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Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Titel: Lila Black 01 - Willkommen in Otopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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Stille hörte Lila den Motor ihrer Maschine und das Seufzen des Winds in den Bäumen. Sie war ringsum von Wald umgeben.
    Über die internen Kontaktnummern und die Communication Suite ihrer KI, die sich in ihrem Kopf befand, sodass sie nicht wie alle anderen Leute einen Pod, einen Berry oder einen Seed benutzen musste, rief sie die Sicherheitsleute von Doublesafe an, die bereits auf dem Anwesen waren. Das Tor schwang nach innen auf, und Lila rollte hindurch.
    Die Zufahrt schlängelte sich zunächst bergauf und dann abwärts in eine Mulde hinter der Hügelkuppe. Da stand Solomon’s Folly – ein riesiger weißer Steinkomplex, mit Blick nach Süden durch eine grasige Schneise weit, weit hinab zu einer weißen Sandbucht und dem Meer. Der Bau war größtenteils dreistöckig, und seine Grundfläche entsprach etwa zwei Football-Feldern. Er hatte an einigen Stellen Türme, an anderen Glasdächer und war extrem verwinkelt. Teile verschwanden zwischen Bäumen, andere schienen an großen Felsen zu kleben, die sich auf der Nordseite des Komplexes erhoben. Das Ganze sah aus, als wäre einfach ein Raum an den anderen geklebt worden, ziemlich planlos, nur bestimmt vom Verlangen nach Meerblick und einem schon zwanghaften Abschottungsbedürfnis, und genauso war es auch gewesen. Der Anblick schlug Lila regelrecht auf den Magen. Es war so scheußlich. Es sah aus, als ob sich die Mulde unter dem ungeheuren Gewicht des Baus gebildet hätte und dieser immer tiefer im Erdboden versank.
    Vor dem letzten Gefällestück hielt sie an, um sich noch ein bisschen umzusehen und erst mal durchzuatmen. Es war ein heißer Tag; der Geruch nach Lehm, Kiefernnadeln und verrottenden pflanzlichen Substanzen stieg vom Boden auf und erfüllte die Luft. Sie spähte mit maximalem Zoom in den Wald zu beiden Seiten und entdeckte Anzeichen für die Anwesenheit zahlreicher Waldelementargeister, aber keins der flüchtigen Wesen selbst. Elementargeister waren ja im Umfeld von Elfen und in jeder Art Wald zu erwarten, aber man wäre nie auf die Idee gekommen, dass ein Elf in einem solchen Haus wohnen könnte. Es war ein gemietetes Quartier. Das war die einzig mögliche Erklärung. Lila zeichnete auf, was sie sah, und fuhr zum Haupteingang hinunter. Er stand offen, und als sie abstieg, kam ein Mann in Doublesafe-Uniform heraus, um sie ins Innere zu geleiten.
    Eine Frau in einem sichtlich teuren, raffiniert-schlichten Kleid und nostalgischen Jimmy-Choo-Schuhen begrüßte sie. »Ich bin Jolene, Zals persönliche Assistentin«, sagte sie, und Lila gab ihr die Hand. Jolene war der Typ Frau, den Lila als Elfen-Groupie kannte: smart, beherrscht, elegant. Es war schwer, sich ihr nicht unterlegen zu fühlen, vor allem, wenn man keine hübsch manikürten Hände hatte. Lila versteckte ihre Hände hinterm Rücken und rief sich in Erinnerung, dass sie nicht hier war, um toll auszusehen, sondern um ihren Job zu machen. Jolene schien mit Lilas Ausweisdokumenten zufrieden und verzog so gut wie keine Miene wegen ihres Geschlechts oder ihrer Statur. Also war sie ja vielleicht gar nicht so übel.
    »Möchten Sie zuerst das Haus sehen?«, fragte Jolene und sah auf die Uhr.
    »Nein danke«, sagte Lila. »Ich kenne den Grundriss.«
    »Und vermutlich auch das Gelände, die Bewohner und ihre jeweiligen Frühstücksgewohnheiten«, sagte Jolene lächelnd. »In diesem Fall sollten Sie natürlich gleich mit der Arbeit beginnen. Ist das Motorrad da das einzige Fahrzeug, das Sie mitgebracht haben?« Sie spähte nervös durch die geräumige Eingangshalle zu Lilas Kawasaki hinaus.
    »Elfen reisen nicht in Faradayschen Käfigen«, sagte Lila, »das schließt Autos, Züge und Flugzeuge aus. Ich reite nicht, und Motorrad fahren ist besser als laufen.«
    »Aha, Sie haben also Ihre Hausaufgaben gemacht«, sagte Jolene mit einem zufriedenen Nicken. »Dann werde ich ihn mal holen.«
    »Schon gut, ich hole ihn selbst«, sagte Lila und schob sich an ihr vorbei. Als Jolene verdutzt guckte, setzte sie hinzu: »Unsere Firma hat Ihnen einen Ring geschickt, den Sie ihm geben sollten. Dieser Ring ist mit unserem privaten Netzwerk verbunden, über sichere Kanäle, ohne Verbindung zum Otopian Tree. Damit könnte ich ihn sogar bei einem Spiel der Bears im Alton-Park-Stadion finden. Wobei man ihn da wohl nur über seine Leiche hinkriegen würde.« Sie zögerte, aber Jolene hatte für diese raffinierte Umgehung des globalen otopischen Internets kein Lächeln übrig. Sie wirkte jetzt im Gegenteil wieder

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