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Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Titel: Lila Black 01 - Willkommen in Otopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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einmal Poppy und Viridia gewesen waren, um die grazilen Hälse, und als das wallende Haar sich um ihre Arme zu wickeln suchte, schlang sie schnell die Beine um Zal, fuhr mit den Handkanten durch die Mähnen und kappte sie. Die Feen mühten sich, sie beide einzufangen, bekamen sie aber nicht richtig zu fassen.
    Diesmal brachte sie Zal schnell nach oben, ohne sich um irgendwelche umhertreibenden Trümmer zu kümmern, und an der Oberfläche hielt sie nicht inne, sondern schoss hinaus in das schwindende Spätnachmittagslicht. Sie landete ein kleines Stück landeinwärts, auf der Lichtung, wo sie und Dar noch einmal Halt gemacht hatten, ehe sie in den Aparastilsee gewatet waren. Dort legte sie Zal ins weiche blaugrüne Gras.
    Die Wunden an seinen Armen waren allesamt verschwunden, bis auf den Einstich, der unvermindert blutete. Das passte so gar nicht hierher, in diesen friedlichen Hain, in diese duftende Dämmerungsluft. Lila versuchte, nicht zur Kenntnis zu nehmen, wie schön Zal war, wie ihn seine Verletzlichkeit fast schon vollkommen machte, wie sehr sie ihn begehrte, jetzt und hier, obwohl er kaum noch am Leben war.
    Wie kann ich es stoppen?
    Gar nicht. Ich werde es tun, sagte Tath. Auch er war nur noch ein Schatten seiner selbst. Entsetzt fühlte Lila, wie schwach er war. Nur mit allergrößter Anstrengung schaffte er es, seine ätherische Präsenz durch ihren Körper auszudehnen. Er sprach in der Sprache des Drachen. Die Wunde an Zals Arm hörte auf zu bluten. Lila fühlte, wie Tath in sich zusammenschnurrte, schrumpfte und schrumpfte, bis da fast nichts mehr war.
    Tath!
    Er reagierte nicht.
    Singvögel flogen über die Lichtung, sangen ihre letzten Abendstrophen. Sanftblauer Dunst stieg aus dem Gras, und überall, überall war Schönheit.
    »Zal?«, sagte Lila, neben seinem Kopf kniend. Er war bewusstlos.
    Was sie bei ihren eigenen Routinechecks zu tun pflegte, machte sie jetzt bei ihm. Per Ultraschall lokalisierte sie die Meridiane in seinem Körper, scannte seine Ohren und stellte fest, dass sie wirklich taub geworden waren, fand eine Schädigung seines Herzens, seltsame Resonanzen, die typisch für ihn sein mochten oder tödlich – sie wusste es nicht. Ihre multisensorischen Hände glitten über seine Haut, und sie beschwor ihn mit ihrer ganzen Willenskraft, wieder zu sich zu kommen. Sie selbst fühlte sich fast schon mehr als gesund, auf diese vitale, durchglühte Art, die sie aus Sathanor kannte, aber vorher nie erlebt hatte. Ihr Körper war jetzt erstmals ein völlig harmonisches Ganzes, Biometalloide und Fleisch nahtlos miteinander verwachsen, als wäre es immer so gewesen.
    Schließlich konnte sie nichts mehr tun. Sie setzte sich auf ihre Fersen und sah zu, wie ihre Kampfpanzerung allmählich auf normale Gliedmaßengröße und -form zurückgefahren wurde. »Bitte, wach auf«, sagte sie mit ihrer eigenen Stimme zu Zal. Aber er wachte nicht auf.
    Kurz darauf hörte sie Geräusche vom See her. Poppy und Viridia, die herauskamen, um sie zu suchen …
    Lila bückte sich und hob Zal hoch. Sie hielt ihn behutsam an sich und trug ihn in den nächtlichen Wald, nur weg von jagenden Feen und jagenden Saaqaa. Sie lief, wohin der Pfad sie führte, sah und umging all die Zitrusschwaden magischer Energie, die durch die mondhelle Luft wallten und wirbelten.

 
25
     
     
    »Es ist gut, Lila. Lila, du kannst mich absetzen.« Zals Stimme bewegte sich in melodramatischen Kadenzen, die sich über ihre normale Tonhöhe emporschwangen und weit unter sie hinabsanken, ein seltsamer Effekt, der Lila schläfrig machte, als ob sie unter Drogen stünde. Die Worte konnte sie kaum verstehen, aber die Melodie drang in ihre Gliedmaßen und machte sie träge. Ihre gesamte Wahrnehmung vernebelte sich nach der Hyperklarheit der Kampfmodussicht, und sie kam auf dem weichen Boden zum Stehen wie ein schweres Ross.
    Lila stand in einer silbernen Welt unter einem Vollmond, der so hell und klar durch die kaum verschmutzte Luft herabschien, wie es kein otopischer Mond je vermochte. Sie sah auf Zal hinab, merkte, dass er okay war und sie selbst auch, und setzte ihn ab. Die Nacht war sehr still. Die Bäume und Büsche um sie herum bewegten sich sanft in einem leisen Lüftchen. Berauschend süßer Duft – von Tabakblüten und dunklem Jasmin – umgab sie. Von anderen Lebewesen war nichts zu sehen oder zu hören. Alles war indigoblau, hell- und dunkellila und königsblau, das Gras, die hohen Bäume mit ihren ausladenden Kronen, die Büsche von

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