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Liebe mit Schuss

Liebe mit Schuss

Titel: Liebe mit Schuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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gewesen. Sie hatte die Beaumont Gazette kurzerhand zur rauchfreien Zone erklärt und Jamie war gezwungen gewesen, ihrem Laster draußen vor der Tür zu frönen, egal bei welchem Wetter. Daraufhin hatte es nicht lange gedauert, bis Jamie das Rauchen wieder aufgab, sie hatte jedoch – und das war kein Wunder bei all dem Stress – in den letzten vierzehn Tagen einen kleinen Rückfall erlitten. Fliegenden Kugeln ausweichen zu müssen war nun mal nicht gut fürs Nervenkostüm – und das war eine gute Entschuldigung, fand Jamie.
    Vera wäre sicher stolz zu erfahren, dass Jamie sich nun alle Mühe gab, ihren Körper ebenso rauchfrei zu halten wie das Redaktionsgebäude. Und sie hatte sich weiß Gott nach einer Zigarette verzehrt, in all den Stunden, in denen sie und Buford Noll sich vor dem Verrückten mit der Knarre versteckt gehalten hatten.
    Jamie dachte an Vera. Einfach abzuhauen, ohne einer Menschenseele Bescheid zu sagen, damit wäre sie gewiss nicht einverstanden. Das war auch der Grund, warum Jamie ihren Anruf von Max’ Handy erst dann getätigt hatte, als sie sicher sein konnte, dass Vera nicht mehr im Büro war. »Ich nehme mir ein paar wohlverdiente Urlaubswochen«, hatte sie ausrichten lassen.
    Nicht, dass Vera ihr das auch nur eine Sekunde lang abkaufen würde. Sie war noch nie auf das, was sie Jamies »Spinnereien« nannte, hereingefallen. Nicht einmal, als diese noch ein Kind war. Und jetzt gewiss auch nicht. Da spielte es gar keine Rolle, dass Jamie ihren dreißigsten Geburtstag bereits hinter sich hatte; es würde ein Riesendonnerwetter geben, wenn sie erst wieder daheim wäre.
    Aus dem Nieseln wurde ein richtiger Regen. Allmählich sollte sie sich eine Unterkunft für die Nacht suchen. Sie musste ein ganzes Stück weit fahren, bevor sie am Rand des Highways endlich ein müde wirkendes Motel in verblasstem Himmelblau mit gusseisernen Balkonen sah. Sie fuhr daran vorbei und kehrte erst wieder um, als etliche Meilen weiter nichts Besseres aufgetaucht war – oder besser gesagt, gar nichts. Nun, in einem Ort von der Größe von Sweet Pea konnte man wohl nicht viele Motels erwarten.
    Kurz darauf lenkte Jamie den Pick-up unter die überdachte Auffahrt des schäbigen Motels. Sie kletterte aus dem Wagen, und es gelang ihr, Flohsack dazu zu überreden, ins Führerhaus zu klettern. Der Hund bibberte trotz der sommerlichen Temperaturen wie Espenlaub. Sie vermutete, dass er damit nur an ihr Mitleid appellieren wollte, obwohl sie ihm so viel Intelligenz, wenn sie ehrlich war, gar nicht zutraute. Sie rubbelte ihn, so gut sie konnte, mit einem alten Handtuch trocken, das sie hinter einem der Sitze gefunden hatte. Er sah wirklich jämmerlich aus, mit seinen großen, seelenvollen Augen und den runterhängenden Hautfalten. Schon jetzt kam sie sich vor wie das miserabelste Frauchen der Welt.
    »Gott segne dich, aber du hast eine Visage, die nur eine Mutter lieben könnte«, sagte sie zu ihm und kurbelte dann das Seitenfenster ganz herunter, damit er auch ja genug Luft bekam, während sie weg war. »Und jetzt bleib schön unten. Wenn dich der Motelbesitzer sieht, kriegen wir nie ein Zimmer.«
    Der Unrat auf dem kleinen Grasvorplatz und die schmierige Glasschiebetür hätten Jamie eigentlich auf den Anblick der Lobby vorbereiten müssen. Es roch durchdringend nach gebratenen Zwiebeln; offenbar wurde im Hinterzimmer gerade das Abendessen zubereitet. Der Teppich gehörte dringend gereinigt, ebenso wie das T-Shirt des Mannes, der hinter dem Tresen lümmelte. Er schien Jamie überhaupt nicht bemerkt zu haben; seine Schweinsäuglein klebten an einem kleinen Fernseher, der oben an der Wand befestigt war.
    Jamie trat an die Rezeption. »Entschuldigen Sie bitte, aber ist dies hier das einzige Motel in der Stadt?«
    Der Mann warf ihr einen unwirschen Blick zu. »Warum stellen Sie ausgerechnet mir so eine Frage? Ist es Ihnen hier etwa nicht gut genug?«
    »Nein, nein, ganz bestimmt nicht. Es ist nur –« Jamie wurde jäh vom Bellen eines Hundes unterbrochen. Und es war nicht nur irgendein Hund. Flohsack hatte offenbar beschlossen, ihr zu folgen. Mist.
    »Ist das Ihr Hund?«, wollte der Mann wissen.
    »Welcher Hund?«
    »Der, der an der Glastür kratzt.«
    Jamie warf einen Blick über die Schulter. »Hab den Hund noch nie im Leben gesehen. Kann man bei Ihnen auf dem Zimmer den Spielfilmkanal empfangen?«
    »Nö, und ich muss Ihnen für den Köter zehn Dollar extra berechnen, weil ich das Zimmer erst mal desinfizieren muss, wenn Sie

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