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Liebling, vergiss die Socken nicht

Liebling, vergiss die Socken nicht

Titel: Liebling, vergiss die Socken nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Haran
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Kopf, als sie die anstößigen Kleidungsstücke aufsammelte. Eigentlich hätte sie ihm sagen müssen, er solle es selbst tun. Zum Glück war ihre beste Freundin Susie nicht Zeugin dieser Szene geworden. Susie warf ihr nämlich ständig vor, den Fußabstreifer zu spielen.
    Als sie die Sachen in den Wäschekorb stopfte, sah Matt von seiner Zeitung auf und lächelte. »Kommst du bald ins Bett?« fragte er und klopfte mit verführerischer Miene auf ihre Seite des Bettes.
    Ally grinste. Matt ging auf die vierzig zu, was ihm gut stand, da es den spitzbübischen Charme verstärkte, der ihn im Fernsehen so gut wirken ließ. Und dann noch das verruchte Glitzern in seinen blauen Augen. Matt Boyd war alles andere als ein ›Neuer Mann‹. Im Gegenteil - er war sogar ein Musterexemplar der alten Schule, was sein Publikum offensichtlich hinreißend fand. Aber das Publikum musste auch nicht mit ihm leben.
    »Komme gleich.« Ally beugte sich hinab und gab ihm einen Kuss, bevor sie nach nebenan ging, um sich auszuziehen.
    Im Badezimmer zog sie ihren BH zur Taille herab, schob ihn herum, bis die Häkchen nach vorne zeigten, und machte ihn auf. Diese Methode hatte ihre Mutter ihr beigebracht, als sie dreizehn war, und aus irgendeinem Grund machte sie es mit achtunddreißig immer noch so. Meist fiel ihr diese kleine Eigenheit nicht auf, aber heute, wo sie vor dem Badezimmerspiegel stand, eben doch.
    Warum hatte ihre Mutter ihr nicht gezeigt, wie man den BH von hinten öffnet, gleich einer schmollenden Marilyn Monroe? Nicht, dass es wichtig gewesen wäre, sie zog sich ja schon seit Monaten hier aus. Aber als sie in den Spiegel sah, fragte sie sich, warum eigentlich. Abgesehen von den leichten Pölsterchen unten an den Hüften und der etwas breiter gewordenen Taille war ihr Körper noch immer straff. Ihr schulterlanges Haar war mit einem Minimum an Unterstützung von L‘Oreal so glänzend und braun wie eh und je. Als Teenager hatte sie es gebügelt, damit es glatt wurde, doch heute war sie froh darüber, dass es sich sanft wellte und die Krähenfüße verdeckte, die sich um ihre Augen eingenistet hatten. Matt sagte immer, die Augen mit ihrem hellen, grünlichen Blau seien das schönste an ihr. Sie haderte auch nicht mit ihren Falten, denn sie stammten vom Lachen, nicht von Enttäuschungen. Die frühe Sonne in diesem Jahr hatte lustige Sommersprossen auf ihrem blassen Teint hinterlassen. Trotz allem war es ihr peinlich, sich zu zeigen. Vielleicht kam es daher, dass sie an all die glamourösen Frauen dachte, die zum Fernsehen strömten, als würden dort die Kandidatinnen für die Wahl der Miss World ausgesucht. Aber da war auch noch etwas anderes. In letzter Zeit hatte sich eine kaum merkliche Distanziertheit zwischen Matt und ihr eingeschlichen, und Matt war aus Gründen, die sie nicht richtig durchschaute, ständig launisch und reizbar.
    Aber heute Abend war es anders. Vielleicht konnten sie heute nacht etwas von der alten Zärtlichkeit zurückerobern. Matts einladenden Blick im Gedächtnis, putzte Ally sich schnell die Zähne und fuhr mit dem Kamm durchs Haar. Sie sprühte sich ein wenig Parfüm hinters Ohr und hauchte rasch in die Hand. Minzfrisch. Mit einem Lächeln auf den Lippen ging sie zurück ins Schlafzimmer.
    Sie war vermutlich keine zwei Minuten draußen gewesen. Matt lag im Bett und umklammerte noch immer seine Zeitung. Doch als sie sich hinabbeugte, um ihn zu küssen, sah sie, dass seine Augen geschlossen waren. Er schlief tief und fest.
    Sanft nahm sie ihm die Zeitung aus der Hand und streifte mit ihren Lippen die seinen. Dabei spürte sie das vertraute Kratzen seines Schnurrbarts an ihrem Kinn, dieses Schnurrbarts, den Matt unter keinen Umständen abrasieren wollte, weil er dessen verwegene Ausstrahlung schätzte, auch wenn ihn die Maskenbildnerinnen deshalb als Camel-Mann aufzogen.
    Als sie nach dem Nachthemd griff, musste sie sich zu ihrer eigenen Schande eingestehen, dass sie nicht den Schmerz unerfüllten Begehrens empfand, sondern verwirrenderweise erleichtert war. Jetzt konnte sie ihr Buch lesen.
    Seit mehr als zehn Jahren bewies Matt Boyd dreimal pro Woche, dass er der König der Talkshow war. Jüngere, mehr am Zeitgeist orientierte Rivalen waren gekommen und wieder gegangen, doch Matt hatte durchgehalten. Dem Publikum gefiel es, dass er seinen Gästen wirklich zuhörte, aber trotzdem die Wichtigtuer mit seinen vernichtenden Einwürfen auf den Teppich zurückholte. Er schien stets genau darüber im Bilde zu sein,

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