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Liliane Susewind – Delphine in Seenot (German Edition)

Liliane Susewind – Delphine in Seenot (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Delphine in Seenot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Stewner
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entdecken. Seit der Rettung von Fitz und Zapp hatte sie die Tiere weder gesehen noch mit ihnen gesprochen. Die Delphine schienen die Küste zu meiden, und Lilli ahnte, woran das lag: Seit der Berichterstattung im Radio kreuzten ständig unzählige Boote vor der Küste, weil viele Menschen die Delphine sehen und Fotos von ihnen machen wollten. Einem Reporter war dies sogar gelungen, und das Foto war am Morgen in der Zeitung abgedruckt worden. Seitdem hatten die Delphine sich nicht mehr blicken lassen. Lilli spürte jedoch, dass sie immer noch in der Nähe waren. Sie hielten sich nur versteckt. Bestimmt fühlten sie sich verfolgt.
    In diesem Augenblick tauchte ein Hubschrauber am Himmel auf, der mit donnernden Rotorblättern die Meeresoberfläche abzusuchen schien. Lilli entdeckte Kameraleute im Inneren des Hubschraubers. Das Fernsehen interessierte sich also auch bereits für die Delphine! War diesen Leuten denn überhaupt nicht klar, was für einen Höllenlärm ihr Hubschrauber verursachte? So würden sie die Delphine niemals finden! Mittlerweile waren die Demonstranten auf dem Rathausplatz angelangt und riefen lauthals ihre Parolen.
    Da trat eine Frau mit einem Mikrofon an Lilli und die anderen heran. Über ihrer Schulter hing ein Aufnahmegerät. Das musste die Reporterin sein, mit der sie verabredet waren. »Wubke Onneken von Radio Deichreich, guten Tag«, sagte sie zu Jesahja. »Bist du der Junge, der bei uns angerufen hat?«
    »Ja, der bin ich.« Jesahja schüttelte ihre Hand. Lilli bewunderte wieder einmal seine Lässigkeit. Er wirkte kein bisschen aufgeregt. Selbst als die Dame ihn fragte, ob er überhaupt wisse, was er mit seiner Idee alles ins Rollen gebracht habe, und ihm das Mikrofon unter die Nase hielt, blieb er ruhig und antwortete in lockerem Tonfall: »Das Wichtigste ist, dass unser Protest etwas verändert. Die Tiere in der Nordsee brauchen Hilfe.«
    Das Interview wurde schlagartig unterbrochen, als eine leicht verzerrt klingende Männerstimme über der Menge ertönte. »Meine verehrten Damen und Herren«, sagte die Stimme zu den Demonstranten, und die Menschen wandten sich einem kleinen Mann zu, der auf einem Balkon stand und in ein Megaphon sprach. »Sie werden sich freuen zu hören, dass unser Bürgermeister, Alfonso Albertini, höchstpersönlich hergekommen ist, um mit Ihnen über Ihre Forderungen zu sprechen.«
    Verhaltener Applaus erklang unter den Demonstrierenden. Ein dunkelhaariger, stattlicher Mann im Anzug trat auf den Balkon und nahm das Megaphon in die Hand. »Liebe Bürgerinnen und Bürger«, sagte er. »Es ist richtig, dass wir die Delphine, die sich in unsere Gewässer verirrt haben, ebenso wie unsere heimischen Meerestiere schützen müssen. Ihr zahlreicher Protest hat mich und den Stadtrat nachdenklich gestimmt.« Er machte eine dramatische Pause. »Aus diesem Grunde haben wir folgenden Beschluss gefasst: Mit sofortiger Wirkung sind Jet-Skis und Motorboote vor unserer Küste verboten. Stattdessen werden wir Tretboote anschaffen, mit denen Urlauber aufs Meer hinausfahren können, ohne irgendwelchen Lärm zu verursachen.«

    Lilli klappte die Kinnlade hinunter. Hatte sie sich verhört? Tosender Beifall erscholl, und die Menschen streckten jubelnd die Hände in die Luft. Da wusste Lilli, dass sie richtig gehört hatte.
    Lillis Oma drückte Genoveva im Überschwang der Gefühle einen dicken Kuss auf die Wange, und Lillis Vater umarmte spontan Wubke Onneken von Radio Deichreich, die noch immer neben ihnen stand.
    »Freudenausbrüche unter den Banausen!«, maunzte Frau von Schmidt misstrauisch. »Was hat das zu bedeuten? Soll das etwa heißen, das Ungetüm wird nicht abgeschafft?«
    Lilli hatte keine Zeit, der Katze zu antworten, denn Jesahja riss sie freudestrahlend an sich. Sie hatten es geschafft! Der Lärm im Meer gehörte nun der Vergangenheit an. Die Delphine und alle anderen Tiere würden überglücklich sein!
    Da entdeckte Lilli ihre Mutter in der Menge. Frau Susewind stand ein wenig abseits und beobachtete das Geschehen. Hatte sie ihre Meinung geändert und wollte nun doch mit ihnen demonstrieren? Lilli bahnte sich durch die Menschenmenge einen Weg zu ihr und sagte leise: »Hallo Mama.«
    Frau Susewind musterte ihre Tochter einen Augenblick lang. Dann seufzte sie tief und sagte: »Lilli, Schatz, ich bin hier, weil es mir leidtut. Ich hätte euch bei der Demo helfen sollen, ich hätte gemeinsam mit euch protestieren sollen! Ich war einfach viel zu sehr auf meine Arbeit fixiert, um

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