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Liliane Susewind – Delphine in Seenot (German Edition)

Liliane Susewind – Delphine in Seenot (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Delphine in Seenot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Stewner
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ihre Papiere gebeugt.
    »Na, wie war es denn?«, fragte Frau Susewind ihren Mann und ihre Tochter, ohne von ihren Unterlagen aufzublicken.
    »Super«, erwiderte Lilli gedämpft.
    »Aha«, murmelte ihre Mutter und pustete sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die der Seewind ihr in die Augen geweht hatte.
    »Die Leute waren sehr interessiert«, fügte Lillis Vater hinzu, »und viele wollen morgen zur Demo kommen.«
    »Schön«, nuschelte Frau Susewind. Während sie sprach, knabberte sie am Ende ihres Kugelschreibers und starrte konzentriert auf ihre Papiere. Der Wind blies ihr erneut eine Strähne ins Gesicht, und sie strich sie mit einer ungeduldigen Geste fort. »Verdammter Wind«, knurrte sie.
    Da brauste eine ausgewachsene, heftige Böe heran. Lilli konnte sie hören, und auch ihre Mutter hob den Kopf. Als der Windstoß Lilli traf, wurde ihre Mähne jäh durcheinandergewirbelt. Für einen Augenblick sah sie nur noch rote Haare.
    »Nein! O nein!«, hörte Lilli ihre Mutter plötzlich kreischen und wischte sich hastig das Haar aus dem Gesicht. Was sie sah, war der wahr gewordene Albtraum ihrer Mutter: Die Böe hatte Frau Susewinds Papiere erfasst und in alle Himmelsrichtungen davonfliegen lassen. Die Blätter tanzten in der Luft, einige flatterten über den Strand, über die Rampe und den Steg, mehrere landeten auf dem Dach der Pension.
    »Das darf nicht wahr sein!« Frau Susewind sprang auf und versuchte verzweifelt, ihre kostbaren Papiere wieder einzusammeln. Doch es war zwecklos. Der Wind trieb sie vor sich her, als habe er Spaß daran, Lillis Mutter zu ärgern.
    Frau Susewind raufte sich fassungslos die Haare. »All meine Arbeit …«, keuchte sie entsetzt.
    Da sah Lilli die Möwe. Sie saß auf dem Dach der Pension und beobachtete neugierig, was vor sich ging. Eines der Blätter flatterte an der Möwe vorüber, und Lilli rief instinktiv: »Fang das Blatt!«
    Sofort schnappte die Möwe nach dem Papier und hielt es mit dem Schnabel fest.
    »Da!«, wisperte Lillis Mutter und wies auf die Möwe. »Sie hat mein Inhaltsverzeichnis!«
    »Bring es mir bitte!«, rief Lilli der Möwe zu. Der weiße Vogel breitete die Flügel aus und flog zu ihnen herab. Einladend hielt er Lilli das Blatt hin. Lilli zog es vorsichtig aus seinem Schnabel und übergab es ihrer Mutter.
    Frau Susewinds Stimme zitterte. »Lilli … glaubst du, die Möwe könnte …«
    Lilli nickte und wandte sich wieder an die Möwe. »Bitte hilf uns. Ruf deine Freunde!«, trug sie ihr mit ernster Stimme auf. »Bitte sammelt die Papiere wieder ein.«
    Die Möwe antwortete krächzend: »Jawohl!«, wackelte aufgeregt mit dem Kopf und erhob sich in die Lüfte. Einige Meter über ihnen erscholl dann ihre durchdringende Stimme: »Alle Mann hierher! Wir müssen das Flatterzeugs einsammeln!«
    Innerhalb weniger Minuten war der Himmel voller Möwen. Sie kamen von überall her angeflogen, sahen sich rufend um und machten sich auf die Suche nach den Papieren. Im Sturzflug schossen sie hierhin und dorthin, hüpften über den Strand und tauchten sogar ins Meer, um einzelne Blätter herauszufischen. Sobald sie eines der Blätter im Schnabel hatten, flogen sie zu Lilli und übergaben es ihr.
    Lillis Eltern verfolgten das einmalige Schauspiel mit offenen Mündern. Lillis Vater lachte vor Begeisterung und legte seiner Frau den Arm um die Schultern.
    Schließlich landeten die Möwen, hopsten um Lilli herum und schnatterten durcheinander: »Wir haben alle Flatterdinger zurückgebracht!«
    »Ich danke euch!«, rief Lilli erleichtert und war so stolz auf die Möwen, dass sie von einem Ohr zum anderen strahlte.
    »Wir helfen dir gerne!«, kreischten die Möwen und flogen dann in einem Gestöber aus Flügelschlägen davon. Lilli winkte ihnen nach und übergab die Papiere glücklich ihrer Mutter.
    »Lilli, das ist … wunderbar«, presste Frau Susewind zwischen den Zähnen hervor.
    »Wenn Lilli den Möwen nicht gesagt hätte, dass sie dir helfen sollen, wäre all deine Arbeit futsch gewesen«, stellte Lillis Vater mit ernstem Blick fest.
    » Gesagt hätte?«, wiederholte eine atemlose Stimme hinter ihnen. Sie fuhren herum. Genoveva stand mit kalkweißem Gesicht in der Terrassentür!
    »Die Möwen haben … die Blätter … zurückgebracht … Lilli hat ihnen … GESAGT?«, stammelte die Frau mit den Zöpfen.
    Frau Susewind starrte Genoveva erschrocken an, und Herr Susewind rang die Hände. »Ich glaube, wir müssen Ihnen … etwas beichten, Frau Genoveva«, sagte er

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