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Liebe mit Schuss

Liebe mit Schuss

Titel: Liebe mit Schuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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rollte die Zigarre verlegen zwischen seinen Wurstfingern. »Na ja, zum einen ist er auf einem Ohr so gut wie taub und auch seine Augen sind nicht mehr das, was sie mal waren. Außerdem leidet er – wie heißt das noch gleich? Unter ’ner Kriegsneurose.«
    »Einer Kriegsneurose?«
    »Na ja, wie gesagt, mein Vetter ist gern auf Waschbärenjagd gegangen. Und dieser Hund hier war nie ein besonders guter Jagdhund; tatsächlich hat er ’ne Scheißangst vor Waschbären, und sobald die Kugeln fliegen, verkriecht er sich im nächsten Loch.«
    »Er hat ja lauter kahle Stellen.«
    Bud zuckte die Achseln. »Soweit ich weiß, ist er mal von ’nem bösen alten Waschbären angefallen worden. Das Fell ist danach nie mehr nachgewachsen. Mein Vetter sagt, er wimmert im Schlaf. Meint, der Hund hätte Alpträume. Flashbacks, Sie wissen schon. Wenn Sie mich fragen, dann leidet das Tier unter ’ner posttraumatischen Stressneurose.«
    Jamie verdrehte die Augen. »Ach, du meine Güte!«
    »Und er hasst Countrymusik, das muss ich Ihnen gleich sagen. Er flippt völlig aus, wenn er das hört.«
    »Also, den Pick-up kaufe ich, aber den Hund nehme ich nicht.«
    Dieser stieß unversehens ein jämmerliches Heulen aus, als hätte er verstanden, was Jamie gesagt hat.
    »Nimm’s nicht persönlich«, versuchte sie ihn automatisch zu trösten. Meine Güte, jetzt redete sie schon mit einem Hund. Bekümmert schüttelte sie den Kopf.
    Das Tier vergrub die Schnauze unter den Pfoten.
    »Oh-oh«, sagte Bud. »Ich fürchte, Sie haben seine Gefühle verletzt.«
    »Auch das noch.« Jamie zog Bud ein Stück beiseite. »Hören Sie, ich habe noch nie ein Haustier gehabt, noch nicht mal einen Goldfisch. Bei mir sterben ja sogar die Zimmerpflanzen ab.«
    »Ach, Flohsack macht Ihnen bestimmt keine Probleme, Schätzchen. Der braucht nur gelegentlich ein bisschen frisches Wasser und was zu Fressen. Schläft ohnehin die meiste Zeit.«
    »Der Hund heißt Flohsack?«
    »Na ja, so hat ihn mein Vetter jedenfalls genannt. Aber ich kann Ihnen versichern, von Flöhen ist bei dem Tier kaum eine Spur; hab’s selbst überprüft.«
    Jamies Miene war nachdenklich. Verdammt. Genau das, was sie überhaupt nicht brauchen konnte, einen neurotischen, kranken Hund, ganz zu schweigen von der so genannten Kriegsneurose – wo sie doch die Pistolenkugeln anzog wie Obst die Fruchtfliegen. »Es geht einfach nicht«, erklärte sie.
    »Also gut, ich mache Ihnen einen Vorschlag. Sie nehmen den Truck und den Hund und ich gehe noch um fünfzig Piepen runter.«
    Jamie erreichte Sweat Pea, Tennessee, gegen fünf Uhr nachmittags, gerade als ein leichter Nieselregen einsetzte. Na toll, dachte sie. Und sie hatte einen Hund hinten auf der Ladefläche. Sie hielt an einer roten Ampel an und drehte sich zu besagtem Tier um. Flohsack hatte die Schnauze an die Heckscheibe gedrückt, die sich von seinem Atem beschlug.
    »Schon gut, alter Junge«, sagte sie laut, glaubte jedoch nicht, dass er sie gehört hatte.
    Sie musste zugeben, dass er ein guter Reisegefährte gewesen war. Sie hatte unterwegs zweimal angehalten, um ihn Gassi zu führen und ihm Wasser zu geben, und als sie zum Mittagessen Halt machte, hatte sie ihm einen Cheeseburger gekauft. Das war wahrscheinlich nicht das Richtige für einen Hund; sie musste ihm unbedingt richtiges Hundefutter kaufen. Schließlich war es jetzt ihre Pflicht, dafür zu sorgen, dass er sich richtig ernährte, bis sie ein Zuhause für ihn fand. Nicht, dass das leicht werden würde. Wer wollte schon einen fast kahlen Hund, der obendrein einen psychischen Knacks hatte?
    Jamie konnte sich lebhaft vorstellen, was Vera sagen würde, wenn sie erfuhr, dass sie, Jamie, Hundebesitzerin geworden war. Die sechzigjährige Vera Bankhead, die von ihr erst kürzlich – vor lauter Angst – zur stellvertretenden Chefredakteurin befördert worden war, war ihr schon immer eine Art Mutterersatz gewesen. Und sie hatte nie ein Blatt vor den Mund genommen, wenn es darum ging, Jamie zu sagen, wie sie ihr Leben zu leben hatte. »Jamie«, würde sie sagen, »was willst du mit einem Hund? Du kannst doch nicht mal für dich selbst sorgen.«
    Das sagte sie deshalb, weil Jamies Kühlschrank und Vorratskammer chronisch leer waren. Sie nahm sich nur selten die Zeit, mal ein paar Lebensmittel einzukaufen. Außer Kaffee und Chips hatte sie praktisch nie was im Haus. Und als sie sich dann auch noch, dem Beispiel ihres verstorbenen Vaters folgend, das Rauchen angewöhnt hatte, war es bei Vera ganz aus

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