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Liebe ohne Schuld

Liebe ohne Schuld

Titel: Liebe ohne Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Prolog
    Rendel Hall, Sussex, England
    November 1812
    Er wußte, daß er sie von nun an in der Hand hatte. Sie hatte begriffen, daß sie von ihrem habgierigen Bruder nichts erwarten konnte. Und was ihre runzelige Kammerzofe Dorcas anging, so genügte offenbar eine kleine Drohung gegen deren Wohlergehen, um die Kleine gefügig zu machen. Er wunderte sich, daß er nicht schon früher auf diesen Gedanken gekommen war.
    Er blickte auf seine zarte, siebzehnjährige Frau hinunter, die nackt vor ihm kniete. Sie hielt den Kopf gesenkt und hatte die Arme eng um ihren Körper geschlungen. Er mochte es, wenn ihr dichtes Haar zu beiden Seiten des Kopfes herabhing und den Boden berührte. Sie atmete heftig, und ihre schmächtigen Schultern zitterten bei der Erinnerung an seinen Ledergürtel.
    »Du warst sehr ungehorsam«, sagte er sanft, während er das Ende des Gürtels ganz leicht auf ihren Rücken klatschen ließ. Obwohl der Gürtel einen der neuen Striemen berührte, bewegte sie sich keinen Zentimeter und schwieg beharrlich, was ihm gefiel. Schon häufig hatte sie versucht, ihm Widerstand zu leisten, ihm davonzulaufen, doch jetzt war er sicher, es geschafft zu haben.
    »Du wirst mich niemals mehr verlassen«, fuhr er fort. »Ich bin sehr enttäuscht von dir, Arielle. Einfach zu deinem Bruder zu laufen und ihn mit diesen wilden Geschichten zu belästigen!«
    Sie verharrte weiterhin regungslos und schwieg.
    »Nein, das hättest du wirklich nicht tun sollen«, fügte er nach einer kleinen Pause hinzu. Diesmal traf sie der Gürtel weiter unten, in der Nähe ihrer Taille. Sie war schon immer schlank gewesen, doch jetzt war sie richtiggehend mager. Er verabscheute den Anblick ihrer hervorstehenden Rippen. Seine Frauen mußten fleischiger sein. »Wie, um alles in der Welt, kann ich meiner Pflicht genügen, wenn du nur aus Knochen bestehst?«
    Sie schwieg.
    Er runzelte die Brauen. »Sieh mich an! Ich möchte dein Gesicht sehen.«
    Er beobachtete, wie sie zusammenzuckte und dann langsam den Kopf hob, wobei sie sich das Haar aus dem Gesicht strich. Trotz ihres ganz offensichtlichen Versagens als Frau gefiel sie ihm immer noch. Ihr wunderschönes Haar – ja, seine Mutter hätte es einfach nur als rot bezeichnet, doch er war ein gebildeter Mann und wußte es besser, weil er Italien bereist und Bilder von Tizian gesehen hatte.
    Ja, ihr Haar hatte ihn von Anfang an begeistert, und auch ihre klaren, blauen Augen, die ihn normalerweise ängstlich ansahen. Er mochte es, wenn sie vor Furcht erbleichte und ihre Haut noch farbloser wurde. »Ich finde es so schön, daß du keine Sommersprossen hast, mein Schatz«, bemerkte er eigentlich mehr zu sich selbst. »Wirklich, sehr ungewöhnlich. Sieh mich an, Arielle!« Manchmal gelang es ihr, ihre Furcht vor ihm zu verbergen und direkt durch ihn hindurch zu sehen, was ihn außerordentlich beunruhigte.
    Diesmal sah sie ihm gerade ins Gesicht, doch er konnte weder Haß noch Furcht in ihren Augen entdecken, sondern eher eine Art Wachsamkeit.
    Normalerweise sah er es gern, wenn sie sich vor ihm fürchtete, doch im Augenblick wollte er es nicht übertreiben. Er war sich sicher, daß sie begriffen hatte, daß sie sein Eigentum war und so lange bei ihm bleiben mußte, wie er das wollte.
    »Gut«, meinte er schließlich und lächelte ihr zu, »ich glaube, damit ist deine kleine Sünde ausreichend bestraft. Du darfst jetzt mit mir sprechen, Arielle. Ich möchte, daß du mir haarklein berichtest, was du deinem Bruder alles erzählt hast, oder ich werde auch noch deine schönen Hüften bearbeiten. Bisher habe ich dich noch kaum berührt, weil ich augenblicklich gnädig gestimmt bin. Sage mir die Wahrheit, und zwar die ganze, oder ich werde der alten Frau ebenfalls eine kleine Kostprobe meines Gürtels verabreichen.«
    Arielle glaubte ihm aufs Wort. Sie fühlte sich grenzenlos erschöpft, doch die pochenden Schmerzen, die seine Schläge auf ihrem Rücken und ihren Schenkeln zurückgelassen hatten, waren wenigstens ein Beweis dafür, daß sie noch am Leben war. Um ihn nicht noch weiter durch Widerspenstigkeit zu reizen, begann sie, langsam und deutlich zu sprechen. »Du hattest mir sehr weh getan, und ich konnte es nicht mehr ertragen.« Überrascht stellte sie fest, daß ihre Stimme sanft klang, und das gab ihr Kraft.
    Doch bevor sie noch weitersprechen konnte, unterbrach er sie scharf. »Was hast du denn erwartet? Ich habe dir beigebracht, wie man einen Mann erregt, doch du hast die Anweisungen nur stümperhaft

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