Liebeslied für einen Prinzen
jetzt gleich.“
Natalia runzelte die Stirn. „Ich erinnere dich nur ungern daran, aber sie ist blind, wie du vermutlich weißt.“
„Natürlich weiß ich das.“ Strahlend und stolz lächelte er. „Ich übernehme das Sehen für sie, wie ich es von jetzt an immer tun werde. Bitte, bring sie her zu mir.“
Sekundenlang musterte Natalia ihn eindringlich, ehe sie eine Entscheidung traf und nickte. „Also gut, warte hier.“
Elena kam alles wie ein Traum vor. Gleich würde sie Adam heiraten. Es war kaum zu glauben – einfach zu schön, um wahr zu sein.
Doch sie war bereit, den großen Schritt zu wagen. Sie trug ihr Hochzeitskleid aus Satin, dessen Corsage mit winzigen Perlen bestickt war. Mit dem Diadem im Haar fühlte sie sich geradezu wie eine Königin. Der Schleier umspielte ihren Kopf. Auch die Schuhe waren aus feinstem Satin. Und in den Händen hielt Elena den Brautstrauß, der einen herrlichen Duft verströmte.
Ja, sie fühlte sich wie eine Königin oder eine Prinzessin, wie die Heldin in einem Roman.
„Wie in einem Märchen“, flüsterte sie.
Natalia tauchte neben ihr auf und drückte ihre Hand. „Du liebst ihn wirklich, nicht wahr?“
„So sehr, dass ich es dir gar nicht beschreiben kann“, erwiderte Elena. „Er ist einfach wunderbar und …“
„Du brauchst dich nicht zu bemühen“, wehrte Natalia ab. „Dein Gesichtsausdruck verrät alles.“ Dann erhob sie die Stimme und rief: „Alle herhören, bitte! Könnt ihr mich mit Elena allein lassen? Geht schon nach unten und bereitet euch auf die Zeremonie vor. Ich kümmere mich von jetzt an um alles.“
Zwar murmelten einige Proteste, nach und nach verließen jedoch die anderen den Raum.
„Was gibt es denn?“, fragte Elena besorgt. „Stimmt etwas nicht?“
„Aber nein, alles ist in Ordnung.“ Sie half Elena beim Aufstehen. „Komm mit“, flüsterte Natalia. „Und stell keine Fragen. Vertrau mir einfach.“
Sie verließ sich auf ihre Freundin und ließ sich ohne Widerstand die Treppe hinunterführen. Das lange Kleid raschelte leise, während Elena vorsichtig eine Stufe nach der anderen betrat. Und plötzlich fand sie sich in Adams Armen wieder.
„Schon gut“, sagte Natalia hastig, als Elena sich zurückziehen wollte. „Keine Sorge, alles ist gut. Warte es einfach ab.“
Elena machte sich gar keine Sorgen. Dazu hatte sie keinen Grund. Denn sie war bei Adam, mehr wünschte sie sich nicht.
„Wohin gehen wir?“, fragte sie und war zu allem bereit.
„In ein Wunderland, das eigens für unseren besonderen Tag geschaffen wurde“, erwiderte er. „Komm jetzt.“
Kalte Luft schlug ihnen entgegen, als er Elena in den verschneiten Innenhof führte und ihr den Anblick beschrieb. Er nahm eine Handvoll Schnee und reichte ihn ihr, damit sie ihn schmeckte. Damit sie die Schneeflocken auf der Haut spürte, brachte Adam sie dazu, das Gesicht zum Himmel zu wenden.
Es war eine magische, kalte und stille Welt der Schönheit, und durch Adams Schilderungen nahm Elena das alles wahr. Sie lachte und fühlte sich wie verzaubert. Jeremy und Fabio gestellten sich zu ihr.
„Jetzt müssen wir aber wieder hineingehen“, sagte sie, als die Orgel den Hochzeitsmarsch zu spielen begann.
„Nein, müssen wir nicht“, widersprach Adam. „Natalia ist ein Genie. Sie bringt die Hochzeit zu uns heraus.“
Die Flügeltüren hatten sich geöffnet, und die Hochzeitsgäste kamen in den Hof. Auch der Geistliche erschien zusammen mit den Brautjungfern, die zwar froren, allerdings gern mitmachten.
Natalia legte ein weiches Umhängetuch über Elenas Schultern, während sie sich unter einem von Kletterpflanzen bedeckten Bogen vor dem Brunnen in der Mitte des Hofs versammelten. Jeremy stellte sich neben seinen Vater. Gino übernahm die Rolle des Brautvaters. Inmitten des frisch gefallenen Schnees begann die Zeremonie.
Vor Glück stiegen Elena Tränen in die Augen. Nie zuvor hatte sie sich so gefühlt, nie zuvor so große Hoffnungen gehegt. Sie war von Freunden umgeben, Fabio saß zu ihren Füßen, und sie bekam eine neue Familie. Freude und Zufriedenheit erfüllten sie. Liebe umgab sie, Schneeflocken hingen an ihren Wimpern. Vor allem aber hatte sie einen wunderbaren Mann an ihrer Seite und in ihrem Herzen, und das machte sie zur glücklichsten Frau auf der ganzen Welt.
„Ja“, erklärte sie laut und deutlich, als der Geistliche ihr die entscheidende Frage stellte.
„Ja“, sagte auch Adam.
„Und nun gehen wir alle hinein, bevor wir erfrieren“, rief
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