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Lied der Wale

Lied der Wale

Titel: Lied der Wale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Thomas
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jetzt schon in zweihundert Meter Tiefe.
    Govind deutete aufs Omelett: »Du bist fertig?«
    David hörte gar nicht zu. »Hmm?«
    »Hat ja nicht mal angefangen!«, schrie Marek wütend.
    »Mit dir red ich gar nicht, ab in die Küche. David, dein Omelett. Ist echt schade, wenn’s kalt wird.«
    »Nimm’s ruhig«, brummelte David und verfolgte fasziniert den Datenfluss, der über den Monitor flirrte.
    Marek hatte genug gehört, sauer knallte er die Tür hinter  sich zu, eine ganze Palette slawischer Verwünschungen vor sich  hin murmelnd. Govind hatte gewonnen, siegessicher und laut schmatzend verleibte er sich das Omelett ein.
    David wartete, bis Marek außer Hörweite war. »Hörst du endlich auf, ihn so anzumachen!«
    »Ich?« Govind starrte ihn mit der Unschuldsmiene eines Lämmchens an – eines sehr gefräßigen Lämmchens allerdings. »Was hab ich jetzt getan?«
    Steve lag es schon auf der Zunge, David eine kleine rhetorische Frage zu stellen, nämlich, warum er zwar für Marek immer Partei ergriff, aber nicht für ihn, wenn er mal provoziert wurde. Doch erstens wollte er sich keine Blöße geben, und zweitens war auf der Brücke plötzlich der Teufel los.
    J oe und Sam waren bereits da, als David, Steve und Govind hereinstürmten.
    »Die ›Hikari‹ ist im Anmarsch«, erklärte Masao, der gerade den Funk abhörte, und Govind setzte sich sofort vor den Monitor, um die hereinströmenden Daten zu verarbeiten.
    »Wenn die den Kurs weiter halten, werden sie in einer Stunde genau dort auftauchen.« Govind deutete auf einen Quadranten, nicht weit von der »SeaSpirit« entfernt, wo es nur so von Buckelwalen wimmelte.
    Steve ahnte sofort, welche Reaktionen ein aufkreuzender Walfänger bei der Crew, aber vor allem bei David auslösen würde, insbesondere, wenn dessen Besatzung die Unverfrorenheit hatte, sich über alle Gesetze hinwegzusetzen. Immerhin befanden sie sich in international geschützten Gewässern, die Jagd war hier gemäß den Konventionen der Internationalen Walfangkommission IWC strikt verboten. Also versuchte er, seiner Stimme einen so entspannten Unterton zu geben wie eben möglich: »Keine Panik, Leute, die wissen, dass sie da nicht schießen dürfen.«
    »Ach ja? Und was machen die dann hier?!«, konterte Masao, dem Steves Harmoniegehabe und sein Buckeln vor allem und jedem in den letzten Wochen mächtig auf die Nerven gegangen war.
    »Wer sagt überhaupt, dass es ein Walfänger ist? ›Hikari‹? Kennt irgendjemand das Schiff?« Es lag in Steves Natur, Tumulte zu unterbinden, soweit dies eben möglich war. Wenn er gegen etwas protestierte, geschah das hinter seinem Schreibtisch, sein Schlachtfeld waren die Zahlen, nicht die Aktionen.
    »So heißen die jetzt. Die lassen sich dauernd woanders registrieren, wechseln die Namen wie andere ihre Unterhosen ...« Joe hasste diese Mistkerle da draußen. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte man alle versenken können. Joe war ein alter Vietnamveteran, und die da draußen, das war der Feind. Und dass man mit dem Feind nicht zimperlich umging, stand außer Frage. Es hatte etwas Beruhigendes, wenn man wenigstens wusste, wer der Feind war. Und wo er war. Und was er vorhatte.
    Masao, der immer noch den Funk abhörte, gab ihnen zu verstehen, sie sollten gefälligst leiser reden. »Die sind auf der Suche, quetschen gerade einen japanischen Frachter aus, ob die welche gesehen haben ...«
    Sam sah zu Steve hinüber: »Na bitte.«
    David räusperte sich: »Wir nehmen Kurs auf die ›Hikari‹.«
    »Wart mal. Sind vermutlich alles Japaner«, wandte Steve ein. »Wenn die mitbekommen, dass wir sie beobachten ... Ich meine, wir als Presse und so. Die wollen doch nicht, dass sich die Öffentlichkeit weiter gegen sie empört.«
    »Du sagst es, Steve, Japsen. Die gleichen Penner, die, ohne mit der Wimper zu zucken, jedes Jahr Tausende von Delfinen abschlachten.« Masao hatte keine Hemmungen, coram publico die eigenen Landsleute zu beschimpfen, erlaubte allerdings sonst keinem, einen so despektierlichen Ton anzuschlagen. »Denen ist es wurscht, ob sich die Weltpresse darüber aufregt oder nicht. Die regen sich höchstens auf, wenn wir uns darüber aufregen. Sind für die doch nur blöde Fische.«
    Steves Stirn legte sich langsam in unzählige kleine Falten. In Erwartung dessen, was folgen würde, überschlug sich seine Stimme: »David, wenn du wieder so eine Nummer abziehst und deren Schiff rammst, geh ich! Und nicht nur ich!« Damit schaute er sich siegessicher unter

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