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Lieder von Sternen und Schatten

Lieder von Sternen und Schatten

Titel: Lieder von Sternen und Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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Gesicht nahm einen strengen Ausdruck an.
    »Wie beim Feldbischof ist meine Seele kurz vor Sorge zusammengezuckt, und auch ich möchte erleuchtet werden, wenn ich das erbitten darf?«
    Wyatt lächelte.
    »Fahren Sie fort«, sagte er mit einer Stimme, die keinen Humor mitschwingen ließ.
    »Ein Wunder mag das wirklich sein«, sagte DaHan, »aber zuerst müssen wir uns selbst befragen, um sicherzugehen, daß das nicht der Trick eines seelenlosen Feindes ist. Ich kann seinen Plan nicht ergründen, seine Absichten, die sich hinter diesem Verhalten verbergen, aber ich kenne einen Weg, auf dem die Jaenshi von den Zügen unseres Bakkalons erfahren haben könnten.«
    »So?«
    »Ich spreche vom Handelsstützpunkt der Jamies, von dem rothaarigen Händler Arik neKrol. Er ist vorn Erdensamen, dem Aussehen nach ein Emereli, und wir haben ihm das Buch gegeben. Aber er ermangelt der brennenden Liebe zu Bakkalon und geht unbewaffnet wie ein Gottloser. Seit unserer Landung hat er sich gegen uns gestellt und wurde nach der Lektion, die den Jaenshi zu erteilen wir gezwungen waren, äußerst feindselig. Vielleicht hat er den Klippen-Clan angestiftet, hat er den Jaenshi gesagt, sie sollten die Figur schnitzen, zur Verfolgung eigener, unklarer Ziele. Ich glaube, daß er mit ihnen Handel getrieben hat.«
    »Ich glaube, Sie sprechen die Wahrheit, Waffenmeister. In den ersten Monaten nach der Landung habe ich angestrengt versucht, neKrol zu bekehren. Ohne Erfolg, aber ich erfuhr viel über die Jaenshi-Kreaturen und den Handel, den er mit ihnen trieb.« Der Proktor lächelte immer noch. »Er hat Geschäfte mit einem der Clans hier im Schwert-Tal gemacht, mit den Leuten vom Ring-aus-Stein, mit dem Klippen-Clan und dem vom fernen Fruchtdickicht, mit den Wasserfall-Leuten, und mit anderen Clans weiter im Osten.«
    »Dann ist das sein Werk«, sagte DaHan. »Eine List.«
    Alle Blicke richteten sich auf Wyatt.
    »Das habe ich nicht gesagt, neKrol ist, welche Absichten er auch verfolgen mag, nur ein einzelner. Er hat nicht mit allen Jaenshi Handel getrieben, er kennt sie auch nicht alle.« Das Lächeln des Proktors wurde kurze Zeit breiter. »Diejenigen von Ihnen, welche den Emereli gesehen haben, kennen ihn als einen Mann von Korpulenz und Schwäche; er könnte kaum so weit laufen, wie das erforderlich wäre, und er besitzt weder Flugwagen noch Energieschlitten.«
    »Aber er hatte Berührung mit dem Klippen-Clan«, sagte DaHan. Die tiefen Furchen auf seiner bronzefarbenen Stirn blieben.
    »Ja, das hat er«, erwiderte Wyatt. »Doch Abteilungsmutter Jolip ist heute morgen nicht allein hinausgezogen. Ich habe auch Abteilungsvater Walman und Abteilungsvater Allor entsandt, damit sie die Wasser des Weißen Messers überschreiten. Das Land dort ist schwarz und fruchtbar, viel besser als das im Osten. Der Klippen-Clan, der im Südosten lebte, befand sich zwischen dem Schwert-Tal und dem Weißen Messer, so daß er fort mußte. Aber die anderen Pyramiden, gegen die wir ausgezogen sind, gehörten Clans fern am Fluß, mehr als dreißig Kilometer südlich. Sie haben den Händler Arik neKrol nie gesehen, es sei denn, in diesem Winter wären ihm Flügel gewachsen.«
    Wyatt bückte sich wieder, stellte zwei andere Figuren auf den Tisch und entfernte die Tücher, mit denen sie verhüllt gewesen waren. Eine Figur stand auf einem Sockel aus Schiefer und war auf breite, ungeschickte Art geformt, die andere bestand aus fein geschnitzter Seifenwurzel, bis hin zu den Stützen der Pyramide.
    Aber abgesehen vom Material und der Kunstfertigkeit glichen die beiden späteren Figuren der ersten aufs Haar.
    »Sehen Sie dabei einen Trick, Waffenmeister?« fragte Wyatt.
    DaHan blickte hinüber und sagte nichts, denn Feldbischof Lyon stand plötzlich auf und erklärte: »Ich sehe ein Wunder«, und andere taten es ihm nach. Nachdem die Aufregung sich endlich gelegt hatte, senkte der muskulöse Waffenmeister den Kopf und sagte ganz leise: »Mein Proktor. Lesen Sie uns Weisheit vor.«
     
    »Die Laser, Sprecherin, die Laser !« In neKrols Stimme schwang hysterische Verzweiflung mit. »Ryther ist noch nicht zurück, und genau darauf kommt es an. Wir müssen warten.«
    Er stand vor der Kuppel des Handelsstützpunkts, mit nackter Brust, in der heißen Morgensonne schwitzend, während der starke Wind in seinem zerzausten Haar wühlte. Der Lärm hatte ihn aus unruhigem Schlaf erweckt. Er hatte sie am Waldrand gerade noch aufgehalten, und nun wandte die Bittere sich ihm zu, wild und hart

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