Liebeslist und Leidenschaft
einiges einfallen.“
Verführerisch strich sie ihm übers Haar, und ihre Berührung elektrisierte ihn. Am liebsten hätte er sie sofort mit nach Hause genommen. In sein Bett.
Eigentlich war Nate überhaupt nicht der Typ für One-Night-Stands. Seine Mutter hatte ihn gelehrt, Frauen zu respektieren. Außerdem war Spontaneität nicht gerade seine starke Seite – er war mehr der Planer, der alles genau abwog. Das galt auch für sein Privatleben. Er wusste, wie wichtig es war, vorsichtig zu sein, Menschen auf Abstand zu halten, bis man sicher sein konnte, was sie wirklich vorhatten. Bei dieser Frau allerdings war er bereit, seine Grundsätze über Bord zu werfen.
Fasziniert musterte er sie – und plötzlich dämmerte es ihm. Jetzt wusste er, warum sie ihm so bekannt vorgekommen war. Sie war Nicole Wilson – die Tochter von Charles Wilson und die zweitwichtigste Person bei Wilson Wines. Er hatte ihr Foto in dem Dossier über die Konkurrenzunternehmen gesehen, das Raoul auf seinen Wunsch hin für ihn zusammengestellt hatte. Und Wilson Wines war die erbittertste Konkurrenz von Jackson Importers – aufgrund einer langen und traurigen Vorgeschichte. Früher einmal war Nates Vater Thomas der beste Freund von Charles Wilson gewesen, bis die beiden Männer sich zerstritten hatten. Charles hatte Thomas grundlos üble Dinge unterstellt. Seitdem waren die beiden Männer – und damit auch die beiden Unternehmen – verfeindet.
Vor Jahren hatte Nate seinem Vater einmal geschworen, er würde sich bei Charles Wilson für dessen Verhalten rächen. Doch Thomas, ein friedliebender Mann, hatte ihm das strikt verboten. „Solange ich lebe, machst du das nicht“, hatte er gesagt. Doch nun war sein Vater tot, und er konnte, was Charles Wilson anging, tun, was er wollte.
Er hatte schon Informationen über den Mann gesammelt und war dabei gewesen, einen Racheplan zu entwickeln. Doch jetzt bot sich ihm eine unverhoffte Chance. Wenn diese Frau ebenso interessiert an ihm war wie er an ihr, würde das seine Pläne sehr vereinfachen.
Nicole wusste, dass sie heute Abend ein bisschen viel getrunken hatte. Am klügsten wäre es, sich jetzt ein Taxi zu rufen und nach Hause zu fahren. Schließlich war erst Donnerstag, und morgen wartete viel Arbeit auf sie. Falls sie morgen überhaupt noch Arbeit hatte.
Kaum erinnerte sie sich an den Job, sank ihre Stimmung auf den Nullpunkt. Wieder musste sie an ihrem Vater denken. Ihr wurde fast übel bei dem Gedanken, heute Nacht noch in sein Haus zurückkehren zu müssen. Vorhin hatte sie diesen Gedanken erfolgreich verdrängt – sie hatte zufällig ein paar alte Bekannte von früher getroffen und mit ihnen etliche Drinks genossen. Die unverbindliche Ablenkung hatte ihr gutgetan, und sie hatte keine Lust, jetzt wieder in Trübsinn zu verfallen. Vor allem nicht, wo sie gerade so einen interessanten Mann kennengelernt hatte …
Sie tanzten weiter, und Nicole verlor sich in seinen Augen. Dieser Mann hatte etwas ungeheuer Anziehendes.
„He, Nic!“
Die Stimme kam von Amy, einer ihrer Bekannten, mit denen sie vorhin etwas getrunken hatte. „Wir wollen noch in einen anderen Club. Kommst du mit?“
Zu mehreren ist man immer sicherer, dachte Nicole, aber heute hatte sie keine Lust, übervorsichtig zu sein. „Nein, ich bleibe noch ein bisschen. Nachher nehme ich mir ein Taxi.“
„Wie du willst. Schön, dass wir uns mal wieder getroffen haben. Bis zum nächsten Mal sollte aber nicht wieder so viel Zeit vergehen, hörst du?“
Und schon war Amy verschwunden.
„Wärst du lieber noch mit deinen Freundinnen um die Häuser gezogen?“, fragte ihr Tanzpartner.
„Nein, wirklich nicht“, antwortete Nicole. „Ich bin schon ein großes Mädchen. Ich kann selbst auf mich aufpassen.“
„Gut zu wissen. Ich heiße übrigens Nate.“
„Nicole“, gab sie zurück und tanzte weiter.
Plötzlich flammte ein Blitzlicht auf. Wer fotografiert denn hier? schoss es ihr durch den Kopf. Das Bild taucht morgen bestimmt bei Facebook oder sonst wo auf. Doch schon bald war sie wieder ganz auf ihren Partner konzentriert. Er konnte wirklich gut tanzen, seine Bewegungen besaßen eine raubtierhafte Eleganz. Und sein Aussehen war auch nicht zu verachten!
Er hatte dunkles Haar, wenn auch nicht ganz so dunkel wie ihres, und fein geschnittene, sehr männliche Gesichtszüge.
Ihm entging nicht, dass sie ihn prüfend musterte. „Na, genüge ich deinen Anforderungen?“, fragte er lächelnd.
„So gerade eben“,
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