Liebe um Mitternacht
Geruch der Verwesung überdeckte. Sie hatte Mrs. Plummer anvertraut, dass sie nicht dafür verantwortlich sein wollte, wenn sich der ganze Haushalt an dem Fisch den Magen verdarb. »Als hätte ich mich von einer solchen Sache hinters Licht führen lassen«, hatte Mrs. Plummer Caroline erklärt, und aus jedem ihrer Worte hatte Verachtung geklungen.
Das waren die einzigen äußerst wichtigen Ereignisse, die es in diesem Haushalt gab.
Sehr wahrscheinlich würde auch der Besucher am heutigen Morgen schon sehr schnell feststellen, dass er sich in der Adresse geirrt hatte und seine Neuigkeit von äußerster Wichtigkeit mit sich nehmen, wenn er wieder verschwand, überlegte Caroline. Aber inzwischen hatte sie die Absicht, die Unterbrechung ihres eintönigen Lebens entsprechend zu genießen.
»Danke, dass Sie mich so schnell empfangen haben, Mrs. Fordyce«, meinte Adam Grove, der noch immer an der Tür stand.
Oh, du meine Güte, dachte sie. Seine Stimme klang wundervoll bezwingend, sie war leise und tief und voller männlicher Selbstsicherheit. Wieder spürte sie einen Hauch von Erregung am ganzen Körper. Doch diesmal weckte er auch einen Anflug von Vorsicht in ihr. Sie fühlte, dass Grove ein Mann war, der einen eisernen Willen besaß, er war ein Mann, der es gewöhnt war, seine Ziele zu erreichen, wahrscheinlich sogar mit allen Mitteln.
Die Erkenntnis traf sie wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Adam Grove war genau das, wonach sie schon den ganzen Morgen gesucht hatte. Er war perfekt.
Sie warf einen Blick auf das Blatt Papier und den Stift auf ihrem Schreibtisch und fragte sich, ob sie es wohl wagen konnte, sich Notizen zu machen. Sie wollte Grove nicht beunruhigen oder ihn allzu übereilt wieder wegschicken. Er würde seinen Fehler schon sehr schnell feststellen und dann zu der richtigen Adresse verschwinden. In der Zwischenzeit war es für sie eine hervorragende Gelegenheit, die sie nicht verderben wollte. Vielleicht würde er es ja gar nicht bemerken, wenn sie sich ab und zu während ihrer Unterhaltung ein paar Notizen machte.
»Natürlich fühlte ich mich verpflichtet, mir ihre Neuigkeit anzuhören, die nach Ihren Worten von äußerster Wichtigkeit ist, Sir«, sagte sie und setzte sich so unauffällig wie möglich wieder auf den Stuhl hinter ihrem Schreibtisch.
»Ich hätte Sie nicht zu so früher Morgenstunde aufgesucht, wenn der Anlass meines Besuches nicht so äußerst dringend gewesen wäre«, versicherte er ihr.
Sie setzte sich, griff nach ihrem Stift und lächelte ihn aufmunternd an. »Bitte, wollen Sie sich nicht setzen, Sir?«
»Danke.«
Sie sah ihm zu, wie er durch das kleine Zimmer kam. Als er ins Licht trat, erkannte sie den teuren Schnitt seines Rockes und seiner Hose. Ihre Finger krallten sich um den Stift.
Sei vorsichtig,
dachte sie. Dieser Mann kommt aus der anderen Welt, nicht aus dem unsichtbaren Reich, das ein solches Interesse unter den Forschern der übersinnlichen Kräfte weckte, sondern aus den weitaus gefährlicheren Regionen der Gesellschaft. Es war ein Ort, an dem die Reichen und die Mächtigen alle Regeln bestimmten und sich rücksichtslos über diejenigen hinwegsetzten, die sie als gesellschaftlich unter ihnen stehend betrachteten. Vo.r drei Jahren hatte sie eine schreckliche Erfahrung mit einem Mann gehabt, der sich in privilegierten Kreisen bewegte. Das hatte sie eine Lektion gelehrt, die sie nicht so schnell wieder vergessen würde, ganz ungeachtet davon, wie geheimnisvoll und verlockend Mr. Adam Grove auch sein mochte.
Sie beobachtete ihn und versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen. Grove war schlank und gut gebaut, auf eine sehr männliche Art. Seine Bewegungen waren knapp und kontrolliert, aber dennoch anmutig. Man hatte den Eindruck, dass er schnell handeln konnte, wenn Gefahr drohte, doch dass er seine Kraft und seinen Willen vollkommen unter Kontrolle hatte. Er erfüllte die Luft in diesen Zimmer mit Energie und einer männlichen Lebhaftigkeit, die nicht zu leugnen war.
Ohne Zweifel, er war das perfekte Vorbild für die Rolle des Edmund Drake.
Sie notierte schnell:
erfüllt die Luft mit männl. Lebhaftigkeit
und hoffte, dass es nicht aufgefallen war, dass es vielleicht so aussah, als hätte sie nur eine Einkaufsliste aufgeschrieben.
Sie entschied, dass sie sich auch Notizen über seinen Kleidungsstil machen sollte. Er war einmal elegant und vornehm gewesen, doch jetzt entsprach er nicht mehr der augenblicklichen Männermode, die solch atemberaubende Kombinationen
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