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Lieder von Sternen und Schatten

Lieder von Sternen und Schatten

Titel: Lieder von Sternen und Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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ai-Emerel und noch ferneren Welten nehmen.« Die Stimme des Handlers war voller Furcht; die Stahlengel hielten ihre Laser umklammert, und er glaubte keinen Augenblick, daß die Bittere ihm gehorchen würde.
    Aber seltsamerweise warf sie das Lasergewehr gehorsam in das Becken. neKrol konnte in ihren Augen nicht lesen.
    Die Abteilungsmutter atmete sichtlich auf.
    »Gut«, sagte sie. »Nun sprechen Sie mit ihnen in ihrer Tiersprache, sagen Sie ihnen, daß sie gehen sollen. Wenn nicht, werden wir sie vernichten. Ein Energiewagen ist unterwegs.« Und über dem Brausen und Rauschen des Wasserfalles mit seinen vielen Verzweigungen konnte neKrol es hören: ein schweres Knirschen, als er über Bäume hinwegrollte, sie unter breiten Duranetz-Raupen zersplitterte. Vielleicht verwendeten sie die Strahlkanone und die Turmlaser dazu, um Felsblöcke und andere Hindernisse zu beseitigen.
    »Wir haben es ihnen gesagt«, erklärte neKrol verzweifelt. »Wir haben es ihnen schon oft gesagt, aber sie hören nicht!« Er machte eine weitausholende Geste; die Lichtung war noch immer dicht besetzt von Jaenshi-Leibern, und niemand von den Clans achtete auch nur im mindesten auf die Stahlengel oder die Konfrontation. Hinter ihm preßten die zusammengedrängten Sprecher noch immer kleine Hände auf ihren Gott.
    »Dann werden wir ihnen das Schwert Bakkalons entblößen«, sagte die Abteilungsmutter, »und vielleicht hören sie ihr eigenes Jammern.« Sie steckte ihre Laserpistole ein und zog eine Kreischwaffe heraus. neKrol schauderte. Er wußte, was sie vorhatte. Die Kreischber benützten konzentrierten Schall von hoher Stärke, um Zellwände zu zerstören und Fleisch in Flüssigkeit zu verwandeln. Die Wirkung war ebenso sehr auch eine psychologische; es gab keinen schrecklicheren Tod.
    Doch dann war eine zweite Abteilung von Engeln unter ihnen, und Holz knirschte und knackte, und hinter einem letzten Hain von Obstbäumen konnte neKrol undeutlich die schwarzen Seitenwände des Energiewagens sehen, dessen Strahlkanone direkt auf ihn gerichtet zu sein schien. Zwei der Neuankömmlinge trugen den roten Kragen – ein junger Mann mit rotem Gesicht und großen Ohren, der seinen Leuten Befehle zuschrie, und ein riesengroßer, muskulöser Mann mit kahlem Kopf und faltiger Bronzehaut. neKrol erkannte ihn: der Waffenmeister C'ara DaHan. Es war DaHan, der eine schwere Hand auf den Arm der Abteilungsmutter legte, als sie ihre Kreischwaffe hob.
    »Nein«, sagte er, »das ist nicht der Weg.«
    Sie streckte die Waffe sofort ein.
    »Ich höre und gehorche.«
    DaHan sah neKrol an.
    »Händler«, rief er dröhnend, »ist das Ihr Werk?«
    »Nein«, erwiderte neKrol.
    »Sie wollen sich nicht zerstreuen«, sagte die Abteilungsmutter.
    »Wir würden einen Tag und eine Nacht brauchen, um sie alle niederzukreischen«, sagte Da Han, während sein Blick über die Lichtung und die Bäume glitt und dem felsigen, gewundenen Weg des Wasserfalles bis hinauf zum Scheitelpunkt folgte. »Es gibt einen einfacheren Weg. Zerstört die Pyramide, und sie gehen auf der Stelle.« Er verstummte und wollte noch etwas anderes sagen; sein Blick ruhte auf der Bitteren.
    »Eine Jaenshi mit Ringen und Halstuch«, sagte er. »Sie haben bis jetzt nichts als Totentücher gewoben. Das erschreckt mich.«
    »Sie gehört zu den Leuten vom Ring-aus-Stein«, sagte neKrol schnell. »Sie hat bei mir gelebt.«
    DaHan nickte.
    »Ich verstehe. Sie sind wahrlich ein gottloser Mann, neKrol, so mit seelenlosen Tieren zusammenzuleben, ihnen beizubringen, nachzuäffen, wie der Samen der Erde lebt. Aber es spielt keine Rolle.« Er hob den Arm als Signal; hinter ihm drehte sich die Strahlkanone des Energiewagens zwischen den Bäumen ein wenig nach rechts. »Sie und Ihr Haustier sollten sich sofort entfernen«, sagte DaHan zu neKrol. »Wenn ich den Arm senke, wird der Jaenshi-Gott brennen, und wenn Sie im Weg stehen, werden Sie sich nie wieder bewegen.«
    »Die Sprecher !« protestierte neKrol. »Der Strahl wird sie –« und er drehte sich um, damit er es ihnen zeigen konnte. Aber die Sprecher krochen von der Pyramide davon, einer nach dem anderen.
    Hinter ihm erhob sich Gemurmel unter den Engeln.
    »Ein Wunder!« sagte einer von ihnen heiser. »Unser Kind! Unser Herr!« rief ein anderer.
    neKrol stand wie gelähmt. Die Pyramide auf dem Felsen war kein rötlicher Block mehr. Sie funkelte jetzt in der Sonne, ein Gefüge aus durchsichtigem Kristall. Und unter dem Dach stand, in jeder Einzelheit vollkommen, das

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