Lilians Verfuehrung
er ihr schon geschrieben? Lilian wühlte in ihrer Handtasche , die noch immer auf dem kleinen Sessel am Fenster gelegen hatte , nach ihrem Handy und schaltete es ein.
Einige neue Nachrichten aus dem Büro - die würde sie garantiert nicht lesen, schließlich hatte sie Urlaub. Sie grinste und fühlte sich herrlich verrucht bei dem Gedanken, die Arbeit einfach zu ignorieren. Das hatte sie noch nie getan; normalerweise sprang sie sogar ans Telefon, wenn sie gerade in der Badewanne entspannte oder auf der Toilette saß, pflichtbewusst wie sie war.
Pflichtversessen , sagte Karen immer und erklärte sie für verrückt. Sie müsse lernen, dass das Leben nicht nur aus Arbeit bestü nde. Jaja, sie hatte gut reden. Frech zog sie lebenslustig durch die Bars und Clubs und schleppte einen attraktiven Typen nach dem anderen ab, um sie anschließend eiskalt abzuservieren.
Leider gab es keine Reaktion von Aaron auf ihre nachmittägliche E-Mail , was seltsam war. Normalerweise antwortete er immer innerhalb einer Stunde, schließlich saß er den ganzen Tag am Computer und schrieb Bücher.
Sie beschloss, erst der Freundin ein Lebenszeichen zu schicken und tippte eine kurze Nachricht ins Handy, die Karens Neugier schüren, aber auf keinen Fall befriedigen würde. Eine kleine Strafe musste schon sein, schließlich war sie nicht unschuldig an ihrer momentanen Verwirrung. Wenn sie ihr nicht geraten hätte, diese Schule zu besuchen ...
Anschließend lauschte sie noch einmal kurz ins Bad, in dem noch immer die Dusche rauschte , und schrieb eine neue E-Mail.
Lieber Aaron,
bevor ich ins Bett gehe, noch ein kleines Lebenszeichen von mir. Ich hoffe, Du vermisst mich schon wahnsinnig, haha. Ich versuche mich zu erholen und nichts zu tun, aber das fällt mir schwer. Morgen fange ich an, die Stunden bis zu unserer Verabredung zu zählen. Ich weiß ja noch immer nicht genau, wie Du aussiehst, und warte noch auf ein besseres Foto von Dir.
Melde Dich doch mal, ich möchte gern wissen, wie es Dir er geht!
Fühl Dich umarmt von Lilian
Sie drückte auf Senden, und wenige Sekunden später ertönte im Zimmer ein leises Pling , das sie irritierte. Es war vom Sessel gekommen, auf dem Marcs Klamotten lagen. Sein Handy? Seltsam, dass er gerade jetzt eine Nachricht bekam, wo sie ... Ihr Herz klopfte plötzlich schneller, und ihr Puls beschleunigte sich spürbar.
Wieder lauschte sie zum Badezimmer, das Geplätscher war inzwischen verstummt, stattdessen hörte sie das leise Brummen einer elektrischen Zahnbürste.
Verstohlen schlich sie zum Sessel, um sein Handy aus der Jeans zu ziehen. Es war ein Smartphone, ein Modell, das sie nicht kannte. Wo waren denn hier die Nachrichten? Er hatte zwei Anrufe in Abwesenheit auf dem Display. Wenn sie jetzt die E-Mails aufriefe, würde das Symbol der Anrufe verschwinden und ihre Schnüffelei könnte auffliegen. Wollte sie das riskieren? Nur, weil sie neugierig war?
Sie registrierte die plötzliche Stille nur am Rande . Erst als seine ungehaltene Stimme ertönte, fuhr sie erschreckt zusammen.
„Was tust du mit meinem Handy?“
Kapitel 11
Aaron starrte entgeistert auf Lilian, die vor dem kleinen Sessel stand und sein Telefon in der Hand hielt. Himmel, ahnte sie schon etwas?
Mit vier großen Schritten war er bei ihr und nahm ihr unwirsch das kleine Gerät weg. Ihre Wangen leuchteten wieder in diesem unnachahmlichen Rot, das er schon den ganzen Tag hatte bewundern dürfen. Würde sein Blut nicht von viel zu viel Adrenalin getrieben durch seinen Körper jagen, hätte er sich über ihren Anblick amüsiert. Doch im Moment war ihm gar nicht nach Lachen zumute.
Ein rascher Blick auf das Display ließ ihn aufatmen. Sie hatte es wohl noch nicht geschafft, das M enü mit den E-Mails aufzurufen.
„Es tut mir leid“, murmelte sie und starrte auf ihre nackten Füße. Sie hatte wirklich winzige, niedliche Zehen, die in ihm den Wunsch weckten, sie zu liebkosen, zu massieren und zu küssen. Ein Kloß bildete sich in seinem Magen.
Herrje, er hatte sich da in eine Sache manövriert, aus der er ohne Einparkhilfe niemals herausfinden würde. Er hätte längst aufklären müssen, wer er wirklich war. Jetzt war es zu spät; wenn er ihr das heute sagte, würde sie spätestens morgen abreisen. Zu R echt entsetzt und enttäuscht von ihm. Das konnte er nicht riskieren!
Er musste das Spielchen weiterspielen, wenigstens so lange, bis er sicher war, dass sie etwas für ihn empfand. Für ihn, Marc. Dann könnte er behutsam
Weitere Kostenlose Bücher