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Liebe mit Schuss

Liebe mit Schuss

Titel: Liebe mit Schuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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Mann mit hellbraunem Haar und einer Brille, die ihm ständig auf die Nasenspitze herunterrutschte. Er und Max standen ganz hinten und ließen den Blick prüfend über die Menge schweifen. Über dem Chorgestühl hing ein gewaltiges marineblaues Banner, auf dem in weißen Lettern die Worte Gemeinschaft der Liebe prangten.
    »Hast du eine Ahnung, wie viele Bazillen bei so einem Treffen rumschwirren?«, flüsterte Dave und schob sich die Brille mit einem dürren Zeigefinger hoch.
    Max zuckte die Achseln. »Es gibt am Ende eine Wunderheilung. Kannst dich ja anstellen.«
    »Sehr witzig«, entgegnete Dave.
    Max’ Blick wurde auf eine große Rothaarige mit Sonnenbrille gelenkt, die offenbar einen Aufstand machte, um noch einen Platz in der ersten Reihe zu ergattern. Er reckte den Hals, um sie besser sehen zu können.
    Sie trug einen ultrakurzen Jeansrock und dazu ein knallenges rotes Trägertop, das die üppigen Brüste bestens hervorhob. Außerdem trug sie Highheels, die ihre endlos langen, wohl geformten Beine wundervoll zur Geltung brachten – was nicht nur ihm, sondern mittlerweile fast der ganzen Gemeinde aufgefallen war. An ihren Ohren baumelten riesige Strassohrringe, die jedes Mal aufblitzten, wenn sie sich bewegte. Sie wandte den Kopf zur Seite, riss sich die Sonnenbrille herunter und fauchte eine dicke Frau an, die ihr partout nicht Platz machen wollte.
    Max runzelte die Stirn. Selbst in dieser Verkleidung hätte er Jamie Swift überall wieder erkannt. »Ich fasse es nicht«, knurrte er.
    Dave beugte sich zu ihm. »Ist was?«
    »Ja. Probleme.«
    Die Gemeinde hatte bereits aus voller Kehle das Lied »Herr, bring deine Schäfchen heim« angestimmt, als es Jamie endlich gelang, sich zwischen zwei Leute auf die vorderste Bank zu quetschen. Hoch erhobenen Hauptes saß sie da, bemüht, die bösen Blicke der Frauen zu ignorieren, sowie die mehr oder weniger erfolgreichen Versuche der Männer, sie nicht anzustarren. Sie konnte ihnen deswegen keinen Vorwurf machen. Ihre »Flittchenmontur«, wie sie es Flohsack gegenüber ausgedrückt hatte, war wirklich mehr als unpassend für den Anlass, ebenso wie ihr wilder Rotschopf. Die Perücke hatte sie ein Vermögen gekostet, aber sie wirkte nun mal täuschend echt. Sie sah aus, als hätte sie sich ein Schild mit der Aufschrift Schlampe um den Hals gehängt. Jetzt konnte sie nur hoffen, dass das auch Harlan Rawlins auffallen würde. Ihr ganzer Plan hing davon ab.
    Reverend Harlan Rawlins wählte die letzte Strophe für seinen Auftritt. In der Hand ein kabelloses Mikro, fiel er in den Gesang ein. Er besaß eine kräftige, sonore Stimme und sang voller Selbstbewusstsein. Jamie musterte ihn eingehend. Sie wusste nicht genau, was sie erwartet hatte, aber dass er so attraktiv und gepflegt wäre sicher nicht. Vera hatte sie als Kind öfters mal zu einer Wanderpredigt mitgenommen, doch hatten die Prediger damals billige Anzüge getragen und hauptsächlich herumgeschrieen.
    Harlan Rawlins dagegen sah nicht so aus, wie sie sich einen typischen Prediger vorstellte. Eher wie ein Filmstar. Aber es war mehr an ihm, als nur sein gutes Aussehen. Der Mann besaß eine auffällige Präsenz. Er besaß Charisma, und es war leicht zu verstehen, warum die Leute ihm folgten, warum es den Frauen schwer fiel, nein zu ihm zu sagen. Die Luft wirkte geradezu aufgeladen, Jamie konnte von ihrem Platz aus seine Energie förmlich spüren. Sie musste sich ganz genau merken, was sie jetzt empfand, damit sie es ihren Lesern später schildern könnte. Die Leser würden wissen wollen, was es war, was diesen Mann so erfolgreich machte und was die Leute dazu brachte, ihr letztes Hemd für ihn zu geben.
    Jamie war so auf den Reverend konzentriert, dass sie das Füßescharren und die Unruhe in der Bank hinter ihr nur mit halbem Ohr mitbekam.
    Plötzlich tippte ihr jemand auf die Schulter. Jamie warf einen Blick nach hinten und riss den Mund auf. Hinter ihr stand Max Holt.

DREI
    Max sah ganz anders aus: Bürstenschnitt und unrasiert. Ihr Blick fiel auf die Brusttasche seiner Uniform, auf der der Name »Bennett Electric« stand. Die Tatsache, dass er verkleidet war, überraschte sie gar nicht; was sie vielmehr schockierte, war, dass er selbst in dieser kleinbürgerlichen Aufmachung geradezu umwerfend aussah. Erst jetzt fiel ihr auf, dass auch Max sie anstarrte.
    »Was machst du hier?«, flüsterte er barsch.
    »Ich bin aus demselben Grund hier wie du«, flüsterte sie zurück.
    Mehrere Leute drehten die Köpfe nach ihnen

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