Liebeskind
ich meine Glasuren an.“
Auf dem Rand des Waschbeckens sah Paula jetzt tonverschmiert ihr Handy liegen und machte sich langsam in diese Richtung auf.
„Schau dich nur in Ruhe um, Sabine, und wenn dir etwas von meinen Arbeiten gefällt, sag es mir ruhig. Ich würde dir dann gern eine Freude machen und es dir schenken, schließlich ist ja bald Weihnachten.“
Paula drehte Elsa ihren Rücken zu, stellte den Wasserhahn an und tat, als würde sie das Waschbecken säubern.Dabei griff sie unauffällig nach ihrem Handy, bekam es aber irgendwie nicht richtig zu fassen. Scheppernd landete es auf dem Steinfußboden. Elsa bückte sich danach und versuchte, es einzuschalten, doch das Display blieb dunkel.
„Ich befürchte, dein Telefon ist hin, Paula. Damit kannst du wohl nicht mehr viel anfangen.“
Elsa steckte Paulas Handy in ihre Tasche, zog ihr eigenes Handy aus der Handtasche hervor und schaltete es ein.
„Aber wenn du willst, kannst du auch mit meinem telefonieren.“
„Nicht weiter schlimm, und telefonieren wollte ich jetzt sowieso nicht. Doch jetzt sag mal, wie gefallen dir eigentlich meine Sachen?“
Paula holte eine schwere tönerne Teekanne mit einer hellblauen, an einigen Stellen silbern schimmernden Glasur aus einem der Regale hervor. Sie fühlte sich plötzlich unendlich müde und auch ein bisschen so, als hätte sie allein eine Flasche Wein ausgetrunken. Dabei aber musste sie jetzt unbedingt all ihre Sinne zusammennehmen.
„Ist die Kanne nicht besonders schön geworden?“, fragte Paula.
„Ja, aber das hier gefällt mir auch sehr gut.“
Als Elsa sich bückte, um eine rote Schale aus dem untersten Regal hervorzuholen, schlug Paula ihr die schwere Teekanne mit aller Kraft auf den Kopf.
„Warum ist Elsa Hollstein überhaupt noch immer hier in der Gegend?“, holte Weber seine Kollegin Anna aus ihren Gedanken an Tom zurück. „Wenn ich an ihrer Stelle wäre, hätte ich mich schon lange abgesetzt.“
Die beiden Kommissare saßen im Wohnzimmer einer alten Frau in Ramelsloh, die Privatzimmer vermietete. Siehatte Elsa Hollstein auf dem Fahndungsfoto sofort wiedererkannt, und nun waren Weber und Anna dabei, alles Nötige für die Rückkehr der Mörderin vorzubereiten.
„Wahrscheinlich ist es noch immer nicht vorbei, Weber. Hoffentlich erwischen wir Elsa Hollstein noch rechtzeitig, bevor sie ihren nächsten Mord in die Tat umsetzen kann.“
„Ich wünschte, wir könnten mehr tun als hier herumsitzen und auf sie warten, Anna. Wenn wir nur wüssten, wen sich Elsa Hollstein als nächstes Opfer ausgeguckt hat.“
Als Webers Handy kurz darauf klingelte, meldete er sich sofort, und Anna konnte an seinem Gesichtsausdruck erkennen, dass es eine wichtige Neuigkeit gab.
„Die Leitzentrale hat sich gemeldet, es gibt wieder ein Signal von Elsa Hollsteins Handy. Sie hält sich in Maschen-Horst auf, irgendwo im Fachenfelder Weg.“
„Meine Güte, Weber, genau dort wohnt auch meine Freundin Paula!
Anna checkte ihre Mailbox und sagte: „Gestern Abend habe ich eine Nachricht auf Paulas Anrufbeantworter hinterlassen, in der ich sie dringend um ihren Rückruf gebeten habe, aber sie hat sich immer noch nicht gemeldet.“
Anna erinnerte sich an den Abend, als Paula ihr erzählt hatte, wie scharf sie einmal auf Torsten Lorenz gewesen war. Überhaupt schien ihr Torsten Lorenz im Verlauf der Zeit immer mehr der Schlüssel des Ganzen zu sein. Rainer Herold war sein bester Freund gewesen und Doreen Rost wahrscheinlich ein Mädchen, dass sich damals, genau wie Paula, für Torsten interessiert hatte.
„Ich fahre jetzt sofort zu Paula und sehe dort nach dem Rechten.“
Anna schlug vor, dass sich Günther Sibelius oder zumindest die Giraffe auf den Weg nach Ramelsloh machten, um an ihrer Stelle die Aktion hier vor Ort zu leiten.
„Weber, bitte kommen Sie so schnell wie möglich nach.“
Paula schlug mit aller Kraft zu, doch sie traf nicht richtig, da Elsa die Bewegung aus dem Augenwinkel heraus wahrgenommen und die Teekanne mit dem Ellenbogen abgewehrt hatte. Anschließend war Paula ins Straucheln geraten und mit ihrem Kopf gegen das Waschbecken geschlagen. Als sie wieder zu Bewusstsein kam, roch es nach Kaffee. Paula lag mit einer Decke über ihren Beinen auf der Couch im Wohnzimmer, die sie kurz zuvor noch Elsa zum Ausruhen angeboten hatte. Soeben kam Elsa mit einem großen Becher zu ihr hinüber, stellte ihn vor Paula auf den Tisch und lächelte sie freundlich an.
„Hallo, na, du machst mir Sachen! Bist
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