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Liebe um Mitternacht

Liebe um Mitternacht

Titel: Liebe um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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Fächer oder Schränke zu finden.
    Als er an dem düsteren Wohnzimmer vorüberging, fiel ihm inmitten der schweren Möbel ein Schreibtisch auf.
    Er ging in das Zimmer, schritt über den rot und schwarz gemusterten Teppich und öffnete schnell verschiedene Schubladen des Schreibtisches. In keiner davon fand er ein Tagebuch, doch dann entdeckte er in einem Fach ein achtlos beiseite gelegtes Stück Papier, auf dem einige Adressen standen. Das Datum des gestrigen Tages und die Worte
neun Uhr
waren oben auf der Seite notiert.
    Er betrachtete die Liste mit den Adressen eingehend und überlegte, dass er hier wahrscheinlich die Namen der Leute in der Hand hielt, die an Elizabeth Delmonts letzter Seance teilgenommen hatten.
    Einer der Namen war dick unterstrichen. Er kam ihm vage bekannt vor, doch konnte er ihn nicht genau einordnen. Allein das war beunruhigend. Er hatte ein ausgezeichnetes Gedächtnis. Ein solches Talent war in seinem früheren Leben sehr nützlich gewesen, als er noch vom Klatsch und den Geheimnissen anderer Menschen seinen Lebensunterhalt bestritten hatte.
    Jetzt bewegte er sich in weit gehobeneren Kreisen, doch einige Dinge hatten sich nicht verändert. Er vergaß niemals einen Namen oder ein Gesicht, das mit einem Gerücht in Verbindung stand. Diese Information gab ihm Macht in dem glitzernden, verräterischen Dschungel der Gesellschaft, genau wie sie ihm geholfen hatte, in seiner Jugend in den Straßen von London zu überleben.
    Adam konzentrierte sich auf den unterstrichenen Namen und versuchte, in seiner Erinnerung ein Bild oder einen Eindruck heraufzubeschwören oder auch nur einen winzigen Hauch eines Gerüchtes. Ein flüchtiges Bild erschien. Er war beinahe sicher, dass Julia oder Wilson diesen Namen einmal erwähnt hatten. Er hatte irgendetwas mit einem Artikel in der Zeitung zu tun. Doch es war nicht die
Times,
dessen war er ganz sicher. Die las er gründlich, jeden Tag.
    Der Name musste in einer der weniger angesehenen Zeitungen erwähnt worden sein, entschied er. In einer Zeitung, die sich mit blutrünstigen Geschichten oder Sensationen beschäftigte – mit gewalttätigen Verbrechen und mit anrüchigen Sexgeschichten – um ihre Auflage zu erhöhen.
    Er hatte damals diesem Namen keinerlei Aufmerksamkeit geschenkt, weil diese Person nicht zu der relativ kleinen Welt des Reichtums und der Privilegien gehörte, die sein Jagdgebiet war.
    Eine unheimliche Erregung ließ ihn erschauern und die Haare in seinem Nacken sträubten sich.
    Mrs. Fordyce. Corley Lane 22.
    Diesmal würde er den Namen nicht vergessen.

2
    Der Mann wirkte geheimnisvoll und faszinierend. Sein Anblick hatte etwas Aufregendes, sogar ein wenig Beunruhigendes, als er an der Tür ihres kleinen Arbeitszimmers stand, überlegte Caroline Fordyce. Erwartung, Neugier und eine eigenartige Erregung erfassten sie.
    Es war gerade erst neun Uhr am Morgen, und sie war Adam Grove noch nie zuvor in ihrem Leben begegnet. Eine Lady mit dem nötigen Sinn für Anstand hätte ihn niemals in ihr Haus gelassen, ganz sicher nicht zu einer so frühen Stunde am Morgen, überlegte sie. Aber ein zu engstirniger Umgang mit dem Anstand machte das Leben nicht gerade aufregend. Sie musste es schließlich wissen, immerhin war sie in den letzten drei Jahren äußerst bemüht gewesen, was den Anstand betraf, und das Leben hier in der Corley Lane 22 hatte entsetzlich trübe ausgesehen.
    »Bitte, setzen Sie sich doch, Mr. Grove.« Caroline stand hinter ihrem Schreibtisch auf und trat vor das Gartenfester. Mit dem warmen Licht der Morgensonne in ihrem Rücken konnte sie ihren Besucher besser betrachten. »Meine Haushälterin hat mir gesagt, dass Sie zu mir gekommen sind, um über eine Angelegenheit zu sprechen, die Ihrer Meinung nach von äußerster Wichtigkeit für uns beide ist.«
    In der Tat war es der Ausdruck
äußerste Wichtigkeit
gewesen, die ihr Interesse geweckt und sie dazu gebracht hatte, Mrs. Plummer zu bitten, Mr. Grove in ihr Arbeitszimmer zu führen. Die Worte
äußerste Wichtigkeit
vibrierten förmlich und versprachen einen ungewöhnlichen Vorfall.
    Die Leute besuchten sie nie hier in der Corley Lane 22 mit einer Neuigkeit von
äußerster Wichtigkeit,
außer vielleicht der Tatsache, dass die junge Tochter des Fischhändlers Mrs. Plummer in der letzten Woche geraten hatte, gründlich an dem Lachs zu riechen, ehe sie ihn kaufte, weil er schon verdorben war. Das Mädchen hatte erklärt, dass ihr Vater den Fisch mit einer Substanz behandelte, die den

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