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Liliane Susewind – Schimpansen macht man nicht zum Affen (German Edition)

Liliane Susewind – Schimpansen macht man nicht zum Affen (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Schimpansen macht man nicht zum Affen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Stewner
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Der Baumherr
    »Herr von Bonsai, bitte beherrschen Sie sich!«, maunzte die orange getigerte Katze und wandte empört den Kopf ab. Bonsai, der kleine weiße Hund, hob gerade das Bein und pinkelte an den Stamm einer dicken Eiche. Dabei hechelte er fröhlich vor sich hin und schien sich sehr zu freuen, dass er diesen beeindruckenden Baum markieren konnte.
    Die Katze, die aufgrund ihrer Eleganz den Namen Frau von Schmidt trug, blickte hilfesuchend zu Lilli, die neben den beiden Tieren durch den Park spazierte. »Madame von Susewind, wären Sie so freundlich, Herrn von Bonsai mitzuteilen, dass sein unzivilisiertes Besudeln der Parkvegetation mein höchstes Missfallen erregt?«, miaute die Katze. »Wofür gibt es denn schließlich das stille Örtchen?«
    Lilli seufzte. Es war nicht das erste Mal, dass die unterschiedlichen Toilettengewohnheiten ihres Hundes und der kleinen Katzendame zu Reibereien führten. Da die beiden nicht direkt miteinander reden konnten – schließlich waren Hundisch und Katzisch sehr verschiedene Sprachen –, musste Lilli immer wieder zwischen ihnen vermitteln. Denn sie selbst verstand sämtliche Tiersprachen, die es gab.
    »Damit markiert Bonsai sein Revier«, erklärte Lilli der Katze. »Andere Hunde riechen seine Markierung später und wissen dadurch, dass er da war.«
    Der Winzling trippelte heran. »Was soll ich markieren?«
    »Nichts, Bonsai«, erwiderte Lilli. »Frau von Schmidt meint nur –«
    Der kleine Mischling ließ die Ohren hängen. »Sagt Schmidti schon wieder, ich soll auf ihr komisches Katzenklo gehen?«
    »Ja, aber das musst du nicht.«
    Das hörte Frau von Schmidt nicht gern. »Schamlos!«, miezte sie grimmig. »Einfach schamlos! Wie stehe ich da, wenn mich andere Schnurrherrschaften aus der Gegend in Begleitung dieses Freipinklers sehen?«
    Lilli schmunzelte. Sie wusste aus Erfahrung, dass sich die Katzenlady zwar gern und oft über Bonsais »primitive Sitten« beschwerte, aber dennoch immer wieder seine Nähe suchte. Die beiden waren unzertrennlich. Selbst wenn Lilli mit Bonsai Gassi ging, schloss sich die Katze ihnen oftmals an. So wie an diesem Tag.
    Sie spazierten nun weiter zu dritt durch den Stadtpark und Lilli sah sich immer wieder aufmerksam um, damit niemand sie beobachtete, wenn sie mit den Tieren sprach. Denn obwohl mittlerweile einige Menschen über ihr außergewöhnliches Talent Bescheid wussten, war es Lillis Mutter sehr wichtig, dass nicht noch mehr Leute davon erfuhren. Frau Susewind befürchtete nämlich, Lillis Fähigkeit könnte in die Presse geraten, und dann würde ihre Tochter auf Schritt und Tritt von Reportern verfolgt werden. Zudem hatte sie Angst um ihre eigene Karriere – Frau Susewind war TV-Nachrichtensprecherin und wollte nicht mit »übersinnlichen« Dingen in Verbindung gebracht werden, da sie annahm, das würde ihrer Fernsehlaufbahn schaden.
    Lilli hatte sich inzwischen damit abgefunden. Obwohl sie am liebsten ganz offen mit ihrer Gabe umgegangen wäre, bemühte sie sich, sie weiterhin geheim zu halten. Doch das war manchmal gar nicht so leicht. Allein ein Spaziergang im Park konnte zum Problem werden. Denn wenn Lilli auf Tiere traf, die sie noch nicht kannte – wenn zum Beispiel ein neuer Hund in die Nachbarschaft kam –, konnte es schwierig werden. Tiere reagierten nämlich immer sehr auffällig, wenn sie Lilli zum ersten Mal sahen: Sie wunderten sich und starrten sie mit großen Augen an, da sie spürten, dass das Mädchen mit den roten Haaren etwas ganz Besonderes war. Wenn sie Lilli dann sprechen hörten, waren sie vollends verblüfft und oft wie versteinert – oder äußerst anhänglich. Solche Situationen waren oft sehr brenzlig für Lilli, aber das hielt sie natürlich nicht davon ab, weiterhin in den Park zu gehen.

    Bonsai hatte gerade eine stämmige Buche entdeckt. »Komisch, den Baum hab ich doch gestern erst markiert«, brummte er vor sich hin. »Da hat einer drüber gemacht! So ein Blödmann!« Er schnupperte am Stamm hinauf. »Ein ziemlich großer Typ … dem werd ich’s zeigen!« Bonsai nahm Schwung, stellte sich kopfüber auf die Vorderpfoten und pinkelte gegen den Stamm. Das war ein Trick von ihm, der später vorbeischnüffelnden Hunden vorgaukeln sollte, er sei viel größer als er tatsächlich war.
    »Hey, was ziehst du da für eine krumme Tour ab?«, kläffte plötzlich ein Jack-Russell-Terrier, der in diesem Moment mit seinem Herrchen um die Ecke des Weges kam. Lilli kannte den Hund und wusste, dass er sich ziemlich

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