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Liliane Susewind – Ein kleines Reh allein im Schnee (German Edition)

Liliane Susewind – Ein kleines Reh allein im Schnee (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Ein kleines Reh allein im Schnee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Stewner
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unterdessen nachdenklich den Weihnachtsbaum. »Darf ich den markieren?«
    Lilli verschluckte sich beinahe. »Nein!«
    »Aber ich finde ihn doch so schön …«
    »Niemand macht an den Baum!«, sagte sie streng.
    Isabell lachte und blickte Lilli fasziniert an. »Will der Hund an den Baum pieseln?«
    Lilli nickte und spürte, dass sie rot wurde.
    »Wie kann es nur sein, dass du ihn verstehst?« Isabell lächelte Lilli fragend an. »Ich habe den Hund nur leise kläffen gehört. Und dann hat er ein schnaufendes Grummeln von sich gegeben. Was hast du gehört? Wörter?«
    »Nein«, entgegnete Lilli schüchtern. Es war ihr immer ein bisschen unangenehm, wenn jemand sie für ihre Gabe bewunderte. »Ich höre ihn auch kläffen und grummeln. Aber ich weiß sofort, was es bedeutet. Die Übersetzung entsteht in meinem Kopf ganz automatisch.«
    »Deine Fähigkeiten sind wirklich erstaunlich, Lilli«, sagte Akeele beeindruckt. »Hattest du sie schon immer?«
    »Lilli konnte Tiere schon verstehen, bevor sie selbst zu sprechen angefangen hat!«, antwortete Oma, und Lillis Vater nickte bekräftigend. »Weißt du noch, wie wir damals herausfanden, dass Lilli ein ganz besonderes Kind ist?«
    Lillis Vater nickte erneut.
    »Erzählt uns die Geschichte doch!«, bat Akeele, und Isabell pflichtete ihm bei.
    Lilli drehte verlegen eine ihrer rostroten Locken um den Finger, aber Oma wollte die Geschichte offenbar gern erzählen. Sie lehnte sich in ihrem Sessel zurück und schien sich an die Zeit vor zehn Jahren zurückzuerinnern. »Es war so …« Sie trank in aller Ruhe einen Schluck Tee. »Der Tag, an dem Lilli geboren wurde, war ein kalter Märztag. Es regnete ohne Unterlass, und alles sah ganz grau aus. Aber Regina hat gelächelt.« Oma warf ihrer Schwiegertochter einen warmen Blick zu. »Sie hat die ganze Geburt über immer wieder gelächelt …«
    »Damals warst du noch nicht so gestresst«, murmelte Lillis Vater seiner Frau zu, und diese knuffte ihn in die Seite.
    Oma fuhr fort. »In dem Augenblick, in dem Lilli geboren wurde, geschah etwas Seltsames.«
    Jesahja, der diese Geschichte ebenso wenig kannte wie seine Eltern, hob gespannt die Augenbrauen.
    »In jenem Augenblick erblühten mit einem Mal sämtliche Zimmerpflanzen im Raum. Innerhalb weniger Sekunden entstanden Dutzende von Blüten an den Blumen, die sich blitzschnell öffneten und einen geradezu märchenhaften Duft im gesamten Zimmer verströmten.« Oma entfuhr ein kleines Kichern. »Die Hebamme ist damals vor Schreck in Ohnmacht gefallen.«
    Lillis Vater lachte. »Ja, stimmt!«
    »Aber die Pflanzen blühten nicht nur«, sprach Oma weiter. »Sie wuchsen auch! Eine halbe Stunde nach Lillis Geburt erreichten einige schon die Decke!«
    Akeele schüttelte staunend den Kopf. »Ihr müsst doch gedacht haben, dass ihr träumt!«
    »Nein.« Lillis Oma lächelte. »Wunder können wirklich geschehen. Und wenn sie geschehen, darf man sich nicht einreden, dass sie nur Einbildung wären.«
    Lillis Mutter bemerkte: »Es waren aber nicht nur die Pflanzen …«
    »O nein, nicht nur die Pflanzen«, stimmte Oma zu. »Es geschah noch etwas anderes Merkwürdiges: Als Lilli ihren ersten Schrei tat, tauchten vor dem Fenster plötzlich unzählige Vögel auf. Manche von ihnen flogen sogar gegen die Scheibe, als wollten sie unbedingt hinein. Kurz darauf wurde das ganze Haus von Vögeln umschwirrt!«
    »Und vor der Tür …«, flüsterte Lillis Vater.
    »… vor der Tür versammelten sich innerhalb von einer Stunde sämtliche Katzen der Nachbarschaft«, ergänzte Oma. »Auch Eichhörnchen, Mäuse und Igel tummelten sich dort. Sogar ein Papagei und ein paar Hunde, die von ihrem Zuhause ausgerissen zu sein schienen, kamen später hinzu. Wir hatten eine ganze Horde von Tieren im Vorgarten!« Oma schüttelte lächelnd den Kopf. »Als ich die Haustür öffnete, um mir das genauer anzuschauen, stürmten ein paar von ihnen an mir vorbei, bevor ich die Tür wieder schließen konnte. Sie rannten schnurstracks zum Geburtszimmer und versammelten sich um das Bett, in dem Regina mit dem Baby lag. Ganz andächtig saßen sie dort und starrten das neugeborene Kind mit großen Augen an. Das werde ich niemals vergessen …«
    Lillis Eltern hatten die Köpfe eng aneinandergelegt. »Damals wurde uns klar, dass Lilli absolut außergewöhnlich war«, sagte Lillis Vater leise.
    »Sie war ein Geschenk«, flüsterte Lillis Mutter. »Ein ganz besonderes Geschenk, auf das wir gut aufpassen mussten.«
    Oma nickte. »Und

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