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Liebe oder so

Liebe oder so

Titel: Liebe oder so Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger Montag
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bestand hauptsächlich aus älteren Leuten, Verwandtschaft, Nachbarn, ehemaligen Arbeitskollegen und einigen Bekannten. Ich wechselte ein paar Worte mit Ludwigs Rentnerclique, die ich noch aus dem Baumarkt kannte.
    „Gruselig, was?“, fragte Caro, als wir bei der ältlichen B edienung unsere Bestellung aufgaben.
    „Meinst du den Anlass oder die Leute?“
    „Beides.“
    „Wo hast du deinen Freund gelassen?“
    „Auf der Arbeit“, sagte sie.
    „Tut m ir leid, der Kaffee dauert noch einen Moment“, mischte sich die Bedienung ein.
    „Schon gut. Könnten Sie mir dann einen Aschenb echer bringen?“
    „Hier drinnen herrscht Rauchverbot. Aber Sie können gerne vor der Tür rauchen.“
    „Und Sie können sich gerne vor den Zug werfen.“ Ich schob meinen Stuhl zurück und wandte mich an Carolin. „Kommst du mit raus?“
    Im Freien war mir sowieso wohler zumute. Es herrsc hte ein unverschämt gutes Wetter, so hätte es Ludwig gern gehabt.
    „Wer jetzt wohl seinen Rasen mäht?“
    „Dafür haben sie ja jetzt Richard“, meinte Caro.
    „Stimmt, dafür haben sie jetzt Richard.“ Ich sah beim Rauchen den Friedhofsgärtnern zu, die Ludwigs Grab zuschaufelten. „Was denkst du über die beiden?“
    „Was willst du hören? Dass er total bescheuert und unsympathisch ist? Oder dass die Trennung von dir das Beste war, was Sonja widerfahren konnte?“
    „Schon gut“, sagte ich.
    „Ach ja, und Marie hat wieder angerufen, gut, dass du fragst.“
    „Interessiert mich nicht.“
    „Ich hab ja auch gar nichts gesagt.“
    Ich zündete mir eine neue Zigarette an und drückte die alte aus. „Und was wollte sie?“
    „ Du meinst Die-deren-Namen-wir-nicht-aussprechen? Sie wollte von mir wissen, ob dein Anschluss defekt sei. Sie habe dir schon hundert Mal auf Band gesprochen, aber du hättest nie zurückgerufen.“
    „Sie hat mir sogar zweimal geschrieben“, sagte ich.
    „Und?“
    „Ich weiß nicht.“ Die Friedhofsgärtner machten Feierabend, lachend schoben sie ihre Schubkarren davon. „Im Moment will ich einfach nur meine Ruhe, das hab ich ihr auch geschrieben.“
    „Du hast zurückgeschrieben?“ Das schien sie zu ve rwundern.
    „Gestern.“
    „Warum sagst du nicht wenigstens mal Hallo, bevor du wieder fährst?“
    „Ich weiß ja nicht mal, wo sie jetzt wohnt. Wah rscheinlich wieder bei diesem Jochen.“
    „Nein, b ei einer Freundin. Das mit Jochen ist vorbei.“
    „Wird sich schon ein anderer finden, da mach ich mir ke ine Illusionen.“ Ich nahm einen letzten Zug und schnippte die Zigarette in den Aschenbecher.
    „Ich seh schon, du gehst die Situation so richtig souverän an“, meinte Caro. „Kein böses Wort, keine vergifteten Gedanken. Und nachtragend bist du auch nicht.“
    Gemächlich blies ich den Rauch aus . Er wirkte ungewöhnlich weiß in dem Sonnenlicht, kräuselte sich und löste sich dann auf.
    „Find ich toll von dir. Das hat Format, ehrlich .“
    „Caro, es reicht jetzt.“
    Sie stützte sich neben mir aufs Geländer. „Falls es dich interessiert, sie wollte heute mitkommen, aber ich habe ihr davon abgeraten.“
    „Wieso das?“
    „Weil ihr euch einiges zu sagen habt und das nicht der richtige Rahmen für ne Aussprache ist.“
    „Wer redet denn hier von Aussprache? Genau g enommen hatten wir die in der ganzen Zeit nicht, in der sie bei mir gewohnt hat. Warum sollten wir jetzt damit anfangen?“
    „Weil es sonst zu Ende ist?“
    „Das ist es schon, Caro“, sagte ich und sah sie an. „Und wenn du mich fragst, war es das schon lange vor Dortmund.“

 
    47
     
    Es regnet, war mein erster Gedanke, noch ehe ich die Augen öffnete. Tak. Tak. Tak. Wir hatten Juni, das konnte im Herbst ja noch was werden mit diesem Aluminiumdach: Ich hatte inzwischen eine dunkle Ahnung davon, weshalb vor mir niemand diese Wohnung hatte erstbeziehen wollen. Mein zweiter Gedanke galt dem Sunbeam, den ich mit offenem Verdeck vor der Tür geparkt hatte.
    Als ich mich aus dem Bett wälzen wollte, stieß ich gegen ein Hindernis. Es war weich und warm und hatte rote Haare, ich erschrak fast zu Tode.
    „Heyhey, nicht so stürmisch“, sagte Hanna sanft und drehte sich zu mir um. Sie lächelte, und ich war froh, dass sie mir noch immer gefiel.
    Vorgestern war mein zweites Gehalt eingegangen, und ich hatte spontan ein paar Leute eingel aden, um auf meinen Job und die Wohnung anzustoßen. Im Grunde war es eine reine Verzweiflungstat gewesen, denn die Stadt war mir immer noch fremd, und außer zu Carlos unterhielt

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