Liebesintrige im Herrenhaus
… es ist einfach praktischer, es tagsüber zusammenzubinden“, erklärte sie stockend, wobei sie versuchte, seinem beunruhigend intensiven Blick standzuhalten. „Ich hätte es schon längst einmal schneiden lassen sollen. Aber in den letzten Jahren ist so viel passiert, dass ich irgendwie nicht dazu gekommen bin.“
„Ich bin froh darüber.“
„Wirklich?“
Mit dem Gespür des geübten Jägers ahnte Andreas, dass die Eroberung kurz bevorstand. Noch nie war es ein so gutes Gefühl gewesen. Er lächelte. „Es mag ja nur mein Eindruck sein, aber ich finde, heutzutage haben die meisten Frauen die gleichen Modefrisuren. Da ist es ungewöhnlich, eine Frau zu finden, die kein Aufheben von ihrem Aussehen macht.“
„Das ist nicht gerade charmant.“
„Aus meinem Mund dürfen Sie es als das größte Kompliment verstehen. Ich habe allmählich die Nase voll von diesen klapperdürren Geschöpfen mit ihren glatt gebügelten Haaren und Lagen von Make-up.“ Was allerdings eine sehr treffende Beschreibung von Amanda war, doch damit hatte er von seiner Seite ja abgeschlossen.
Es war schon eine ganze Weile darauf hinausgelaufen, und als er sich vor einigen Tagen mit ihr in London getroffen hatte, hatte er das Thema endlich angesprochen.
Zugegeben, anstatt richtig Nägel mit Köpfen zu machen, hatte er sich ihr tränenreiches Gejammer angehört, ihr höflich ein Taschentuch gereicht und es schließlich vorgezogen zu gehen, als sie den Vorschlag machte, es doch noch einmal miteinander zu versuchen. Das war für ihn der geeignete Moment gewesen, ihr Apartment zu verlassen und die Tür hinter sich zu schließen.
Elizabeth wiederum war sich bewusst, dass sie sein schmeichelndes Kompliment besser zum Anlass nehmen sollte zu verschwinden, denn sie hatte inzwischen das Gefühl, wie auf Wolken zu schweben. Aber als Andreas neben sich aufs Bett klopfte, folgte sie seiner wortlosen Aufforderung wie in Trance.
„Erlauben Sie also, dass ich meine Neugier befriedige?“ Seine Hände hielt er immer noch hinter dem Kopf verschränkt. Nur er selbst spürte, wie erregt er war.
Die Vorstellung, dass Andreas an ihr „seine Neugier befriedigte“, beschwor in Elizabeth die erotischsten Bilder herauf. Zwar hatte seine Bemerkung weniger mit Romantik zu tun als weitaus mehr mit einer schier animalischen Begierde. Und genau das überwältigte Elizabeth.
Noch nie hatte ihr ein Mann derart intensive Gefühle entgegengebracht. Diese Erkenntnis wirkte wie eine berauschende Droge und ließ sie alle Vorsicht in den Wind schlagen. Unschlüssig neigte sie den Kopf, sodass ihr das Haar nach vorn über die eine Schulter fiel und die Spitzen der seidigen Locken fast Andreas’ nur lose bedeckten Körper berührten.
Als er sie anlächelte, war es endgültig um sie geschehen, auch wenn sie noch einen letzten halbherzigen Abwehrversuch machte: „Sie sollten jetzt wirklich schlafen …“ Mitten im Satz verstummte sie in atemloser Vorahnung.
Langsam beugte Andreas sich vor und begann fasziniert, mit ihren seidigen Locken zu spielen. Schließlich zog er Elizabeth in seine Arme und hielt sie sanft zurück, als sie den Ausschnitt ihres Bademantels wieder zusammenziehen wollte.
„Erstaunlicherweise wollte ich das schon eine ganze Weile tun“, flüsterte er an ihren Lippen, bevor er sie küsste – zunächst zart und forschend, dann leidenschaftlich fordernd, bis sie neben ihm aufs Bett sank.
Sie klammerte sich an seine breiten Schultern, unfähig, dem Ansturm ihrer Gefühle länger standzuhalten. Bebend vor Lust begann sie, ihn verlangend am ganzen Körper zu streicheln. Er fühlte sich so unbeschreiblich wundervoll an.
„Ich denke, es geht dir genauso wie mir“, raunte Andreas zwischen heißen Küssen. Und als sie stumm nickte, fügte er drängend hinzu: „Dann berühr mich. Fühl selbst, wie sehr du mich erregst.“ Er führte ihre Hand an sich hinab und stöhnte auf, als sie ihn umschloss und sanft zu streicheln begann. Im nächsten Moment musste er ihre Hand festhalten, sonst wäre er gekommen, ehe er es wollte. Das war ihm noch nie passiert.
„Langsam …“, flüsterte er keuchend. Er richtete sich auf, um die Boxershorts auszuziehen, bevor er sich wieder Elizabeth zuwandte, der es den Atem verschlug zu sehen, wie sehr er sie begehrte. „Bleib ganz still liegen“, befahl er.
Sie gehorchte und schloss die Augen, als er den Gürtel ihres Bademantels öffnete und ihre Brüste entblößte. Jetzt war es an Andreas, den Atem anzuhalten.
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