Liebe, Sex und andere Katastrophen: Meine abenteuerliche Suche nach dem Mann fürs Leben (German Edition)
noch und weiterhin die feste Freundin von Nummer zwei. Aber wie wenig Skrupel ich hatte, zeigte sich auch schon bei Nummer drei, parallel zu Nummer zwei. Diese Skrupellosigkeit begleitet mich bis heute. Ich und Fremdgehen? Na und, ja klar! Aber wehe, ER geht fremd, große Katastrophe, logo. Nummer vier lernte ich, Achtung Klischee, tatsächlich in einer Disco kennen. Es war so eine olle abgewrackte Alternative-Disco. Zu DepecheMode und Co. sollte man mal so richtig herrlich losgelöst abhotten. Alles war irgendwie dunkel, dennoch blieb mir nicht verborgen, dass er der schönste Mann auf der Tanzfläche war. Wir musterten uns gegenseitig, waren aber zu cool, um aufeinander zuzugehen. Erst als meine Freundin sagte: „Och, ich hätte den aber genommen!“, spornte mich ihre Begehrlichkeit an. Ich flirtete also offensichtlicher mit ihm. Stellte mich dann erst mal an den Rand der Tanzfläche, er stellte sich betont lässig neben mich und dann, D-E-R Spruch. „Ganz schön heiß hier, oder?“ Ja, es war tatsächlich ganz schön heiß in dem Schuppen. Und es war tatsächlich dieser Spruch, der, ich wette, einer Vielzahl von Discobekanntschaften zum Start einer Romanze verhilft. Oder eben genau auch nicht. „Ja, ganz schön heiß hier“, antwortete ich ihm, und dann, weil uns beiden ja nun bekanntermaßen gleich heiß war, zog er mich hinaus auf die Terrasse. Dann wurde gesmalltalkt und Nummern ausgetauscht. Nummer vier erwies sich als rauchender Möchtegern-Philosoph und wirkte etwas wirr. Aber irgendwie fand ich ihn niedlich und wir vereinbarten, dass wir voneinander hören werden. Alle meine damaligen Flirtgeschichten mussten noch zu Hause auf dem festinstallierten Familientelefon anrufen. Ich musste mir immer irgendwelche Geschichten ausdenken, wer denn die ganzen jungen Männer sind, die da immer anriefen. War das vielleicht ätzend, das Telefon stand mitten im Flur, die ganze Family hat schön alles mitbekommen, was für äußerst verklemmte Telefongespräche sorgte. Wie wir das damals eigentlich alles ohne die elektronischen Brieftauben alias SMS und E-Mail hinbekommen haben, ist mir heute unerklärlich.
Nummer vier rief schon am nächsten Tag an. Wir verabredeten uns auch gleich, und so ließ ich mir für Freund (Nummer zwei) und Familie fadenscheinige Begründungen einfallen, warum ich denn nun plötzlich ständig immer abends mit der Bahn in die Stadt fahren musste. Wir wohnten damals in einem Vorort, ich war noch nicht mobil, und so mussten die nächtlichen Abenteuerreisen mit der Bahn unternommen werden. Dass mich meine Eltern überhaupt haben losmarschieren lassen, verzeihe ich ihnen im Nachhinein nicht. Es hätte doch sonstwas passieren können! Mama, warum hast du mich so losziehen lassen? Heute kann ich über meine eigene Blödheit nur den Kopf schütteln, ich mache mir sozusagen postpubertäre Sorgen um mich selbst. Anscheinend muss ich meine Geschichten so gut vorgetragen haben, dass sich niemand Sorgen gemacht hat. Und so fuhr ich viele Abend allein durch die Gegend. Damals war die Klamottenphase des Stadiums „eng, enger, hauteng“ angesagt, und bauchfrei sowieso. Meine Fresse, wie bescheuert war ich nur. Ich verbrachte so einige Abende mit diesem merkwürdigen Typen und fuhr mitten in der Nacht alleine in meinem Girlie-Outfit zurück. Und passierte dabei so heimelige Orte wie Hauptbahnhof, einsame Straßen und Überführungen. Hätte ich mich damals selbst um Erlaubnis fragen müssen, ich hätte rigoros NEIN gesagt. Aber hallo. Sollte ich mal eine Tochter haben, ich werde sie anketten.
Nummer vier stellte sich als verpeilter Kiffer heraus. Er philosophierte wild herum, und so richtig angetan hat er es mir eigentlich nicht. Dennoch war ich der Meinung, ich müsste ihn nun regelmäßig sehen. Warum eigentlich? Er hatte schon eine eigene Wohnung, gut, das war beeindruckend, aber mehr auch nicht. Wir küssten uns dann irgendwann zum ersten Mal, und das war der bis dato schlechteste Kuss überhaupt. Eigentlich richtig ekelig. Die Küsse waren hart und total krümelig. Ich hatte das Gefühl, ich küsse einen Staubsaugerbeutel. Bei jedem Kuss entstanden kleine eklige Krümelchen an seinem und meinem Mund. Ich will nicht wissen, aus welchem molekularen Zellgewebe diese bestanden. Weil er rauchte und ich nicht, war auch sein Geschmack echt zum Kotzen. Eigentlich war alles eine furchtbare Katastrophe. Wir fummelten auch, aber zu mehr habe ich es nicht kommen lassen. Wenigstens in dieser Hinsicht flackerte
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