Liebe, Sex und andere Katastrophen: Meine abenteuerliche Suche nach dem Mann fürs Leben (German Edition)
wirklich ihm zu überlassen. Das kann er mal schön abhaken, ich hab´ mich jetzt wirklich genug um ihn bemüht, jetzt muss er einfach mal ran. Langes Schweigen. Und von ihm kam einfach nichts. Enttäuscht setzte ich zur Beendigung des Gesprächs an: „Ja, also, dann will ich dich mal nicht weiter stören. Tschüß!“ Kurz bevor ich auflegte kapierte er endlich, dass es nun an ihm war. Endlich, endlich, rückte er mit der alles entscheidenden Frage raus: „Ja, ähm, Moment, nicht auflegen! Wollen wir uns denn mal treffen?“ Jippieh! Endlich! Feuerwerk! Glockenschlag! Konfettiregen! Betont lässig und cool bejahte ich. So machten wir für wenige Tage später unser erstes Date aus. Glücklich und selig grinsend wie ein Schoko-Osterhase radelte ich nach Hause. Es war vollbracht. Mein Traummann und ich hatten ein Date.
Den Tag des Dates verbrachte ich mit der immer wieder von neuem herausfordernden Was-zieh-ich-bloß-an-verdammt?!-Frage. Ich entschied mich für ein äußerst merkwürdiges Outfit: Dunkelbraune Wildlederhose (war damals schwer angesagt), dunkelbraunen Rolli, darüber ein weites weiß-blau kariertes viel zu großes Männer-Hemd, und darüber einen dunkelbraunen V-Ausschnitt-Pulli. (Fakten aus der Kategorie „Krass, dass ich das noch weiß.“). Merke: Je mehr du über dein Outfit nachdenkst, desto bekloppter das Ergebnis. Ich war nervös, und vor Aufregung war mir richtig schlecht. Ich wartete abends zur abgemachten Uhrzeit und an abgemachter Straßenecke auf ihn. Als er in seinem dunklen Golf (cool, er hat ein eigenes Auto, dachte ich, ein nicht ganz unerheblicher Faktor in diesem Alter) vorfuhr, war mir noch schlechter. Ich stieg ein, und er begrüßte mich mit breitem Grinsen. Wir fuhren in eine Kneipe in die nächst größere Stadt und plauderten. Der Strom der Themen riss nicht ab, ein untrügliches Zeichen, dass es passt. Nichts ist schlimmer als peinliche Momente des Schweigens bei ersten Dates und diesen panischen Gedanken im Kopf „Uäh, ein Königreich für ein Thema! Ein Königreich für ein Thema! Was kann ich ihn denn noch fragen? Schnell, los, her mit einer Idee!“. Bei uns keine Spur davon. Es lief wie geschmiert. Wir saßen uns gegenseitig zugewandt auf einer Bank nebeneinander. Ich hatte schon einen ganz steifen Hals und verspannten Rücken, weil ich so krumm da saß, wollte aber keinen einzigen Augenblick verpassen und ertrug das wirbelsäulenverdrehende Desaster mit Hingabe. Es gab eine Live-Band, aber von der habe ich nichts mitbekommen, so gefangen war ich in unserer Unterhaltung.
Auf dem Nach-Hause-Weg beschlossen wir, einen spontanen nächtlichen Ausflug auf ein Sonnenblumenfeld zu machen. Dort pflückte er mir ein paar der gelben Riesenpflanzen. Der helle Mond, die Nacht, die Stille, Sonnenblumen, dieser junge tolle Mann, alles war perfekt. Es wäre der ideale Moment gewesen, um sich seufzend zwischen Sonnenblumenstängeln im silbernen Mondenschein der Morgenröte entgegen zu lieben. Aber das war selbst mir hoffnungslosem Mädchen-Mädchen too much. Der Moment war sogar mir zu kitschig, und so blieb ich nüchtern, reserviert und distanziert, um es bloß nicht zu kussnaher Erstsituation kommen zu lassen. Nummer fünf setzte mich dann zu Hause ab. In seinem kalten Auto unterhielten wir uns noch über eine Stunde, äußerlich erfror ich, aber innerlich verglühte ich, und verabredeten uns für ein nächstes Date zwei Tage später. Die Verabschiedung erfolgte trotz des schönen Abends recht schnörkellos. Ich hatte auf einmal tierische Panik, die mich immer erfasst, wenn der erste Kuss allzu spürbar um die Ecke auf seinen Einsatz lauert, und hetzte so schnell ich konnte mit einem „Tschüß, danke!“ aus dem Auto. Doch ich hatte nicht mit dem ausgeprägten Reaktionsvermögen meiner Nummer fünf gerechnet: Er sprang aus dem Auto, hielt mich fest, umarmte mich und gab mir das obligatorische Küsschen links und Küsschen recht. Perplex und erleichtert zugleich, dass es noch kein echter Kuss mit Zunge und so war, verschwand ich dann hinter meiner Haustür. Puh. Geschafft. Natürlich wollte ich ihn küssen. Logo. Und ich war auch verknallt bis zum Umfallen. Aber irgendwie war mir einfach alles irgendwie zu viel an diesem Abend. Ich war völlig überfordert mit den schönen Dingen, die gerade mit mir passierten.
Am nächsten Morgen wachte ich mit diesem warmen schokoladig-süßen-samtig-schmelzigen Schmetterlings-Geigenmusik-Schwebe-Glücks-Gefühl im Bauch auf, das jeder kennt,
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