Liliane Susewind – Tiger küssen keine Löwen (German Edition)
herumschpielen scholl.«
»Tut es denn weh?«
»Nein, aber isch kann nischt rischtig trompeten oder eschen.« Lilli konnte den kleinen Elefanten kaum verstehen. »Eben hat esch gansch schlimm gekitschelt.«
Das Handy vibriert bestimmt beim Klingeln, schoss es Lilli durch den Kopf. Das Handy ihrer Mutter vibrierte auch jedes Mal, wenn jemand anrief. Da kam Lilli eine Idee. Sie übersetzte den anderen, was Ronni soeben gesagt hatte. »Finn, das Handy vibriert bestimmt. Wenn du Trinas Handy nochmal anrufst und es lange quaken, äh klingeln lässt, dann muss Ronni vielleicht niesen und das Handy kommt raus!«
»Super Idee!« Finn wählte noch einmal Trinas Nummer, und der Frosch quakte erneut.
»Esch kitschelt schon wieder!«, blies Ronni mit seinem verstopften Rüssel. Dann verdrehte er die Augen, holte laut durch den Mund Luft, und mit einem donnernden »Hatschi!« landete Trinas Handy auf dem Boden.
»Ha! Mein Rüssel geht wieder!«, trompetete Ronni.
Marta stapfte zu ihm und strich ihm liebevoll mit ihrem langen Rüssel über den Kopf. Dann blickte sie ärgerlich auf das Handy am Boden. »Dieses schreckliche Dings!«, sagte sie und trat mit ihrem riesigen Fuß auf Trinas Handy, das sofort in Hunderte von Einzelteilen zerbrach.
»O nein!« Trina zog eine Grimasse, als hätte sie Zahnschmerzen. »Das war teuer.«
»Dann hättest du besser darauf aufpassen sollen«, erklärte Frau Essig-Steinmeier ohne jedes Mitleid. »Sag mir nur eines: Hättest du mir von selbst erzählt, dass es Ronni wahrscheinlich wegen deines Handys schlecht ging?«
Trina holte Luft, um zu antworten, doch da fügte die Direktorin hinzu: »Sag besser nichts. Ich will nicht noch mehr Lügen von dir hören.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich denke nicht, dass ich jemandem wie dir weiterhin die Verantwortung für unsere Tiere übertragen kann.«
»Oberst Essig, bitte schmeißen Sie mich nicht raus!«, flehte Trina mit großen, bittenden Augen. Ihr schien gar nicht aufzufallen, dass sie die Direktorin gerade Oberst Essig genannt hatte.
Frau Essig-Steinmeier verzog keine Miene. Offensichtlich kannte sie ihren Spitznamen.
»Ich habe doch gerade erst meine Lehre hier im Zoo angefangen«, sprach Trina weiter. »Ich möchte so gern mit Tieren arbeiten.« Sie griff sich ans Herz. »Das war total dumm von mir. Es tut mir schrecklich leid.«
Lilli beobachtete Trina, während sie redete, und hatte den Eindruck, dass sie nicht wirklich bereute, was passiert war.
»Ich verspreche, in Zukunft besser aufzupassen und nicht mehr zu lügen.« Trina blickte Frau Essig-Steinmeier flehend an. »Bitte geben Sie mir noch eine Chance.«
»Meinst du das ernst?« Die Direktorin schien ebenso skeptisch zu sein wie Lilli. »Du willst in Zukunft ehrlicher sein?«
Trina nickte eifrig. »Ich schwöre es.«
»Hmm«, brummte Frau Essig-Steinmeier. »Nun gut. Ich gebe dir noch eine Chance. Ich hoffe, dass ich das nicht eines Tages bereuen werde.«
Trina strahlte. »Ganz bestimmt nicht.«
»Dann sind wir hier fertig«, sagte die Direktorin und wandte sich Lilli zu. »Ich würde sagen, für heute hast du genug gearbeitet, Liliane. Du hast uns mit Ronni wirklich sehr geholfen.«
»Das hab ich gern gemacht.« Lilli lächelte schüchtern. Dann verabschiedete sie sich von den Elefanten. Marta bedankte sich herzlich bei ihrer Menschenfreundin und Ronni trompetete: »Komm bald zum Spielen wieder!«
Nachdem sie das Elefantenhaus verlassen hatten, gingen Frau Essig-Steinmeier und Finn voran und sprachen über einen Otter namens Captain Caruso und sein schlimmes Nasenbluten.
Plötzlich stieß Trina Lilli schmerzhaft in die Seite und zischte: »Bilde dir ja nicht ein, dass ich das so schnell vergessen werde, du Schleimerin!«
Lilli sah Trina überrascht an und rieb sich die schmerzende Stelle. Wovon redete Trina da?
»Den ganzen Ärger hab ich allein dir zu verdanken«, knurrte Trina. »Ohne dich wäre das mit dem Handy wahrscheinlich nie rausgekommen. Bestimmt wäre es dem Elefantenzwerg irgendwann einfach aus der Nase gefallen, und niemand hätte sich aufgeregt.« Trina sah immer wieder zu Frau Essig-Steinmeier hinüber, während sie sprach. Ihr war sichtlich daran gelegen, dass die Direktorin nicht mitbekam, was sie Lilli sagte. »Dafür wirst du nochmal büßen!«
Lilli starrte sie ungläubig an. Trina hatte sich das Ganze allein selbst zuzuschreiben! Es war absolut unfair, die Schuld auf jemand anderen abzuwälzen.
»Mit meiner Schwester hast du genau das Gleiche
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