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Liliane Susewind – Ein kleines Reh allein im Schnee (German Edition)

Liliane Susewind – Ein kleines Reh allein im Schnee (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Ein kleines Reh allein im Schnee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Stewner
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größer. Der Lärm war beängstigend, und das Beben des Bodens versetzte Lilli regelrecht in Panik.
    »Sind wir in Gefahr?«, rief sie mit dünner Stimme.
    »Nein, nein«, beruhigte ihre Mutter sie und hielt Lilli ganz fest. »Die Lawine kann unsere Hütte auf keinen Fall erreichen, dafür ist sie zu hoch gelegen.«
    Die Lippen von Lillis Oma waren nur noch eine dünne Linie. »Wodurch wurde die Lawine ausgelöst?«
    »Ich könnte wetten, dass das Skifahrer waren, die abseits der öffentlichen Pisten gefahren sind – in den verbotenen Gebieten!«, sagte Lillis Vater sichtlich aufgebracht. »Wenn man über unberührte Abhänge fährt, kann man leicht eine Lawine auslösen. Das weiß doch jedes Kind!«
    »Es gibt immer Idioten, die es trotzdem ausprobieren«, murmelte Oma.
    Mit weit aufgerissenen Augen starrte Lilli auf das weiße Chaos, das mit unermesslicher Gewalt den Berg hinabtobte und dabei alles unter sich begrub. Bäume und Büsche wurden überrollt und verschwanden unter den Schneemassen, als seien sie Spielzeug.

    »Hoffentlich sind keine Menschen dort draußen«, flüsterte Lillis Vater. »Wenn man von einer Lawine mitgerissen und verschüttet wird …«
    Da kam Lilli ein grauenhafter Gedanke. »Was ist mit den Tieren?«
    »Welche Tiere?«
    »Die Tiere, die dort draußen leben! Wir haben beim Waldspaziergang doch so viele Tierspuren im Schnee gesehen! Was, wenn Tiere von der Lawine erwischt werden?«
    Lillis Vater schwieg. Auch ihre Mutter und ihre Oma blickten sie nur betroffen an, anstatt zu antworten.
    »Sie werden unter dem Schnee begraben!«, wisperte Lilli bestürzt. »Sie könnten sterben.«
    Niemand sagte etwas. Alle starrten nur schweigend zum Fenster hinaus und verfolgten, wie die Lawine sich nach und nach abschwächte und schließlich an einem dichten Waldstück zum Stillstand kam. Der Schnee bauschte sich ein letztes Mal auf und erhob sich in die Luft wie eine riesige Wolke, doch das Donnern und Beben hatte aufgehört. Es war vorüber.
    »Das war echt unheimlich, oder?«, hörte Lilli Jesahjas Stimme hinter sich. Sie drehte sich um. Neben Jesahja standen Isabell und Akeele, beide in Pyjamas. Sie hatten kränkliche Gesichter und rote Nasen.
    »Wir haben alles von unserem Fenster aus beobachtet«, hustete Isabell. »Schrecklich!«
    »Ihr gehört beide ins Bett!«, mahnte Lillis Vater. »Legt euch am besten wieder hin!«
    Die beiden sahen schnell ein, dass er recht hatte, und verschwanden wieder in ihrem Zimmer. Jesahja hingegen blieb. »Wie geht es Schmidti und Bonsai?« Er blickte sich suchend um. »Haben sie sich erschreckt? Es fühlte sich ja fast an, als ob die Wände wackeln!«
    »Oh!«, entfuhr es Lilli. Hektisch suchte sie nach dem Hund und der Katze. Sie fand die beiden eng aneinandergedrängt in der Küche hinter dem Ofen.
    »Die Welt geht unter!«, hörte Lilli Frau von Schmidt leise jammern. »Und ich mit ihr! Das ist … so schade .«
    »Es ist alles okay«, beruhigte Lilli die Tiere. »Der Krach ist jetzt vorbei. Es war die Lawine …«
    »Puh!«, machte Bonsai, krabbelte hinter dem Ofen hervor und schüttelte sich. »Diese Lawine scheint ja ’ne ganz schöne Radau-Schwester zu sein! Ist sie jetzt im Wohnzimmer?«
    »Nein, sie ist nicht zu Besuch«, sagte Lilli. »Eine Lawine ist Schnee! Schnee, der den Berg runterkommt.«
    Bonsai staunte. »Schnee kann laufen?«
    »Nein, Schnee läuft nicht. Er rutscht nur manchmal und macht dann alles kaputt.«
    »Ha!«, miezte Frau von Schmidt und sprang auf. »Das verwundert mich nicht im Geringsten! Diese scheußliche Frostpappe ist gemeingefährlich! Hab ich’s nicht gesagt?«
    »Nun …«
    »Wissen Sie, was? Ich habe eine Lösung!«
    »Eine Lösung … wofür?«
    »Für all unsere Probleme!«, miaute die Katze.
    »Aha?«
    »Diese grässliche Jahreszeit, dieser Winter , wird in Zukunft einfach übersprungen!«, verkündete Frau von Schmidt und schien ihre Idee einfach grandios zu finden. »Er bringt nichts als fürchterliche Schrecklichkeit!«
    »Also …«
    Die Katze fuhr lautstark fort: »Schnurrherrschaften müssen unwürdig frieren! Müffel sind gezwungen, monatelang zu schlafen! Das Personal funktioniert nicht mehr richtig! Und dann fängt die gemeingefährliche Frostpappe auch noch an, ungefragt herumzurutschen und Krawall zu verursachen! Was sind das nur für Zustände?« Die Katze fuhr die Krallen aus und hieb sie in den Holzboden. »Das muss endlich ein Ende haben! Der nächste Winter fällt aus!« Sie schnaufte

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