Liebeslied für einen Prinzen
Augenbrauen hoch.
„Das hat man mir zumindest erzählt.“
Ja, jetzt hatte er einen Funken von Interesse in ihr geweckt. Adam vermutete, dass sie ihn sicher näher kennenlernen wollte, wenn er sich als illegitimer Enkel von König Giorgio von San Rinaldi zu erkennen gab.
Der Haken dabei war, dass er auf diese Abstammung nicht sonderlich stolz war, ganz im Gegenteil. Er war mit dem Gefühl aufgewachsen, sich dafür schämen zu müssen. Seine Großeltern mütterlicherseits fanden jedenfalls, dass seine Mutter sich dafür schämen sollte. Und dann hatten sie es totgeschwiegen. Adam war auf ihrer Farm in Kansas aufgewachsen. Die Einstellungen der Großeltern hatten sich bei ihm tief eingegraben. Sogar heute fiel es ihm oft schwer, alte Muster zu überwinden, obwohl er sich sehr bemühte.
„Haben Sie nicht vorhin gesagt, Sie wären aus New York gekommen?“, fragte die schöne Fremde.
„Das stimmt.“ Adam bemühte sich, sie nicht zu auffällig zu betrachten. „Ich war noch nie auf San Rinaldi, aber mein Vater lebte hier.“
„Ach so.“
Das sagte sie, als wäre ihr nun alles klar. Nur weil er nicht hier gelebt hatte, glaubte sie also, ihn zu kennen. Allmählich ging ihm ihr abweisendes Verhalten auf die Nerven. Doch ehe er etwas dagegen unternehmen konnte, schrie Jeremy laut auf. Der Hund bellte.
Um den Strand besser überblicken zu können, stand Adam auf. „Jeremy, lass den Hund in Ruhe!“, rief er. Im Grunde wusste er nicht, ob sein Sohn dem Tier etwas angetan hatte. Adam setzte es einfach voraus.
„Er heißt Fabio“, sagte die Fremde kühl.
„Wer? Ach so, der Hund.“
„Allerdings, der Hund“, bestätigte sie.
„In Ordnung.“ Er legte die Hände an den Mund und wies seinen Sohn an: „Jeremy, lass Fabio in Ruhe!“
„Das liegt Ihnen wirklich nicht, hm?“, murmelte die Fremde nüchtern, als er sich wieder setzte.
„Was denn?“, fragte er verblüfft.
„Die Vaterrolle“, erwiderte sie. „Offenbar haben Sie dafür kein gutes Händchen.“
Intensiv musterte er sie. Jetzt gab es keinen Zweifel mehr. Sie konnte ihn definitiv nicht leiden. Aber woher nahm sie das Recht, ihn nach wenigen Minuten zu verurteilen? Sie kannte ihn nicht einmal. Er war ein anständiger Kerl und sie … schrecklich anstrengend.
„Was wissen Sie schon über meine Fähigkeiten als Vater?“, fragte er herausfordernd.
„Ich höre doch, wie Sie mit Ihrem Sohn sprechen“, erwiderte sie ungerührt. „Bei einem Jungen seines Alters sollten Sie nicht einen solchen Ton anschlagen. Schließlich können Sie ihn nicht herumkommandieren, als wäre er ein Soldat.“
Adam traute seinen Ohren nicht. Diese Frau dachte tatsächlich, sie könnte ihm vorschreiben, wie er sein Kind behandeln sollte. „Er braucht Disziplin“, erklärte er. Diese Tatsache konnte niemand abstreiten.
„Und warum bringen Sie ihm dann keine Disziplin bei?“, fragte die Fremde.
Ungläubig sah er sie an. Wollte sie ihn bewusst provozieren? „Genau das versuche ich“, antwortete er schroff.
Die Fremde schüttelte den Kopf. „Sehen Sie, jetzt werden Sie schon wieder laut.“
Adams Frust wuchs mit jeder Minute, die er mit dieser Frau verbrachte. „Was würden Sie denn vorschlagen? Soll ich meinen Sohn etwa schlagen?“ Es fiel ihm sehr schwer, ruhig zu bleiben.
„Natürlich nicht. Sie sollten versuchen, seinen Charakter zu fördern, und ihm ein klares Muster vorgeben.“ Sie seufzte. „Ich wette, dass Sie Ihren Sohn nicht gut kennen, ganz egal, wie oft er bei Ihnen ist.“
Adam wünschte sich, sie würde endlich die dunkle Sonnenbrille abnehmen, damit er ihre Augen sehen konnte.
„Aber er ist nicht oft bei Ihnen, nicht wahr?“, fuhr sie fort. „Sie dachten, auf der Reise nach San Rinaldi könnten Sie Ihrem Sohn näherkommen, nur weil Sie hier mit ihm zusammen sind.“
Sie hatte zwar nur geraten, aber den Nagel genau auf den Kopf getroffen. Adam fand es geradezu unheimlich. Fast glaubte er, sie könnte seine Gedanken lesen.
„Und wenn es so wäre?“
Die Frau zuckte die schmalen Schultern. „Nun, ich glaube nicht, dass es klappen wird. Und wenn Sie Ihr Verhalten nicht ändern, werden Sie Ihren Sohn nie richtig erziehen. Da hilft alles Schreien nicht. Sie brauchen Hilfe“, fügte sie mitfühlend hinzu.
Mit Mühe hielt Adam die gereizte Antwort zurück, die ihm auf der Zunge lag. Die Frau irrte sich. Doch wozu sollte er mit ihr streiten? „Na schön“, meinte er und versuchte es ein letztes Mal mit Charme. „Dann helfen Sie mir
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