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Liebeslied für einen Prinzen

Liebeslied für einen Prinzen

Titel: Liebeslied für einen Prinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: RAYE MORGAN
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anderen.
    Das Schicksal hatte ihr einen schwerwiegenden bösen Streich gespielt. Im Gegenzug genoss sie es, der Welt manchmal harmlose kleine Streiche zu spielen. Allerdings merkten die meisten Menschen schnell, was los war. Wenn jemand Elena mit Fabio erlebte, zählte er sofort zwei und zwei zusammen. Der fremde Mann hatte nicht sie mit dem Hund gesehen, sondern seinen Sohn. Deshalb zog er keine Schlussfolgerung. Interessant, dachte Elena.
    „Der Stil gefällt Ihnen?“, erkundigte sie sich und hatte große Mühe, nicht allzu amüsiert zu klingen. „Sagen Sie, welches Bild mögen Sie am liebsten?“
    Er verschluckte sich fast. „Warum verraten Sie mir nicht, welches Ihnen am besten gefällt?“, fragte er heiser.
    „Hm …“ Elena legte den Kopf schief, als würde sie den Skizzenblock betrachten und dabei überlegen. „Eigentlich mag ich alle“, behauptete sie dann unbekümmert.
    „Aha“, sagte er nur, atmete tief durch und fand keine passende Antwort.
    Der Fremde wusste nicht, was er von ihr halten sollte. Das stand fest. Nachdem er in ihrer Tasche Skizzen von nackten Männern gefunden hatte, betrachtete er sie in ganz neuem Licht. Wahrscheinlich konnte er sich nicht entscheiden, ob er die Zeichnungen als klare Einladung auffassen oder die Flucht ergreifen sollte. Es fiel Elena immer schwerer, das Lachen zu unterdrücken. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie noch einigermaßen ernst bleiben konnte.
    „Sagen Sie, bekommen die Männer, die Ihnen Modell stehen, Geld dafür?“, erkundigte er sich vorsichtig.
    Sie schüttelte den Kopf. Es wurde Zeit, diese Unterhaltung zu beenden. An seiner Stimme erkannte Elena nämlich, was die Vorstellung mit ihm anstellte, dass sie diese nackten Männer gezeichnet hatte. Ganz sicher wollte sie nichts mit einem erregten Mann zu tun haben, der ein bestimmtes Ziel ansteuerte. Trotzdem konnte sie sich einen letzten Scherz nicht verkneifen.
    „Wieso fragen Sie nach der Bezahlung?“ Fragend zog sie eine Augenbraue hoch. „Wollen Sie mir vielleicht Ihre Dienste anbieten?“ Jetzt war sie auf seine Antwort wirklich gespannt.
    „Das käme auf die Entlohnung an“, erwiderte er gedämpft und rückte dabei näher.
    Während sie verhalten zurückwich, fragte sie mutig: „Und was würden Sie als angemessenen Preis betrachten?“
    Der Fremde schwieg. Elena bekam Herzklopfen.
    „Meiner Meinung nach ist die Freundlichkeit einer schönen Frau mehr wert als Gold.“
    Seine Stimme klang jetzt noch verführerischer und intimer, und er rückte auch wieder näher zu ihr. Hielte sein Sohn sich nicht ganz in der Nähe auf, hätte der Fremde bestimmt einen Annäherungsversuch unternommen.
    Seltsam, sie wurde von einer dunklen Vorahnung erfasst. Der Spaß war zu Ende. Sie war ohnehin schon zu weit gegangen. Ihre Freunde warnten sie oft, nicht mit dem Feuer zu spielen. Elena wusste, wenn sie die Flammen nicht sofort erstickte, würde sie sich unweigerlich verbrennen.

2. KAPITEL
    „Ich habe der ‚Freundlichkeit‘ von Fremden noch nie vertraut“, erklärte Elena hastig und achtete darauf, wieder kühl und abweisend zu klingen. „Außerdem brauche ich im Moment niemanden, der mir Modell steht. Und wenn es Ihnen nichts ausmacht, möchte ich …“
    Sie stockte mitten im Satz, weil der Mann sich so weit zu ihr beugte, dass sein warmer Atem über ihre Wange strich.
    „Mir macht es etwas aus, schöne Frau“, sagte er sehr leise, eindringlich und unnachgiebig. „Ich mag es gar nicht, wenn man mit mir spielt.“
    Obwohl er sie nicht berührte, kam es ihr so vor, als würde sie ihn körperlich spüren. Es verschlug ihr den Atem, und das Herz hämmerte geradezu schmerzhaft in ihrer Brust. Elena hatte keine Ahnung, ob es von Angst oder Erregung herrührte. In jedem Fall war sie an derartige Empfindungen nicht gewöhnt und wollte, dass es aufhörte.
    War sie diesmal zu weit gegangen? Hatte sie es auf die Spitze getrieben?
    Im nächsten Moment brach das reinste Chaos aus, als eine Gruppe Touristen geräuschvoll die Ruine erreichte. Fabio war wieder da, hechelte begeistert und drückte die Schnauze gegen Elenas Knie. Außerdem spürte sie, dass der Fremde sich von ihr zurückzog. Gleich darauf rief er nach seinem Sohn. Steine knirschten unter seinen Schuhen, als er wegging.
    Unbewusst hob sie die Hand und legte sie an die Wange, an der sie seinen warmen Atem gespürt hatte. Seine Stimme und seine Nähe hatten etwas in ihr ausgelöst, das ihr bis heute fremd geblieben war. Elena fröstelte.

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