Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Titel: Lila Black 01 - Willkommen in Otopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
Vom Netzwerk:
sich entspannte.
    Ach, dachte sie enttäuscht, das war der ganze Sinn der Übung gewesen? Tath zu retten? Sie wollte, dass er wiederkam, hatte aber keine Ahnung, wie sie das anstellen sollte. Und wie zuvor schon war sie von der geballten Heilenergie Sathanors völlig erschöpft. Sie musste gegen den Schlaf ankämpfen, obwohl ihr jetzt kälter war. Sie zog etwas Zuversicht daraus, dass sein Arm noch immer um sie lag, seine Hand an ihrer Taille, sein Körper warm an ihrem Rücken. »Zal?«
    »Ja.«
    Sie hörte an seiner Stimme, dass er die Augen geschlossen hatte. Seltsam, dachte sie. Aber vielleicht war es ja auch die tiefe Entspannung seines Körpers. »Wieso kannst du mich hören?«
    »Durch die Haut. Es klingt alles schrecklich dumpf und so, als würden wir in Kleister schwimmen, aber es funktioniert.«
    Sie hatte das Gefühl, dass er die Augen wieder öffnete, wacher jetzt als noch vor einer Sekunde, und dann nahm er die Hand von ihrer Taille und strich ihr behutsam schwere, nasse Haarsträhnen aus dem Gesicht. Plötzlich war sie gar nicht mehr müde. Sie hatte Angst, diesen Moment der Zärtlichkeit zu durchbrechen, und landete irgendwie bei den simplen Worten: »Tut es weh? I… ich meine … deine Ohren.«
    »Was denkst du, Einstein?«
    Sei pragmatisch, sagte eine Stimme in ihrem Kopf. Halt den Mund, blaffte Lila sie innerlich an. »Ich habe keine Medikamente mehr. Und dein Herz …«
    »Ist wie ein Schwamm, aber es funktioniert noch.« Zals Fingerspitzen streichelten ihre Wange, so leicht, dass sie sie kaum berührten. Sie fuhren die Formen ihres Gesichts nach, glitten, ohne innezuhalten, über ihre normale Haut, über das magische Mal und die Metallfasern über ihrer Schläfe. Nicht mal ihre Mutter …
    Ohne jede Vorwarnung brach plötzlich eine enorme Welle von Emotion über Lila herein – so übermächtig, dass sie nichts dagegen tun konnte. Sie wusste nicht mal, was es war. Tränen schossen ihr in die Augen und quollen über ihre Lider, und Hitze flammte über ihre bloße Haut. Sie konnte nicht atmen und nichts sehen. Sie war so schreckstarr wie ein Kaninchen vor einem Lastwagen.
    Zals flötenartige Stimme schien aus einer anderen Welt zu kommen, einer, die sie nicht einschloss, weil es eine Welt war, in der Denken noch möglich war. »Ich hab mich immer schon gefragt, wie du wohl aussehen würdest, wenn nicht dein ganzer Schmerz in deinem Gesicht eingefroren wäre.«
    Lila konnte nicht reden. Tränen strömten ihr aus den Augen. Sie hoffte, dass er nicht aufhören würde, und hätte ihn doch, wenn sie sich hätte rühren können, eher erdolcht, als zuzulassen, dass er weitermachte, jetzt, wo er benannt hatte, was sie quälte, und es in ihr Bewusstsein hatte dringen lassen. Zals Berührung setzte ihren ganzen Selbsthass und ihre ganze Wut frei, all das, worüber sie mit Dr. Williams und mit Dar nie geredet hatte, all das, was sie nicht mal aus ihrem Innersten in das Universum der Gedanken hatte dringen lassen, damit es nicht unversehens in Worte schlüpfte und sie eines Tages verriet. »Nicht«, stöhnte sie.
    »Das meinst du nicht wirklich«, sagte Zal sanft.
    Seine Berührung war so schön, es brachte sie um. »Bitte.«
    »Ach, das meinst du«, sagte er, und sie fühlte, wie er sich auf den Ellbogen hochstemmte, um sie anzusehen. Seine Bewegung befreite sie aus der Unbeweglichkeit.
    »Hör auf!« Sie drehte sich jäh zu ihm. Ihre Hände schlossen sich um seinen Hals, und sie fühlte seinen Puls unter ihren Daumen, sein Atmen an ihren Handflächen.
    Zals Gesicht blickte ruhig und sanft, aber aufmerksam in ihres. Er blinzelte schläfrig, ohne im Geringsten auf ihren Klammergriff zu reagieren, und setzte die Erforschung ihres Gesichts und ihres Halses auf der anderen Seite fort, wo er sie vorher nicht hatte berühren können. Sie starrte ihn zitternd an. »Was machst du da?«
    Seine großen, schräg stehenden Augen sahen in ihre, spöttisch und ernst zugleich. Sie flirteten mit einem Lächeln, verengten sich leicht von unten her, nahmen dann ihre Arbeit wieder auf. »Ich mache Liebe mit dir. Ich dachte, das wäre offenkundig.« Er öffnete die Lippen und atmete bedächtig ein. Seine Finger zeichneten Muster auf ihre Stirn, um ihre Augen, auf ihre Wangen, stellten Verbindungen her, lösten Hemmnisse. Er beobachtete die jeweilige Stelle, die er berührte, mit höchster Konzentration.
    Ihre Hände um seinen Hals erschlafften. Sie ließ sie auf seine Schlüsselbeine herabgleiten. Der aromatische Geruch des

Weitere Kostenlose Bücher