Lilians Verfuehrung
Aber wenn es darauf ankam, würde er es natürlich trotzdem für sich nutzen können.
„Seit wann bist du wieder hier, Aaron?“ Er zuckte erschrocken zusammen, als die weibliche Stimme ihn mit seinem Namen ansprach. Das Herz schlug ihm bis zum Hals, doch als er sich der Stimme zuwandte stellte er fest, dass es nur Jeanny war, die diese Frage gestellt hatte. Er warf einen hastigen Blick zur Tür um sich zu vergewissern, dass Lilian noch nicht da war, dann beugte er sich über die Theke.
„Bitte tu mir einen Gefallen und nenn mich nicht Aaron, sondern Marc“, sagte er l eise, und Jeanny hob amüsiert die Brauen.
„ Oh, entschuldige. Das hatte ich vergessen. Bist du inkognito unterwegs?“
Er öffnete den Mund, um zu antworten, da ließ eine Hand auf seiner Schulter ihn verstummen.
„Ich bin wieder zurück“, sagte Lilian , und er drehte sich lächelnd zu ihr um. Sie sah umwerfend aus! Die langen, blonden Haare fielen über ihre nackten Schultern. Sie trug ein buntes Kleid mit breitem Carmenausschnitt, das ihn an Flamenco, Spanien und Stierblut denken ließ. Ihre kleinen Brüste zeichneten sich so dekorativ unter den feinen Rüschen ab, dass ihm warm wurde. Sie trug keinen BH, und irgend etwas tief in ihm ließ ihn glauben, dass sie auch kein Höschen mehr anhatte. Der schwarze String von vorhin steckte feucht in seiner hinteren Jeanstasche, aber das würde er ihr natürlich nicht verraten.
Ein Souvenir, sozusagen.
„Das ist schön! Möchtest du erst noch etwas trinken, bevor wir unseren Streifzug fortführen, oder ...?“
„Erst noch ein en Cocktail, und dann ...“, sagte sie und lächelte Jeanny zu, die ohne weitere Befehle hinter der Theke wirbelte und einen Kir Royal zaub erte.
Erstaunlich, sie schien eine begnadete Barkeeperin zu sein mit einem wirklich guten Gedächtnis. Allerdings bereitete ihm letzteres auch einige Bauchschmerzen, schließlich lief er Gefahr, dass sie ihn vor Lilian verriet und seinen echten Namen ausplapperte. Mist, wenn er doch nur wüsste, woher sie sich kannten?
„Auf dich“, sagte Lilian und hob das Cocktailglas. Sie hatte wirklich feine, schlanke Finger, die sich elegant um den dünnen Stiel legten. Er prostete ihr mit seinem Tonic Water zu und nahm einen tiefen Zug.
Sie hatte ihren E-Maillover mit keinem Wort erwähnt bisher, aber es beruhigte ihn, dass sie ihren Aaron noch nicht vergessen hatte und an ihn dachte.
Jetzt musste er sich nur noch etwas wirklich Gutes einfallen lassen, wie er ihr später die Wahrheit schonend beibringen könnte. Himmel, sie würde stinksauer auf ihn sein, wenn es durch einen dummen Zufall herauskäme. Nein, er musste ihr selbst reinen Wein einschenken, und zwar so schonend wie möglich. Wenn ihm nur etwas einfiele, womit er sich entschuldigen konnte.
Er beschloss, zur Sicherheit auf Alkohol ganz und gar zu verzichten , damit er sich nicht versehentlich selbst verriet . Zum einen waren die Drinks seiner körperlichen Leistungsfähigkeit nicht gerade zuträglich, zum anderen vergrößerten sie die Gefahr, unachtsam Dinge auszuplaudern, die er besser für sich behielte. Jedenfalls noch für eine Weile, bis er eine Idee hatte, wie er sich ihr offenbaren konnte, ohne sie für immer zu verprellen. Eine so gewaltige Lüge würde einen herben Vertrauensbruch zur Folge haben, der sicherlich nicht durch ein wenig Kitt zu beheben war.
Aaron unterdrückte einen Seufzer und stand vom Barhocker auf.
„Bereit, den Rest zu sehen?“
„Und wie!“ Lilian zwinkerte. Offenbar machte der Alkohol sie locker, jedenfalls wirkte sie nicht mehr so angespannt und nervös wie zu Anfang .
„ Was ist das nächste Ziel ?“, fragte sie, als sie durch den langen Flur an der breiten Treppe vorbei gingen.
„Lass dich überraschen“, erwiderte er und nahm unwillkürlich ihre Hand, die beim Laufen seinen Oberschenkel gestreift hatte . Zum Glück ließ sie die Berührung zu und erwiderte sie sogar, indem sie seine Hand fest drückte.
Wärme durchströmte ihn. Ach, Lilian, warum musstest du so schön sein? So sensibel, so klug? Fast wäre es ihm lieber, sie hätte sich als Flop entpuppt, dann könnte er jetzt ein paar heiße Tage mit ihr genießen und müsste sich danach nicht mehr bei ihr melden. So hatte er es schließlich früher auch häufig gemacht – eine leidenschaftliche, kurze Affäre, und dann auf zur nächsten. Doch ihre Anwesenheit machte ihn nervös, ihr Duft erregte ihn, und seine Hände machten sich ständig unwillkürlich auf den Weg zu ihrem
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