Lila Black 01 - Willkommen in Otopia
Songs, aber, na ja, wer mag die nicht?«
Durch die Musik hindurch lauschte Lila weiter den Elfenstimmen. Nach einer Weile bekam sie mit, wie sich die Elfen in Suchtrupps aufteilten, von denen einer in ihre Richtung kam. Sie stellte die Musik ab und ergriff Zals Hand.
Er erhob sich mit der Leichtigkeit und Anmut einer Gazelle und reichte ihr Taths Wams. Sie zog es über ihr Hemd und schnürte es so hoch wie möglich.
Lila bedeutete ihm in Zeichensprache, dass sie möglicherweise verfolgt wurden. Er nickte und winkte sie hinter sich her, in eine andere Richtung als die, aus der sie gekommen waren. Erst als sie in stetem Tempo hinter ihm herjoggte und ihre Füße sich zu einer breiteren, flacheren Form umkonfigurierten, um weniger deutliche Spuren zu hinterlassen, hörte sie plötzlich Tath fragen: Wo ist der Drache jetzt?
Immer noch im See, soweit ich weiß, antwortete Lila. Sie fragte sich, wie lange er schon wach war. Seine Präsenz war so kompakt, dass sie sie kaum wahrnahm.
Das bezweifle ich. Gehen wir nach Otopia?
Ich will es hoffen.
Hast du unter denen, vor denen ihr flieht, meine Schwester gehört?
Ja. Tath verfiel in erleichtertes Schweigen, und Lila begann jetzt zu überlegen, was sie mit ihm machen sollte.
Sie trabte unter Zals Führung durch das weite Waldland des riesigen Kraters von Sathanor, und ihr Denken arbeitete so ununterbrochen wie ihre Beine. Sie hatte die Vorstellung, für immer an Tath gebunden zu sein, noch nie wirklich an sich herangelassen. Aber den Daga konnte sie ihn nicht übergeben, weil er viel zu viel über sie wusste, und aus demselben Grund konnte sie ihn auch nicht auf jemand anderen übertragen. Ihn zu töten, war völlig undenkbar. Und sie musste zugeben, dass sich ihr Verhältnis enorm verändert hatte und immer noch weiter veränderte. Sie war sich nicht sicher, ob Tath ihre Gedanken mithören konnte. Auf jeden Fall fühlte er, was sie fühlte, physisch wie emotional, und ob es ihm passte oder nicht, und sobald sie seinem Ätherleib die Kontrolle überließ, nahm sie seine Gefühle ebenso wahr. Nach allem, was sie gemeinsam durchgemacht hatten, konnte sie zwar immer noch nicht behaupten, dass sie ihn mochte oder sich auch nur sicher war, ihn und seine Motive wirklich zu kennen, aber eins stand fest: Hass empfand sie ihm gegenüber nicht.
Sie durchquerten einen Bach, und Zal folgte ihm ein Stück, bis die Ufervegetation zu dicht wurde. Ihrer Berechnung nach führte ihre Route mehr oder minder direkt zum Kraterrand. Sie hätte sich ja erboten zu fliegen, aber Zal hielt sich immer im Schatten der Bäume. Von den erotischen Impulsen seiner arbeitenden Rückseitenmuskulatur wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Tath-Problem zu.
Störend. Ja, das war es, sie empfand ihn als störend. Aber was zum Teufel sollte sie in Otopia mit ihm machen? Konnte sie ihn überhaupt in ihrem Einsatzbericht erwähnen – sollte sie es tun? Nein. Die NSB würde wollen, dass er aus ihr herausgeholt wurde. Sie würden es erzwingen, da war sie sich ganz sicher. Es war völlig ausgeschlossen, einen feindlichen Agenten mit so einzigartiger Erfahrung und so seltenen magischen Fähigkeiten, einen Agenten, der an feindlichen Missionen teilgenommen hatte, in einem Freak wie Lila zu belassen. Aber wie weit konnte sie ihm vertrauen? Sie wusste so gut wie nichts über ihn und seine Kräfte. Er hatte sie schon einmal ausgetrickst. Er konnte es wieder tun. Vielleicht verfolgte er ja irgendwelche heimlichen Pläne. All diese Überlegungen überforderten und demoralisierten sie. Sie wusste, warum sie nie dazu taugen würde, einen Geheimdienst oder eine Regierungsinstitution zu leiten – zu schwer, sämtliche Möglichkeiten zu antizipieren, selbst mit einer KI. Eins jedoch war ihr klar: Es war idiotisch, ihn zu verstecken, aber genau das würde sie tun müssen.
Die Vorstellung, ihn selbst unter intensiver Befragung und möglicherweise für immer zu verheimlichen, machte sie rasend, aber was blieb ihr anderes übrig? Und es war reine Traumtänzerei, sich einzubilden, Tath könnte je so etwas wie ein inneres Schoßtier oder eine zweite KI werden, selbst wenn er es wollte, was nicht der Fall war. Außerdem war er immer noch eine ganze Person, selbst wenn er körperlich gehandicapt war. Und sie fühlte sich immer noch schuld an seinem Tod. Und sie beide waren schuld an Dars Tod. Ein grässlicher Gedanke, dass es vor allem das war, was sie aneinanderband … Sie schob ihn weg.
Und vielleicht wartete er ja nur
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