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Liebe und Tod in Havanna

Liebe und Tod in Havanna

Titel: Liebe und Tod in Havanna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jérômel Savary
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Gemüse, Brot, Zigarren, Wein, Strom.
    Maria, die ebenfalls keine Serien mochte, kam zu ihm in den Gemüsegarten und half ihm bei der Arbeit.
    »Du bist ein richtiger Öko-Guerillero, Pedro«, sagte sie oft. »Du träumst wenigstens nicht nur, du verwirklichst deine Träume.«
    »Es ist leicht, seine Träume zu verwirklichen, wenn man Geld hat«, wandte Pedro ein. »Wenn ich keinen Generator, keine Bewässerungsanlage, kein Saatgut und keinen Sohn bei einer Fluggesellschaft gehabt hätte, hätte ich das alles nicht machen können! Und so habe ich wenigstens eine Beschäftigung.«
    »Langweilst du dich hier nicht?«, fragte Maria ihn manchmal voller Sorge. »Wir sind so weit weg von allem!«
    Dann setzte Pedro sich auf die Holzbank und nahm seine Frau auf den Schoß wie ein Kind.
    »Hör mir gut zu, mein Liebling! Was soll das überhaupt heißen, weit weg von allem? Ich bin alt, ich habe alles gesehen, alles erlebt, und ich kann dir sagen, dass ich noch nie etwas so Schönes gesehen habe wie diesen Hügel, auf dem wir leben. Weit weg von allem? Du bist jetzt alles für mich, Maria, du und dieser paradiesische Ort. Also bin ich keineswegs weit weg von allem! Ich bin ganz nah dran, denn ich bin bei dir!«
     
    ––– ¤ –––
     
    Jo hatte einen Schwangerschaftstest aus Frankreich mitgebracht. Wie Aurora mit ihrem Instinkt einer guajira vorausgesagt hatte, war Maria schwanger, und der Test mit seinem kleinen schwarzen Balken, dem Zeichen für »positiv«, hatte lange einen Ehrenplatz auf der Anrichte, zwischen den Kinderbildern von Maria und den Hochzeitsfotos ihrer Eltern.
     
    ––– ¤ –––
     
    Josés Prozess ging schnell über die Bühne.
    Das neue Strafgesetz von Carlos Lage war so repressiv, dass, hätte man es wortwörtlich befolgt, sich die Hälfte der kubanischen Bevölkerung im Gefängnis wiedergefunden hätte.
    Raúl plädierte darauf, dass José nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt habe. Er habe den Gesetzesverstoß nicht für sich selbst, sondern zugunsten des zukünftigen Schwiegersohnes begangen, der die Gesetze des Landes nicht kannte. Dann hatte Raúl dessen zahlreiche Wohltaten ins Feld geführt: Er unterstützte Marias Schule und die Poliklinik in La Palma und versorgte die Bauern des Tals mit Saatgut.
     
    José wurde freigesprochen, aber er musste dennoch eine Strafe bezahlen. Man nahm ihm auch seinen Parteiausweis ab.
    »Tut mir leid, compañero«, sagte Raúl, als sie in Pinar auf den Ausgang der Verhandlung anstießen. »Ich habe alles getan, um das zu verhindern. Na ja, in sechs Monaten nimmt man dich wieder auf.«
    José hatte sich zu Pedro gebeugt, wobei er so tat, als binde er seine Schnürsenkel zu, und ihm ins Ohr geflüstert: »Wenn du wüsstest, wie egal mir der Ausweis ist. Wenn das der Kommunismus ist, kann er ihn behalten!«
    »Danke, Raúl«, sagte Maria, nachdem sie ihm einen aufrichtigen und zärtlichen Kuss gegeben hatte. »Ich wusste, dass ich mich auf dich verlassen kann.«
    »Das ist doch selbstverständlich, Maria! Dein Vater ist ein ehrlicher Mann, aber er muss es verstehen, die Nachbarn waren nun mal ziemlich überrascht, dass ihr plötzlich so reich seid. Sie dachten, dass ihr mit irgendwas handeln würdet, dass ihr masetas wäret. Ich musste ihnen erklären, wer Pedro ist und woher die Kohle kommt.«
    Als Raúl das sagte, wurde sein Blick härter. Es war offensichtlich, dass er Pedro nicht mochte. Aber er hatte gelernt, ihn zu respektieren.
    Außerdem sahen sie sich oft, etwa einmal die Woche, wenn Raúl seine Runde durch den Bezirk drehte, um zu besprechen, was man gemeinsam tun könne, um das Leben im Tal angenehmer zu machen.
    Pedro war es unangenehm, reich zu sein. Er würde noch sehr lange ein wohlhabender Ausländer bleiben.
     
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    Maria hatte ihre Stelle an der Schule wieder angetreten und niemand nahm ihr die Suspendierung übel. Tatsächlich gibt es nicht viele Kubaner, die nicht schon einmal mit der Justiz in Konflikt geraten sind, so kleinlich ist die Regierung mit ihrem engen Netz an Polizeikontrollen, Block für Block, Viertel für Viertel.
    Aber da man sich irgendwie durchschlagen musste und man in den Läden nichts fand, denn die Blockade hatte die Preise für Artikel des täglichen Bedarfs – vor allem auf dem Lande, wo wenige Dollar im Umlauf waren – drastisch in die Höhe getrieben, handelte jeder, wo es nur ging, ganz gleich, ob er zur Unter- oder zur Oberschicht gehörte, Bullen eingeschlossen. Und das

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