Liebesintrige im Herrenhaus
Fehler, ihn anzusehen, und sein sexy Lächeln ließ sofort unzählige Schmetterlinge in ihrem Bauch flattern. „Ich … konnte nicht schlafen“, gestand sie heiser. Und um nicht pausenlos darüber nachzudenken, wie ernst ihre Gefühle für Andreas bereits waren und welche Konsequenzen das für sie hatte, hatte sie versucht, sich mit Arbeit abzulenken.
„Und da hast du mitten in der Nacht noch gearbeitet? Ich hoffe, du folgst nicht meinem schlechten Beispiel“, erwiderte er spöttisch. „Soweit ich mich erinnere, hattest du nicht viel für Workaholics übrig.“
Ihren vorwurfsvollen Blick quittierte er mit einem ungenierten Lächeln. Seine schlechte Laune war wie weggefegt, nicht zuletzt, weil es ihm schmeichelte, dass sie nicht hatte schlafen können, weil er ihr nicht aus dem Kopf ging. Dagegen hatte er nicht das Geringste einzuwenden.
„Übrigens, ich möchte etwas mit dir besprechen“, wechselte er dann abrupt das Thema.
„Ach ja? Hat es mit der Arbeit zu tun?“
„Natürlich“, entgegnete er ungehalten. „Du hast mehr als deutlich gemacht, dass ein anderes Thema in den heiligen Hallen dieses Büros nicht erwünscht ist. Also rück mit deinem Sessel näher.“
„Näher? Bis wohin genau soll ich rücken?“
„So nah, dass ich kein Megafon brauche, um mich mit dir zu unterhalten.“ Andreas wartete, bis sie ihm gegenüber an seinem Schreibtisch saß. Viel besser. Sein Blick richtete sich unwillkürlich auf den Ausschnitt ihrer weißen Bluse, deren oberste Knöpfe sie offen gelassen hatte. Wenn er wollte, konnte er im Nu die Bürotür abschließen, um ihren aufregenden, ihm jetzt so vertrauten Körper zu erkunden.
Natürlich war ihm die Ironie bewusst, die in der Tatsache lag, dass ausgerechnet er so verrückt darauf war, seine eigenen Regeln zu brechen. Bisher hatte er den Frauen in seinem Leben immer strenge Grenzen gesetzt, die sie nicht übertreten durften. Er schlief mit ihnen, führte sie aus und verwöhnte sie mit Geschenken. Aber er schlief stets allein in seinem Bett ein, und wenn die Arbeit rief, musste die Frau dahinter zurücktreten.
Noch nie war er um Mitternacht aufgefordert worden, dass es nun Zeit für ihn wäre zu gehen. Aber jetzt, mit Elizabeth, passierte genau das. Genauso wenig hatte er sich jemals zuvor dabei ertappt, wie er am Schreibtisch gedankenverloren den Namen einer Frau auf ein Stück Papier kritzelte, was ihm heute zu seinem eigenen Entsetzen passiert war. Also hatte er sich für sein Problem die perfekte Lösung überlegt.
„Hast du schon einmal darüber nachgedacht, wie die nächsten Schritte in deiner Lebensplanung aussehen sollen?“
„In meiner Lebensplanung?“ Elizabeth lachte nervös. „Ich dachte, wir wollten über die Arbeit reden.“
„Dazu kommen wir noch. Beantworte mir erst meine Frage. Hast du irgendeine Idee, wie es bei dir weitergeht?“
„Nein, nichts Genaues.“
„Nun, dann habe ich einen Vorschlag für dich.“ Er stand auf und ging zum Fenster, um in den gepflegten Park hinauszublicken, hinter dem sich die weitläufigen Ländereien erstreckten.
„Danke, aber es besteht wirklich keine Notwendigkeit, dass du für mich meine Lebensplanung ausarbeitest“, erwiderte sie.
„Und warum nicht? Es würde mich nämlich nicht überraschen, wenn du dich dafür entscheiden würdest, dein eigenes Leben erst einmal auf Eis zu legen, um auf absehbare Zeit hierbleiben zu können.“
Sie zog es vor, darauf zu schweigen und abzuwarten, welche Richtung dieses merkwürdige Gespräch nehmen würde. Doch sie ahnte nichts Gutes.
„Das wäre natürlich völlig indiskutabel. Du bist jung …“, Andreas deutete nach draußen, „… und all das mag ja für eine gewisse Zeit einen Reiz haben, aber früher oder später wird es dir hier zu eng werden. Wenn das geschieht, wenn du dir vorstellst, noch Monate oder Jahre hier draußen begraben zu sein, wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen …“
„Also, so schlimm ist es doch gar nicht. Du tust ja gerade so, als wäre es bis zur nächsten Stadt eine Weltreise!“
„Warte nur ab, du wirst dich nach mehr Leben sehnen. Einmal abgesehen davon, dass James schon bald wieder allein zurechtkommen wird. Sein Hausarzt meint, schon im Lauf des nächsten Monats.“ Er blickte etwas irritiert auf Elizabeths gesenkten Kopf. „Deine Rolle hier wird dann im Grunde überflüssig.“
Mit aller Kraft blinzelte sie gegen die aufsteigenden Tränen an. Überflüssig – was für ein schreckliches Wort, beinhaltete es doch
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