Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein suendiger Engel
Vom Netzwerk:
haben ausdrücklich erklärt,
daß sie einen bewaffneten Konflikt vermeiden wollen. Mr. McKinley hat diese
Tatsache im Kongreß zur Sprache gebracht, aber sie faßten trotzdem den Beschluß
zu kämpfen. Und das nicht nur in Kuba, sondern auch noch auf den Philippinen.«
    Webb Hutchesons
Miene verriet nichts von seinen Gefühlen. »Sie haben die Maine versenkt,
Mrs. McKutchen«, gab er nur zu bedenken.
    »Das ist
nicht bewiesen«, beharrte Bonnie, die sich allmählich für das Thema erwärmte.
»Es ist durchaus möglich, daß die spanischen Truppen nicht für diese Tragödie
verantwortlich waren.« Denn eine Tragödie war die Explosion im Hafen von
Havanna Mitte Februar gewesen. Zweihundertsechzig amerikanische Seeleute
hatten dabei den Tod gefunden.
    Eine
Zeitlang herrschte Schweigen. Dann meinte Mr. Hutcheson: »Die öffentliche
Meinung fordert eine Wiedergutmachung.«
    Bonnie warf
einen verächtlichen Blick auf seine Ausgabe des New Yorker Journal. »Es
sind Männer wie Mr. Hearst und Mr. Pulitzer, die die sogenannte > öffentliche
Meinung < bestimmen!« entgegnete sie ärgerlich. »Unsere Marine hat vor zwei
Tagen die gesamte spanische Flotte in Manila Bay zerstört. Ist das nicht
Wiedergutmachung genug, Mr. Hutcheson?«
    Er seufzte
und wandte den Kopf ab, um ein Lächeln zu verbergen. Männer konnten so verdammt
überheblich sein, wenn eine Frau es wagte, ihre Ansichten zu internationalen
Angelegenheiten kundzutun!
    Bonnie
schwieg verärgert, und Mr. Hutcheson sagte: »Sie scheinen ja bestens informiert
zu sein, Mrs. McKutchen. Werden Sie lange in Northridge bleiben?«
    Bonnies
Wangen röteten sich beim Gedanken an einen Neuanfang in dieser Stadt, in der
es mit Sicherheit eine Menge Leute gab, die sich über die unglückliche
Veränderung ihrer Lage sehr freuen würden. »Ich beabsichtige, mich hier niederzulassen«,
erwiderte sie. »Aber warum fragen Sie?«
    Mr.
Hutcheson zögerte, bevor er antwortete. »Ich würde Ihnen raten, Ihre Sympathien
für Spanien auf keinen Fall offen zuzugeben, falls Sie hier Freunde finden
wollen. In Northridge lebt man nach dem Motto: > Zur Hölle mit Spanien –
denkt an die Maine. < «
    Der Zug
schien seine Geschwindigkeit so kurz vor dem Ziel noch zu beschleunigen. Als
Bonnie die Hand ausstreckte, um sich an der Armlehne festzuhalten, berührte sie
versehentlich Mr. Hutchesons Knie und zog erschrocken die Hand zurück.
    Mr.
Hutcheson lächelte nachsichtig, als er ihre Verlegenheit bemerkte. »Meine Leser
würden sicher gern mehr über Ihre Pläne erfahren«, meinte er nachdenklich.
    Bonnie fuhr
zusammen, als hätte er ihr eine Giftschlange in den Schoß geworfen. »Ihre Leser?«
    »Ich gebe
die Northridger Tageszeitung heraus. Es wäre schön, wenn ich einen kurzen
Artikel über Sie veröffentlichen ...«
    Bonnies
entsetzter Gesichtsausdruck ließ ihn verstummen, und sie fragte sich erbittert,
ob er die ganze Zeit gewußt haben mochte, wer sie war. Hatte er die
Unterhaltung etwa nur begonnen, um Material für seinen Artikel zu sammeln?
Dann war es ja gut, daß er nicht die ganze Wahrheit kannte. Denn das hätte
eine Story ergeben, die weit mehr Aufsehen erregt hätte, als er sich in seinen
kühnsten Träumen vorstellen mochte!
    Sie glaubte
schon die Schlagzeile zu sehen: Emporkömmling aus Patch Town auf den Platz
verwiesen ... Wie entzückt die feinen Damen aus Northridge sein würden,
wenn sie erfuhren, daß Jack Fitzpatricks Tochter bei ihrem > Prinzen < Eli
in Ungnade gefallen war und ihr verwöhntes Prinzessinnendasein ein jähes Ende
gefunden hatte!
    »Nein«,
sagte sie entschieden. »Sie werden nichts über mich schreiben! Kein Wort!«
    Da Mr.
Hutcheson schwieg, schaute Bonnie aus dem Fenster auf die ersten Häuser von
Northridge hinaus. Die Stadt lag am Fuße eines Berges, den viele für einen
erloschenen Vulkan hielten, und erstreckte sich bis ans Flußufer. Die mit
Pferden betriebene Fähre, die Bonnie als Kind so geliebt hatte, existierte
noch, stellte sie erfreut fest. Wie oft hatte sie früher an der groben
Holzreling gestanden und sich den tosenden Columbia River als exotischen Ozean
vorgestellt und sich selbst als Piratenbraut auf einer flinken Galeone ...
    »Mein Wagen
wird am Bahnhof sein«, sagte Mr. Hutcheson freundlich. »Ich würde mich
glücklich schätzen, Sie zur Residenz der McKutchens fahren zu dürfen.«
    Es war über
eine Meile bis zu Genoas prächtigem Haus, und Bonnie war müde. Auch ihr Gepäck
war zu bedenken. Es war nicht viel im Vergleich zu dem,

Weitere Kostenlose Bücher