Liebe ohne Schuld
das
Böse.
Es regiert und ist nicht tot!«
Arielle schloß erschöpft die Augen. Das war zuviel für sie, entschieden viel zuviel! Doch bevor sie in Bewußtlosigkeit versank, schoß ihr der Gedanke durch den Kopf, daß sie nicht klein beigegeben hatte und das auch nie mehr tun wollte. Niemals mehr würde sie ein Opfer sein! Sie selbst wollte Etienne vernichten.
Erschrocken rieß Arielle die Augen auf. Um sie herum war es beinahe dunkel. Wieviel Stunden waren vergangen? Wie lange hatte sie geschlafen? War sie die ganze Zeit über bewußtlos gewesen? Ihr Körper schmerzte vom Kopf bis zu den Zehen.
Plötzlich fiel sanfter Kerzenschimmer auf ihr Gesicht. »Wie fühlst du dich?« fragte Etienne mit leiser Stimme aus dem Dunkel.
»Mir tut alles weh! Was haben Sie denn erwartet, Sie elender kleiner Wurm?«
Etienne schnappte nach Luft. »Ich wollte das nicht, wirklich nicht! Ich wollte dich lieben, doch du hast mich regelrecht dazu gezwungen!«
Arielle erkannte die Spuren, die ihre Nägel auf seinem Hals und in seinem Gesicht hinterlassen hatten, und freute sich. Ganz offensichtlich hatte auch sie ihm Schmerzen zugefügt. »Hören Sie zu, Etienne! Wie Sie wissen, bin ich verheiratet, und zwar mit einem Mann, den ich liebe.« Ja, sie liebte Burke, und dieser Gedanke schenkte ihr ein Gefühl der Sicherheit und Wärme.
»Das ist mir gleichgültig! Ich will mit dir schlafen und kann nicht länger warten!«
»Hören Sie, Etienne: Falls Sie mich berühren, werde ich Sie umbringen. Das schwöre ich!«
Er lachte nur, doch der nervöse Unterton in seiner Stimme war nicht zu überhören. »Mach dich doch nicht lächerlich!« Dann stellte er die Kerze auf dem kleinen Tisch neben dem Bett ab und zog sich aus.
Arielle fühlte seine Hände auf ihren Oberarmen, fühlte, wie er das Laken wegzog, das ihren Körper bedeckte. »Du siehst wirklich zauberhaft aus!« Dann fühlte sie seinen nackten Körper neben sich.
»Fassen Sie mich nicht an!«
Er drehte ihr Gesicht zu sich herum und küßte sie. »Pst, bleib ganz ruhig! Ich möchte dir nicht noch einmal wehtun müssen. Halte einfach still, Arielle!« Mit diesen Worten drehte er sie auf den Rücken, drückte ihr die Beine auseinander und drängte sich zwischen ihre Knie, was sie verzweifelt zu verhindern suchte.
Und dann sah sie plötzlich Dorcas mit einem großen Messer hinter ihm stehen, das drohend auf Etiennes Rücken gerichtet war.
»Dorcas, nein!« schrie Arielle aus Leibeskräften. »Etienne! Vorsicht, hinter Ihnen!«
Im selben Augenblick stach Dorcas zu. Etienne erstarrte und öffnete den Mund. Seine Lippen bewegten sich, doch es kam nur ein Gurgeln heraus. Dann fiel er nach vorn. Sein Kopf landete auf Arielles Brüsten, und das Messer ragte aus seinem Rücken.
»So! Ich glaube nicht, daß das Böse jetzt noch einmal wiederkommt!« Fast träumerisch blickte Dorcas auf Etienne hinunter. »Ich wollte Sie nicht länger leiden sehen, denn Sie haben doch gehaßt, was er Ihnen angetan hat. Sie haben es wirklich nicht verdient, mit diesem niederträchtigen, alten Kerl verheiratet zu werden! Evan Goddis ist ebenfalls ein Werkzeug des Satans! Er …«
»Dorcas, helfen Sie mir, ihn wegzurollen!«
»Nein, ich muß erst sehen, ob er wirklich tot ist. Ich bin froh, daß ich kein Gift benutzt habe. Ein Messer gleitet so sanft und weich durch das Fleisch! Wenn er noch nicht tot ist, werde ich noch einmal zustechen. Er ist so böse …«
»Bitte, ziehen Sie ihn von mir herunter!« Arielle spürte, wie ihr übel wurde. In einer gewaltigen Anstrengung bäumte sie sich auf und es gelang ihr, Etiennes Leiche beiseite zu schieben, so daß sie unter ihm herauskriechen konnte. Hastig griff sie nach dem Nachttopf und übergab sich, bis ihr Körper nur noch von Krämpfen geschüttelt wurde.
Dies war keine Frage mehr von Traum oder Realität, sondern nur noch ein einziger Alptraum! Arielle rollte sich auf dem Fußboden zusammen und zog die Knie ganz eng an ihre Brust. Als Dorcas nach ihr rief, konnte sie kein Wort herausbringen.
Burke entdeckte den Rauch als erster. »Moment mal!« rief er Joshua und Geordie zu. Es war zwar bereits dunkel, doch glücklicherweise gab der Vollmond genügend Licht. Burke deutete in die fragliche Richtung. »Schauen Sie! Dort liegt Rendel Hall, nicht wahr?«
Hastig gab er seinem Pferd die Sporen, und Sekunden später waren die anderen an seiner Seite. Kalte Furcht überkam die Männer, als der Flammenschein immer heller wurde und schließlich den ganzen
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