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Liebling, vergiss die Socken nicht

Liebling, vergiss die Socken nicht

Titel: Liebling, vergiss die Socken nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Haran
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aufzusehen.
    »Frag‘ ich mich auch«, bekräftigte Janey, die gerade hereingekommen war und trotz ihrer Schuluniform aussah wie eine Siebzehnjährige, die auf die Fünfundzwanzig zugeht. Janey besaß ein Gefühl für raffinierte Veränderungen - ein etwas hochgenommener Saum, bis zum Ellenbogen aufgekrempelte Manschetten, umgeklappte Krägen die sogar die langweilige Schuluniform von Hill Hall wie frisch vom Laufsteg aussehen ließ. Wenn Matt recht hatte und die Montur dazu gedacht war, die Moral der Schülerinnen zu schützen, so hatte sie in Janeys Fall kläglich versagt.
    Ally blickte an ihrem nun von Kaffeeflecken beschmutzten Morgenrock hinunter und dachte, dass Janeys Sinn für Schick nicht zu den Eigenschaften gehörte, die sie von ihrer Mutter geerbt hatte.
    »Komm, sei ein braves Kind und iß deinen Teller leer«, witzelte Matt, schnappte Jess die Zeitung weg, bevor sie protestieren konnte, und schlug die Seite mit der Fernsehvorschau auf. Zu seinem Verdruss grinste ihm Danny Wilde, der junge Talkmaster von Big City TV, frech auf einem großen Foto entgegen. Der Matt-Boyd-Show waren nur drei Zeilen gewidmet.
    Matt schlug die Zeitung wieder zu. Es war lächerlich, sich aufzuregen. Die Presse schätzte eben neue Gesichter. Danny Wilde war kein ernstzunehmender Rivale. Er gefiel nur der Jugend und den Schicki-Mickis. Matts Publikum war fünfmal so groß.
    Jess, die ihren Toast aufgegessen und die Schultasche griffbereit neben sich stehen hatte, drückte auf die Fernbedienung, und der Fernseher auf der Küchenarbeitsfläche begann zu laufen. Matt sah das Gesicht des Premierministers auf der Bildfläche auftauchen. Angewidert schaltete Jess um. Nun erschien Danny Wilde und kündigte seine Show für den Abend an.
    »Hey, toll! Er hat King Rap in der Sendung!« Jess begann, im Takt mit dem penetranten Beat zu zappeln. Matt versuchte, ihr die Fernbedienung wegzunehmen, aber Jess hielt sie kokett außer Reichweite. »Dad«, fragte sie mit Unschuldsmiene, »warum hast du nicht auch so interessante Leute wie King Rap in deiner Show?«
    Matt schwieg einen Moment und suchte nach einer Antwort. Schließlich beugte er sich über den lisch, packte die Fernbedienung und gönnte sich die Befriedigung, Danny Wilde ins Nichts verschwinden zu lassen. Dabei ging ihm auf, dass er keine Ahnung hatte, wer King Rap war.
    »Los, Leute. Bewegt euch.« Ally überlegte kurz, ob sie Matt fragen sollte, wann er heimkäme. Sie hätte gern etwas gekocht, um dann nach dem Essen mit ihm zusammenzusitzen und über den Tag sprechen zu können. Doch jedesmal wenn sie diese Frage stellte, kam sie sich vor wie eine nörgelnde Ehefrau. Sie fragte trotzdem.
    »Wann kommst du heute Abend heim, Liebes?«
    Matt dachte kurz nach. »Wir werden nach der Show noch etwas trinken, und vielleicht muss ich mit Bernie die nächste Woche besprechen. Ich weiß es nicht genau.«
    Matt bemerkte den ausweichenden Unterton in seiner Stimme und spürte einen Anflug von Schuldbewusstsein. »Wann kommst du wieder?« war eine der ewigen Fragen zwischen Männern und Frauen, die der gefragten Person Macht verlieh und sie der fragenden wegnahm.
    »Pass auf«, sagte er einlenkend. »Komm doch einfach nach der Show auf einen Drink in den Gesellschaftsraum.«
    Ally wurde angst und bange bei dem Gedanken an all die intelligenten und schicken jungen Leute, die an Matts Sendung mitarbeiteten. Sie war schon öfter bei solchen Anlässen zugegen gewesen und hatte sich zum Schluss immer wie die Mutter von irgend jemandem gefühlt. Vor fünfzehn Jahren hätte sie sich noch behaupten können, doch die jahrelangen Pendeldienste zur und von der Schule und die ewigen Sitzungen des Elternbeirats hatten ihren Geist abgestumpft. Worüber hätte sie, um alles in der Welt, mit diesen Fernsehleuten reden sollen? Ihre Antwort kam eine Idee zu schnell.
    »Ich kann nicht. Jess hat Klavierstunde.«
    »Ach, Mum.« Jess schüttelte verzweifelt den Kopf. »Sei doch nicht doof. Ich fahre mit dem Bus. Geh ruhig und amüsiere dich ein wenig mit den glitzernden Fernsehtypen.«
    Wie ein Blitz durchzuckte Ally die Erkenntnis, dass Jess nicht abgeholt werden wollte. Im Grunde brauchte also nicht einmal Jess sie noch.
    Einen Moment lang schwieg Ally unschlüssig. Sie sollte sich eigentlich von diesen Fernsehleuten nicht so einschüchtern lassen. Ihre Entscheidung fiel, als sie sich vorstellte, Bernie Long zu begegnen, der schon Matts Produzent gewesen war, als sie noch beide bei MidWest TV gearbeitet hatten.

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