen. Spyros Manoulis lächelte zufrieden,
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